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Die Krisen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass das Ende der Blockkonfrontation Anfang der 1990er Jahre keineswegs zu einem "Ende der Geschichte" geführt hat. Denn eher als in eine Zeit der evolutionären Synthese von Liberalismus und Kapitalismus ist die Welt in eine Periode massiver Verteilungskämpfe eingetreten. Die sozialen Verwerfungen im Nachraum der Bankenkrise zeugen davon ebenso wie die horrende Zahl der Vertreibungen durch Hunger und Krieg oder die Renaissance des Rechtspopulismus. Heiner Müllers Kassandraruf vom "Scheitern, das den Siegern bevorsteht", hat sich in diesem Sinn…mehr

Produktbeschreibung
Die Krisen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass das Ende der Blockkonfrontation Anfang der 1990er Jahre keineswegs zu einem "Ende der Geschichte" geführt hat. Denn eher als in eine Zeit der evolutionären Synthese von Liberalismus und Kapitalismus ist die Welt in eine Periode massiver Verteilungskämpfe eingetreten. Die sozialen Verwerfungen im Nachraum der Bankenkrise zeugen davon ebenso wie die horrende Zahl der Vertreibungen durch Hunger und Krieg oder die Renaissance des Rechtspopulismus. Heiner Müllers Kassandraruf vom "Scheitern, das den Siegern bevorsteht", hat sich in diesem Sinn als erstaunlich präzise erwiesen und sein Anliegen, die kommunistische Utopie einer gerechten Gesellschaft gegen den Zeitgeist zu bewahren, als ungebrochen aktuell.Die in "Ich bin meiner Zeit voraus" versammelten Beiträge untersuchen Müllers Arbeit an der Bewahrung der Utopie mit Blick auf das Sinnliche, das ihm zugrunde liegt. Zum einen wegen des reichen, stets gebrochenen Nachhalls, den Georg Büchners Formel vom Hunger als dem "einzigen revolutionären Element in der Welt" bei ihm findet und zum anderen wegen seiner Auskunft, nach der das Revolutionäre der Kunst selbst im Sinnlichen wurzelt, nämlich im sinnlichen Vermögen, "Sehnsucht nach einem anderen Zustand der Welt" zu wecken. Die Beiträge des Bandes schreiten dabei ein weites Spektrum von Erfahrungsmodi ab. Sie reichen von Müllers dramatischen Darstellungen von Gewalt und Begehren über seine Bilder der Kälte, seine Inszenierungen von Krankheit und Todesangst, seine Evokation religiöser und mythischer Bildwelten, seine Motivik von Stummheit und Blindheit bis hin zu Konzeptionen der Theatererfahrung selbst.
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Autorenporträt
Hans Kruschwitz ist Literaturwissenschaftler. Er war Mitarbeiter der Bonner Arbeitsstelle für die historisch-kritische Paul-Celan-Ausgabe und vertrat eine Professur an den Facultés Universitaires Notre-Dame de la Paix in Namur, Belgien. Kruschwitz arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft der RWTH Aachen und ist Mitglied im Vorstand der Internationalen Heiner Müller Gesellschaft. Zu seinen Interessensgebieten gehören die deutschsprachig-jüdische Literatur, das Politische der Literatur sowie die Psychoanalyse und das Utopische.