Magisterarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Deutsch - Literatur, Werke, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Philosophische Fakultät), Sprache: Deutsch, Abstract: Inhaltsangabe:Einleitung:
Altersregeln und Sexualnormen in ausgewählten Erzähltexten Arthur Schnitzlers - mit dieser Fragestellung sind zwei zentrale Themen des Schnitzlerschen (Eueres berührt, die in unterschiedlichsten Varianten immer wieder erscheinen.
Die Relevanz der Erotikthematik im Werk ist unübersehbar, doch steht Schnitzler damit keineswegs allein, sondern ist in das kulturelle Wissen seiner Ära einzuordnen. Unter Heranziehung der textexternen Voraussetzungen der Jahrhundertwende läßt sich belegen, daß die Auseinandersetzung mit der menschlichen Sexualität durchaus dem Zeitgeist entsprach, daß das Erotische "auf breiteste[r] Basis hoffähig" wurde und sich "als bedeutsamer Bestandteil des Literaturbetriebs" konstituierte. Einen Überblick über jenen "Siegeszug der Sexualität" liefert die "Geschichte des privaten Lebens":
Um 1860 fängt die Geschichte der modernen Sexualität an. Ein unterirdisches Grollen erschütterte die traditionelle Kultur; die erotische Vorstellungswelt wandelte sich. Der Bürger, eingeschlossen in seiner Privatheit, beginnt, unter seiner Moral zu leiden [...].
Gleichzeitig entwickelte sich die Sexualwissenschaft; die "kommende Herrschaft des Sexuellen zeichnete sich ab". Diese scientia sexualis "gliederte das Feld der Erotik, kodifizierte Perversionen und verwarf Verhaltensweisen als pathologisch. Der Bogen spannt sich von Otto Weiningers pseudowissenschaftlicher Abhandlung "Geschlecht und Charakter" über Paul Möbius' Ausführungen "Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes" bis zu Richard Kram-Ebings "Psychopathia Sexualis"", die sich in extenso den Formen der als krankhaft empfundenen sexuellen Abweichungen widmet. Eine Außenseiterposition in dieser Reihe bekleidet Lou Andreas-Salome, nicht nur weil sie eine Frau ist, sondern vorrangig weil sie von einer Dämonisierung der Sexualität Abstand nimmt: "Man soll [...] der Erotik ruhig zugestehn, was sie schön und gefahrvoll macht!".
Der Anstieg der ausgesprochen heterogenen Auseinandersetzung mit der Sexualität ist Spiegelbild der latenten Krise des Werte- und Normensystems in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die die Dichter der Frühen Moderne - unter ihnen Arthur Schnitzler - aufgreifen und thematisieren, indem der erotische Normverstoß regelrecht zur Pflicht wird.
Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Inhaltsverzeichnis1
1.Einleitung4
1.1"Der Siegeszug der Sexualität"4
1.2Alter und Jugendmythos5
1.3Die Arthur Schnitzler-Forschung7
2."Leben" und "Nicht-Leben" als "höchste ideologische Werte" in den Texten der Frühen Moderne14
3.Die Altersklassen und ihre Relation zur Erotik17
3.1Kindheit: Kinder als Produkt einer erotischen Verbindung17
3.2Das Schwellenalter des Übertritts: Die Pubertät und die Sonderrolle des Abenteurers in der Abenteurernovelle20
3.3"Jugend" - das epochale24
3.3.1Die temporär befristete Herstellung der Synchronität von metaphorischer und biologischer Jugend in der Traumnovelle25
3.3.2Die gesellschaftlichen Normen und die Verhinderung von Erotik28
3.3.2.1Normadäquates Verhalten als Ehefrau und Mutter: Absenz von Erotik und Jugend29
3.3.2.2Die Witwe und die Relevanz von sexueller Erfahrung33
3.3.2.3Die bürgerlichen Berufe als Maßstab für die Altersklassenzuordnung35
3.3.3Die nicht-bürgerliche Lebensweise des Künstlers und des Abenteurers als Potential für Jugend und Erotik38
3.4Die Alternden43
3.4.1Das Schwellenalter des Übertritts44
3.4.1.1Frau Berta Garlan45
3.4.1.2Doktor Gräsler. Badearzt47
3.4.2Die Raumstrukturen48
3.4.2.1Das Modell der zweiten Wahl: Rückzug in die Provinzstadt als Antwort auf den Alterungsprozeß48
3.4.2...
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Altersregeln und Sexualnormen in ausgewählten Erzähltexten Arthur Schnitzlers - mit dieser Fragestellung sind zwei zentrale Themen des Schnitzlerschen (Eueres berührt, die in unterschiedlichsten Varianten immer wieder erscheinen.
Die Relevanz der Erotikthematik im Werk ist unübersehbar, doch steht Schnitzler damit keineswegs allein, sondern ist in das kulturelle Wissen seiner Ära einzuordnen. Unter Heranziehung der textexternen Voraussetzungen der Jahrhundertwende läßt sich belegen, daß die Auseinandersetzung mit der menschlichen Sexualität durchaus dem Zeitgeist entsprach, daß das Erotische "auf breiteste[r] Basis hoffähig" wurde und sich "als bedeutsamer Bestandteil des Literaturbetriebs" konstituierte. Einen Überblick über jenen "Siegeszug der Sexualität" liefert die "Geschichte des privaten Lebens":
Um 1860 fängt die Geschichte der modernen Sexualität an. Ein unterirdisches Grollen erschütterte die traditionelle Kultur; die erotische Vorstellungswelt wandelte sich. Der Bürger, eingeschlossen in seiner Privatheit, beginnt, unter seiner Moral zu leiden [...].
Gleichzeitig entwickelte sich die Sexualwissenschaft; die "kommende Herrschaft des Sexuellen zeichnete sich ab". Diese scientia sexualis "gliederte das Feld der Erotik, kodifizierte Perversionen und verwarf Verhaltensweisen als pathologisch. Der Bogen spannt sich von Otto Weiningers pseudowissenschaftlicher Abhandlung "Geschlecht und Charakter" über Paul Möbius' Ausführungen "Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes" bis zu Richard Kram-Ebings "Psychopathia Sexualis"", die sich in extenso den Formen der als krankhaft empfundenen sexuellen Abweichungen widmet. Eine Außenseiterposition in dieser Reihe bekleidet Lou Andreas-Salome, nicht nur weil sie eine Frau ist, sondern vorrangig weil sie von einer Dämonisierung der Sexualität Abstand nimmt: "Man soll [...] der Erotik ruhig zugestehn, was sie schön und gefahrvoll macht!".
Der Anstieg der ausgesprochen heterogenen Auseinandersetzung mit der Sexualität ist Spiegelbild der latenten Krise des Werte- und Normensystems in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die die Dichter der Frühen Moderne - unter ihnen Arthur Schnitzler - aufgreifen und thematisieren, indem der erotische Normverstoß regelrecht zur Pflicht wird.
Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis:
Inhaltsverzeichnis1
1.Einleitung4
1.1"Der Siegeszug der Sexualität"4
1.2Alter und Jugendmythos5
1.3Die Arthur Schnitzler-Forschung7
2."Leben" und "Nicht-Leben" als "höchste ideologische Werte" in den Texten der Frühen Moderne14
3.Die Altersklassen und ihre Relation zur Erotik17
3.1Kindheit: Kinder als Produkt einer erotischen Verbindung17
3.2Das Schwellenalter des Übertritts: Die Pubertät und die Sonderrolle des Abenteurers in der Abenteurernovelle20
3.3"Jugend" - das epochale24
3.3.1Die temporär befristete Herstellung der Synchronität von metaphorischer und biologischer Jugend in der Traumnovelle25
3.3.2Die gesellschaftlichen Normen und die Verhinderung von Erotik28
3.3.2.1Normadäquates Verhalten als Ehefrau und Mutter: Absenz von Erotik und Jugend29
3.3.2.2Die Witwe und die Relevanz von sexueller Erfahrung33
3.3.2.3Die bürgerlichen Berufe als Maßstab für die Altersklassenzuordnung35
3.3.3Die nicht-bürgerliche Lebensweise des Künstlers und des Abenteurers als Potential für Jugend und Erotik38
3.4Die Alternden43
3.4.1Das Schwellenalter des Übertritts44
3.4.1.1Frau Berta Garlan45
3.4.1.2Doktor Gräsler. Badearzt47
3.4.2Die Raumstrukturen48
3.4.2.1Das Modell der zweiten Wahl: Rückzug in die Provinzstadt als Antwort auf den Alterungsprozeß48
3.4.2...
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