Heiterkeit als ästhetischer Begriff gilt als Grundmerkmal einer klassischen Kunst und blieb vor dem Hintergrund moderner Ästhetiken von der Literaturwissenschaft lange unbeachtet. Wie sehr auch die Poetik Thomas Manns dem klassischen Heiterkeitspostulat verpflichtet ist, blieb daher ebenso verborgen. Doch Heiterkeit bezeichnet eine grundlegende Kategorie im mittleren und späten Romanwerk Thomas Manns. Der politischen Wendung des Autors in der Lebensmitte folgt eine ästhetische: von der Haltung des ironisch-distanzierten Künstlers zur lebens- und menschenfreundlichen Ästhetik der Heiterkeit. War bisher die Ironie im Werk Thomas Manns als das bestimmende ästhetische Element angesehen worden und der Humor ihr als gestalterischer Ausdruck zugeordnet, bietet nun die Heiterkeit als geistig-philosophisch grundierte Erzählhaltung ein gleichwertiges Äquivalent zur Ironie im Frühwerk. Der vorliegende Band verfolgt die Traditionslinien dieser Heiterkeit, die bis in die Weimarer Klassik zurückführen, zu Goethe, dem die Ästhetik des Heiteren und ihr komplementärer Charakter, die Heiterkeit auf dunklem Grund, als poetologisches Programm galten. Auch in Nietzsches Kulturkonzeption des Dionysischen und Apollinischen und seiner 'Griechischen Heiterkeit' findet sich diese komplementäre Idee der Heiterkeit.Vor dem Zeithintergrund der europäischen Kriege entfaltet sich Thomas Manns erzählerische Heiterkeit vor allem in den großen Exilromanen ,Joseph und seine Brüder' und ,Doktor Faustus'. Entgegen einer durch Adorno formulierten modernen Negativitäts-Ästhetik bekennt sich Thomas Mann zu seinem widerständigen Programm - zum Exil der Heiterkeit in der Kunst.