Am besten gefielen mir in dieser Ausgabe "Der Zustand der Welt" von Aiki Mira und "Sonnenaufgang, Sonnenaufgang, Sonnenaufgang" von Lauren Ring. Rings Kurzgeschichte fand ich erzählerisch besonders souverän: Minimalistisches Konzept, aus dem dann gekonnt richtig viel rausgeholt wird. Miras "Zustand
der Welt" ist sehr eindringlich, wirkte für meinen Geschmack aber zu gedrängt, beinahe gehetzt. Die…mehrAm besten gefielen mir in dieser Ausgabe "Der Zustand der Welt" von Aiki Mira und "Sonnenaufgang, Sonnenaufgang, Sonnenaufgang" von Lauren Ring. Rings Kurzgeschichte fand ich erzählerisch besonders souverän: Minimalistisches Konzept, aus dem dann gekonnt richtig viel rausgeholt wird. Miras "Zustand der Welt" ist sehr eindringlich, wirkte für meinen Geschmack aber zu gedrängt, beinahe gehetzt. Die Charaktere bleiben flach, der Fokus liegt vor allem auf einem Wendepunkt des Settings.
Was hat Queer*Welten Nr. 8 noch zu bieten?
"Hinter den Sternen" von Sonja Lemke vermittelt sehr gekonnt die zersetzende Entmenschlichung einer allein auf Leistungsdruck ausgerichteten Gesellschaft. Die Geschichte ist routiniert erzählt, aber ich konnte zu den Charakteren nicht so recht eine Verbindung aufbauen.
An "Ritorna Vincitor" von Carolin Lüders gefällt mir, wie Lüders mir erst die Ordnung ihrer Urban-Fantasy-Welt beibringt und dann Zweifel daran sät. Die Handlung wirkt ein wenig forciert, und ausgerechnet das Thema, über das die beiden Figuren sich näher kommen (Oper), wird im Dialog der beiden für mein Empfinden unbefriedigend behandelt, denn die beiden kommen in dem Gespräch nicht wirklich kenntnisreich herüber.
Linda-Julie Geigers Geschichte "Ein Regenbogen aus Gold" ist irgendwie cute, gleichzeitig fand ich sie erzählerisch verbesserungswürdig. Die Gefährlichkeit einer Situation wird nur behauptet, aber nicht unterfüttert. Manche Details und Nebenfiguren sind für die Erzählung irrelevant. Und mehrfach waren Einzelheiten unklar beschrieben, ohne dass ich den Eindruck hatte, dass die Unklarheit gewollt war.
Des weiteren enthält die Ausgabe einen soliden Essay von Christian Vogt über toxische Nostalgie, ein anderthalbseitiges "Prosagedicht" von Claudia Klank, das mich nicht besonders ansprach, und 13 Mikrofiktionen (jeweils 100 Wörter lang), die das Heft sehr schön auflockern.
Was mir nach wie vor an den Queer*Welten gefällt, ist die Bandbreite an Repräsentation marginalisierter Perspektiven. Da sie zum Konzept der Zeitschrift gehört, gehe ich hier vielleicht zuwenig darauf ein, aber als niedrigschwelligen Einstieg in deutschsprachige progressive, queerfeministische SFF funktioniert Queer*Welten sehr gut.