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Ein Stück Weltliteratur für alle auf diesem Planeten lebenden Menschen, das letzte Buch des Hauptwerkes des Jahrtausend-Gelehrten, der "Wiederbelebung der Religiösen Wissenschaften", erstmals in deutscher Sprache. Alles Wichtige, was man über die Vorbereitung des Menschen auf den Tod, das Sterben, die Auferstehung und das Leben im Jenseits wissen sollte, wird anhand von Koran und Sunna dargelegt und durch authentische Berichte veranschaulicht.

Produktbeschreibung
Ein Stück Weltliteratur für alle auf diesem Planeten lebenden Menschen, das letzte Buch des Hauptwerkes des Jahrtausend-Gelehrten, der "Wiederbelebung der Religiösen Wissenschaften", erstmals in deutscher Sprache. Alles Wichtige, was man über die Vorbereitung des Menschen auf den Tod, das Sterben, die Auferstehung und das Leben im Jenseits wissen sollte, wird anhand von Koran und Sunna dargelegt und durch authentische Berichte veranschaulicht.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.01.2015

Wenn die Posaune des Gerichts erklingt
Islamische Jenseitsfahrt: Eine Übersetzung aus dem theologischen Werk des Abu Hamid Muhammad al Ghazali

Der Tod sei "der wahre Endzweck des Lebens", schrieb Mozart einmal in einem seiner Briefe. Dem Komponisten des Requiems, der so erschütternde und bewegende Sequenzen wie das Dies irae, das Rex tremendae und das Lacrimosa schuf, war die Sterblichkeit - philosophisch: die Kontingenz alles Lebendigen - im Alltag noch weitaus bewusster als uns Heutigen, die wir das Sterben gern verdrängen. Die Menschen waren frömmer, und sie starben, soweit sie als "betagt" galten, meistens in einem Alter, da sich der Mensch des einundzwanzigsten Jahrhunderts in der Regel zu einem langen Lebensabend rüstet. Die Kindersterblichkeit war bestürzend hoch. Das Memento Mori und die Vergänglichkeit (vanitas) konstituierten auch das Zeitalter des Barock - vom Mittelalter und seinen Totentänzen gar nicht zu reden.

Dem Muslim ist das Sterben auch heute noch in drastischer Weise gegenwärtig, heißt es doch im Koran kurz und wahr: "Eine jede Seele kostet den Tod." Am Jüngsten Tag, an dem die "Rechnung" aufgemacht wird, müssen laut Koran Muslime Rechenschaft über ihr Leben ablegen. Die eschatologischen, endzeitlichen Suren und Verse sind sprachlich und bildlich mit die eindrücklichsten, die der Koran zu bieten hat. Vor allem für die Sufis, die Mystiker des Islam, ist der Koran auch ein Totenbuch: "Sterbet, ehe ihr sterbet!" (mutu qabla an tamutu) - mit dieser Maxime betritt der Sufi den mystischen Pfad, an dessen Ende die unio mystica stehen soll, die selige Begegnung der Seele mit Gott, die Aufhebung aller Gegensätze. Für die Mystiker des Islam steht Gottes Barmherzigkeit im Mittelpunkt.

Unser religiös skeptisch, oft ungläubig gewordenes Europa kennt wohl das Tibetanische oder Ägyptische Totenbuch, gewiss auch aus einem eskapistischen Interesse am Exotischen heraus; die islamischen Jenseitsvorstellungen sind ihm hingegen weniger bekannt, obwohl sie vieles mit denen der alten Ägypter, des Christentums und sogar des Buddhismus gemeinsam haben, denn leiblicher Tod und göttliche Belohnung, Erlösung, Befreiung vom Leiden - oder deren Gegenteil - sind in allen Hochreligionen auch an moralische Kategorien geknüpft.

Abhelfen kann diesem Unwissen ein Buch, das nun in deutscher Übersetzung erschienen ist: "Erinnerung an den Tod und das Leben danach", übersetzt von Radhia Shukrullah. Es handelt sich dabei um den vierzigsten und letzten Teil des riesigen Werkes "Wiederbelebung der Religionswissenschaften", der sich mit dem Jenseits beschäftigt, wie es dem Gläubigen durch den Koran und die Überlieferungen bekannter Prophetengefährten und Frommer vor Augen gestellt wird. Deren Sentenzen werden ausgiebig zitiert, was die Lektüre ein wenig unersprießlich macht, aber zu jener Zeit gang und gäbe war.

Der Autor dieser islamischen Jenseitsfahrt ist kein Geringerer als Abu Hamid Muhammad al Ghazali (1058 bis 1111), in dem die Muslime bis heute ihren größten und wirkmächtigsten Theologen sehen. Ghazali war eigentlich Perser, gebürtig aus Tus in der Provinz Chorassan, errang seinen höchsten Ruhm als Universitätslehrer in Bagdad, wo er an der Nizamija-Hochschule die sunnitische Rechtgläubigkeit gegen die schiitischen "Ketzer", vor allem die radikalschiitischen Ismailiten (Batiniten) verteidigen sollte.

Ghazali gilt vielen als der Intellektuelle des klassischen Islam schlechthin, und der Orientalist William Montgomery Watt hat ihm vor etlichen Jahren schon eine eindringliche biographische Studie gewidmet ("The Muslim Intellectual. A Study of al-Ghazali"). Ghazali war nicht nur Theologe, sondern auch Philosoph. Seine Beschäftigung mit der Philosophie brachte ihn zu der Erkenntnis, dass der Rationalismus die Glaubenswahrheiten nicht erweisen könne, was ihn in eine tiefe Krise stürzte. In einer fast existentialistisch anmutenden Autobiographie mit dem Titel "Der Erretter aus dem Irrtum" fand er zu einem begründbaren Fideismus zurück, der auch die moderaten Formen der Mystik als orthodox in den Islam integrierte. Mit der "Wiederbelebung" schuf er dann so etwas wie die Summa theologiae des Islam vor tausend Jahren.

Der hier vorliegende Teil, mit dem diese Summe schließt, zeigt eindringlich, wie sehr Ghazali vom "Tod-Gedenken" (dhikr) beeinflusst und geprägt war. Ohne das Bewusstsein der Sterblichkeit, für welches der Autor viele Zitate muslimischer Frommer anführt, ist ein religiös vertieftes Leben nicht möglich, ein Leben, das in Erfüllung der göttlichen Gebote verlaufen und getragen werden soll von der Hoffnung auf ein besseres Jenseits. Die irdischen Hoffnungen sind hingegen trügerisch, das Weltleben, an das die Menschen sich wie süchtig klammern, verschafft nur die Illusion der Dauerhaftigkeit. Sie zerstiebt im Tod. Die reuige Umkehr kommt meistens zu spät. Man assoziiert bei diesen Passagen den "Jedermann" Hugo von Hofmannsthals.

Das Buch endet - und damit wird das gesamte Riesenwerk der "Wiederbelebung" sozusagen gekrönt - mit der begründeten Hoffnung des Gläubigen auf Gottes Barmherzigkeit, die viele Male im Koran vorkommt und durch die dem Frommen am Ende die visio beatifica zuteilwird: die Schau von Gottes Antlitz.

Doch davor hat Gott die Prüfungen der Seele gesetzt. Ghazali kennt keinen "Kuschel"-Gott. "Morgen wird nur jener Gottesknecht enttäuscht und unglücklich sein, den Allah aus Seiner allumfassenden Barmherzigkeit und Seinem Paradiese verstößt, das alle Himmel und die Erde umspannt", zitiert er einen Prediger. Die Beschreibung der Höllenqualen erinnert an Bilder von Hieronymus Bosch. Ghazali beschreibt die nachtodlichen purgatorischen Zustände der Seele im Grab, die "Sirat-Brücke", die in der ersten Sure des Korans erwähnt wird und deren Passieren darüber entscheidet, ob man zu den Erwählten oder Verstoßenen gehört; den Posaunenstoß, der das Jüngste Gericht einleitet. Ausgiebig wird das Paradies beschrieben, eingeschlossen jene Paradiesjungfrauen (Huris) und schönen Jünglinge (Wildan), die den Tugendhaften in einem durchaus sinnlich konzipierten Jenseits in einer Sprache verheißen werden, die heute als sexistisch gelten müsste und die Christen schon früh als "Skandalon" empfanden.

Doch woher weiß der Autor dies alles? Seine Quellen sind natürlich die Offenbarungs-Schrift, der Koran, die für Ghazali bindend ist, Aussprüche des Propheten Mohammed sowie esoterische Traumdeutungen und die inneren Gesichte und spirituellen Erfahrungen zahlreicher Frommer, Asketen oder Sufis. Philosophisch ist ihm der Tod eine "Zustandsänderung", eine Loslösung der Seele vom Körper, bis beide wieder zusammengefügt werden ("Die Seelen sich mit den Körpern paaren", wie es in der Sure al Takwir heißt).

Ghazalis Werk über Tod und Jenseits ist die Schöpfung eines Zeitalters, in dem die Menschen mehrheitlich die Existenz einer Anderswelt für ebenso natürlich und sicher hielten, wie wir heute die Existenz ferner Galaxien. Vieles, was der Autor im Zusammenhang mit Tod und Sterben beschreibt, kann auch von nichtgläubigen Menschen als wahr nachempfunden werden. Religionen gelten in unserer säkularisierten Welt vielen als bestenfalls sinnstiftende große Erzählungen; ob man sie akzeptiert oder nicht, hängt von jedem Einzelnen ab. Doch gilt dies nicht nur für Ghazalis Beschreibung der Jenseitsreise, sondern gleichermaßen für die Lektüre des Ägyptischen oder Tibetanischen Totenbuchs.

WOLFGANG GÜNTER LERCH.

Al-Ghazali: "Erinnerung an den Tod und das Leben danach". Das 40. Buch der Ihyâ' 'ulûm ad-dîn.

Aus dem Arabischen von Radhia Shukrullah. Spohr Publishers, Nikosia 2014, 347 S., br., 19,50 [Euro].

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