Am 31. März 1495 entstand Europas erster Verteidigungspakt. Kaiser Maximilian I., Spaniens Könige, der Papst sowie Mailand und Venedig schlossen sich zum "Schutz Italiens" und zum "Wohl der gesamten Christenheit" in der Heiligen Liga von Venedig zusammen, um Frankreichs Expansionsdrang Einhalt zu gebieten. Doch das Bündnis war nicht von Dauer: Es zerbrach nach nur wenigen Jahren mit dem Untergang des Herrschaftsverbunds der fünf Mächte Italiens, der mit der französischen Eroberung Mailands und Neapels 1500/1501 besiegelt wurde. Das diplomatische Vorgehen der Gesandten an Maximilians Hof bis zum Zusammenbruch der Pentarchie zeugt vom neuen politischen Verständnis in der anbrechenden Neuzeit. Mit der italienischen Katastrophe übermittelte der diplomatische Verkehr die traditionell-italienische Bilancia-Politik an die großen Herrscherhöfe Europas. Sie bot, zusammen mit dem vergleichsweise hoch entwickelten Gesandtschaftssystem der Italiener, den passenden Anschauungsunterricht für den Modus vivendi im politischen System Europas, das das Zusammenspiel der europäischen Großmächte in den folgenden Jahrhunderten austarierte.