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Dieser Band versammelt in einer Zusammenstellung des Autors vier Erzählungen, die zwischen 1979 und 2003 im Original erschienen sind. Hintergrund der literarischen Welt von Jeon Sang-Guk sind die traumatischen Erfahrungen der Teilung des Landes und des Koreakrieges, die den Autor und seine Zeitgenossen prägen. Neben dem Erlebnis nackter Gewalt und ideologischer Verblendung auf beiden Seiten bedeutet der Krieg für die meisten Koreaner Entwurzelung als Folge von Flucht und Vertreibung und läßt so ein Bewußtsein der Heimatlosigkeit entstehen, das der Autor zu einer Metapher für das Menschsein…mehr

Produktbeschreibung
Dieser Band versammelt in einer Zusammenstellung des Autors vier Erzählungen, die zwischen 1979 und 2003 im Original erschienen sind. Hintergrund der literarischen Welt von Jeon Sang-Guk sind die traumatischen Erfahrungen der Teilung des Landes und des Koreakrieges, die den Autor und seine Zeitgenossen prägen. Neben dem Erlebnis nackter Gewalt und ideologischer Verblendung auf beiden Seiten bedeutet der Krieg für die meisten Koreaner Entwurzelung als Folge von Flucht und Vertreibung und läßt so ein Bewußtsein der Heimatlosigkeit entstehen, das der Autor zu einer Metapher für das Menschsein schlechthin erweitert. Ahbes Familie Eine koreanische Familie läßt ihren geistig behinderter Sohn zurück, als sie sich zur Auswanderung nach Amerika entschließt. Jahre später liest einer seiner jüngeren Brüder in den Tagebüchern seiner Mutter, die nicht nur diese Schuld nicht verwinden konnte, die lange verdrängte Vorgeschichte. Er kehrt als amerikanischer Soldat nach Korea zurück und forscht nach dem Schicksal des Bruders. Der Idiot Ahbe ist in dieser Geschichte sowohl das Symbol der zerstörerischen Macht des Krieges als auch ein Prüfstein, an dem sich die wahre Menschlichkeit der anderen bewähren muß. Diese Bewährungsprobe gelingt den in sich selbst oder in verkrusteten Traditionen befangenen Menschen dieser Geschichte eigentlich nicht. Nur der Ich-Erzähler erlebt eine Wandlung. Die Tränen eines Idols Eine Schulklasse wird zum Spiegel gesellschaftlicher Machtverhältnisse. Der Anführer der Wiederholerbande, Choi Kipyo, macht in der Schule Schwierigkeiten, die Lehrer hassen ihn, in ihren Augen ist er heimtückisch und brutal wie ein Teufel. Die Schüler haben einerseits Angst vor ihm, andererseits ist er ihr Idol. Die Ereignisse werden im wesentlichen aus der Perspektive des Schülers Lee Yudae erzählt, der das Geschehen mit wachen Blicken und kritischen Gedanken beobachtet. Yudae schwankt zwischen Bewunderung und Abscheu für die raffinierten Aktionen des Lehrers und des Klassensprechers, auch Kipyo gegenüber schwankt er zwischen echtem Mitleid und Abneigung, zwischen Faszination von dessen Auftreten und Ablehnung seiner Zügellosigkeit. Unsere Flügel Der Glaube an schamanistische Praktiken im zunehmend modernen Alltag bedeutet eine Zerreißprobe für eine Familie. Dargestellt wird der Konflikt zwischen irrationalem Verhalten und Alltagsrealität am Beispiel einer Familie, deren Frauen so fest in konfuzianistischen und vor allem schamanistischen Traditionen verwurzelt sind, daß diese ihre Wirklichkeitswahrnehmung trüben. Aber irrationale Ereignisse greifen auch in die scheinbar rationale Welt der Technik ein, wenn der Vater der Familie beim Autofahren Verkehrsunfälle verursacht, weil er etwas sieht, das es in der Realität gar nicht gegeben hat. Durch Zauberrituale und schamanistische Zeremonien versucht man, dem vermeintlichen Unheil zu entkommen. Planarien Diese Geschichte wurde gleich bei ihrem Erscheinen 2003 mit dem „Sonderpreis des Yisang Literaturpreise“ und mit dem „9. Preis für moderne buddhistische Literatur“ ausgezeichnet. Die hermaphroditischen Planarien sind ein Bild für menschheitsgeschichtliche und philosophische Zusammenhänge. Als Zwitter, die sich auch geschlechtlich fortpflanzen können, stehen sie am Anfang der Evolutionsgeschichte und ihrer Auswahl des Tüchtigsten und Anpassungsfähigsten und damit zugleich am Anfang einer als Fortschritt gedachten Entwicklung, wie sie von der westlichen Philosophie vertreten wird. Da sie sich aber auch ungeschlechtlich vermehren können, indem sich aus jedem abgetrennten Teilchen ihres Organismus wieder ein identischer neuer Organismus bilden kann, vertreten sie ebenfalls den ewigen gleichen Kreislauf der Natur, der durch immer neue Wiedergeburten bestimmt wird, wie sie der Buddhismus lehrt. In diesem Kontext greift der Autor auch die moderne Thematik des Klonens, insbesondere des Menschenklonens auf. Das rätselhafte Verschwinden einer jungen Frau läßt den Ich-Erzähler, einen Biologielehrer, unsicher zurück. Auch sie erscheint ihm wie ein Zwitterwesen. Parallel mit den Zweifeln an ihrem wirklichen Wesen wachsen auch die an seiner eigenen Identität.