The collapse of Lehman Brothers in September 2008 caught markets and regulators by surprise. Although the government rushed to rescue other financial institutions from a similar fate after Lehman, it could not prevent the deepest recession in postwar history. A Crisis of Beliefs makes us rethink the financial crisis and the nature of economic risk. In this authoritative and comprehensive book, two of today's most insightful economists reveal how our beliefs shape financial markets, lead to expansions of credit and leverage, and expose the economy to major risks. Nicola Gennaioli and Andrei Shleifer carefully walk readers through the unraveling of Lehman Brothers and the ensuing meltdown of the US financial system, and then present new evidence to illustrate the destabilizing role played by the beliefs of home buyers, investors, and regulators. Using the latest research in psychology and behavioral economics, they present a new theory of belief formation that explains why the financial crisis came as such a shock to so many people--and how financial and economic instability persist.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.12.2018Glaubenskrisen
Warum die Finanzmärkte so instabil sind
Wer sich noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für einen Menschen befindet, der sich gerne mit den Finanzmärkten und ihren Hintergründen beschäftigt, sollte einen Blick auf ein von den Ökonomen Nicola Gennaioli und Andrei Shleifer in englischer Sprache verfasstes Buch werfen. Es behandelt auf der Basis moderner Forschungen einen auf dem Verhalten der Menschen beruhenden interessanten Ansatz zur Erklärung der Fragilität von Finanzmärkten, die sich im Ernstfall in einer schweren Krise äußert.
Gut zehn Jahre nach dem Untergang von Lehman Brothers kam es in amerikanischen Blogs zu einer als "Schlacht der Bärte" bezeichneten Auseinandersetzung zwischen den Bartträgern Paul Krugman und Ben Bernanke über die wichtigste Ursache der jüngsten Finanzkrise. Während Krugman eher traditionell den Schwerpunkt auf den vorangegangenen Aufstieg und Fall des amerikanischen Häusermarktes legte und die Finanzkrise mehr als eine Art Folge eines kranken Immobilienmarktes bezeichnete, vertrat Bernanke einen moderneren Ansatz, der die Bedeutung der Immobilienkrise relativiert und die eigentlichen Probleme an den Finanzmärkten verortet. Aber während viele Vertreter dieses Ansatzes vor allem schlechte Regulierungen der Finanzbranche, gierige Investmentbanker und fragwürdige Ratingagenturen thematisieren, blicken Gennaioli und Shleifer auf die Überzeugungen der Teilnehmer an den Finanzmärkten - nicht nur der Profis, sondern auch der Privatanleger.
Sie wenden sich gegen die in der Wirtschaftstheorie verbreitete Vorstellung, die Menschen verarbeiteten die ihnen wichtigen Informationen, bevor sie handelten. Stattdessen sehen die beiden Autoren das Verhalten der Menschen stark durch Überzeugungen geprägt, die sie aus der Betrachtung der Vergangenheit gewonnen haben. So wussten im Jahre 2008 vor dem Fall von Lehman Brothers viele Menschen aus Medien, dass die Bank in Schwierigkeiten war. Aber da nach ihrer Überzeugung das Finanzsystem stabil war, hielten sie diese Probleme für nicht so wichtig. Krisen entstehen vor allem dann, wenn die Menschen alten Überzeugungen nicht mehr trauen und sich auf der Suche nach neuen befinden.
GERALD BRAUNBERGER
Nicola Gennaioli / Andrei Shleifer: A Crisis of Beliefs. Princeton University Press. Princeton 2018. 252 Seiten. 29,95 Dollar.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Warum die Finanzmärkte so instabil sind
Wer sich noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für einen Menschen befindet, der sich gerne mit den Finanzmärkten und ihren Hintergründen beschäftigt, sollte einen Blick auf ein von den Ökonomen Nicola Gennaioli und Andrei Shleifer in englischer Sprache verfasstes Buch werfen. Es behandelt auf der Basis moderner Forschungen einen auf dem Verhalten der Menschen beruhenden interessanten Ansatz zur Erklärung der Fragilität von Finanzmärkten, die sich im Ernstfall in einer schweren Krise äußert.
Gut zehn Jahre nach dem Untergang von Lehman Brothers kam es in amerikanischen Blogs zu einer als "Schlacht der Bärte" bezeichneten Auseinandersetzung zwischen den Bartträgern Paul Krugman und Ben Bernanke über die wichtigste Ursache der jüngsten Finanzkrise. Während Krugman eher traditionell den Schwerpunkt auf den vorangegangenen Aufstieg und Fall des amerikanischen Häusermarktes legte und die Finanzkrise mehr als eine Art Folge eines kranken Immobilienmarktes bezeichnete, vertrat Bernanke einen moderneren Ansatz, der die Bedeutung der Immobilienkrise relativiert und die eigentlichen Probleme an den Finanzmärkten verortet. Aber während viele Vertreter dieses Ansatzes vor allem schlechte Regulierungen der Finanzbranche, gierige Investmentbanker und fragwürdige Ratingagenturen thematisieren, blicken Gennaioli und Shleifer auf die Überzeugungen der Teilnehmer an den Finanzmärkten - nicht nur der Profis, sondern auch der Privatanleger.
Sie wenden sich gegen die in der Wirtschaftstheorie verbreitete Vorstellung, die Menschen verarbeiteten die ihnen wichtigen Informationen, bevor sie handelten. Stattdessen sehen die beiden Autoren das Verhalten der Menschen stark durch Überzeugungen geprägt, die sie aus der Betrachtung der Vergangenheit gewonnen haben. So wussten im Jahre 2008 vor dem Fall von Lehman Brothers viele Menschen aus Medien, dass die Bank in Schwierigkeiten war. Aber da nach ihrer Überzeugung das Finanzsystem stabil war, hielten sie diese Probleme für nicht so wichtig. Krisen entstehen vor allem dann, wenn die Menschen alten Überzeugungen nicht mehr trauen und sich auf der Suche nach neuen befinden.
GERALD BRAUNBERGER
Nicola Gennaioli / Andrei Shleifer: A Crisis of Beliefs. Princeton University Press. Princeton 2018. 252 Seiten. 29,95 Dollar.
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