Sechs Stockwerke, fünfzig Wohnungen wie Bienenwaben, eine zentrale Küche, Essensaufzüge, Abwurfkanäle für Schmutzwäsche und Kinderbetreuung für alle: So sah das Stockholmer Kollektivhaus aus, der im Jahr 1935 Wirklichkeit gewordene Traum vom gemeinsamen Wohnen, die erste europäische WG. Das Haus wurde Heimstatt der wichtigsten schwedischen Intellektuellen, ein Zentrum des Antifaschismus, Flüchtlinge wurden versorgt, die Geheimpoliziei war ständig präsent. Doch die Elite blieb letztlich unter sich, Kinder kamen nur wenige, die Ehen zerbrachen.
Der Regisseur Staffan Lamm wuchs im Kollektivhaus auf und erzählt hier seine persönliche Geschichte, während sich Thomas Steinfeld parallel der Historie des Hauses und der zugrundeliegenden Ideologie zuwendet.
Der Regisseur Staffan Lamm wuchs im Kollektivhaus auf und erzählt hier seine persönliche Geschichte, während sich Thomas Steinfeld parallel der Historie des Hauses und der zugrundeliegenden Ideologie zuwendet.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2006Das Kollektivhaus
Von SZAutoren: Eine Geschichte der Wohngemeinschaft
Eine Wohngemeinschaft gab es vor allen anderen, ein Kollektiv, in dem sich eine intellektuelle Elite versammelte, um der ganzen Gesellschaft vorzuleben, wie ihre Zukunft beschaffen sein sollte. Das Kollektivhaus in Stockholm, 1935 von Sven Markelius errichtet, war der Traum von der Emanzipation der Frau und der Kinder durch Rationalisierung des Alltags: ein klassenloses Zusammenleben mit Großküche und Schmutzwäscheabwurf, zwangloser Sexualität und gemeinsamer Kindererziehung. Doch das Projekt scheiterte nach nur zehn Jahren. Die meisten Paare waren geschieden, die Eltern hatten ihre Kinder im Stich gelassen, es regierten die Anwälte. Der Regisseur und Kameramann Staffan Lamm war eines dieser Kinder. Er erzählt die Geschichte des Hauses als seine Geschichte, während Thomas Steinfeld, Literaturchef der Süddeutschen Zeitung, berichtet, wie es zu diesem Projekt kam, von welchen Ideen es begleitet wurde und was danach kam.
SZ
STAFFAN LAMM/THOMAS STEINFELD: Das Kollektivhaus. Utopie und Wirklichkeit eines Wohnexperiments. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. 160 Seiten, 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Von SZAutoren: Eine Geschichte der Wohngemeinschaft
Eine Wohngemeinschaft gab es vor allen anderen, ein Kollektiv, in dem sich eine intellektuelle Elite versammelte, um der ganzen Gesellschaft vorzuleben, wie ihre Zukunft beschaffen sein sollte. Das Kollektivhaus in Stockholm, 1935 von Sven Markelius errichtet, war der Traum von der Emanzipation der Frau und der Kinder durch Rationalisierung des Alltags: ein klassenloses Zusammenleben mit Großküche und Schmutzwäscheabwurf, zwangloser Sexualität und gemeinsamer Kindererziehung. Doch das Projekt scheiterte nach nur zehn Jahren. Die meisten Paare waren geschieden, die Eltern hatten ihre Kinder im Stich gelassen, es regierten die Anwälte. Der Regisseur und Kameramann Staffan Lamm war eines dieser Kinder. Er erzählt die Geschichte des Hauses als seine Geschichte, während Thomas Steinfeld, Literaturchef der Süddeutschen Zeitung, berichtet, wie es zu diesem Projekt kam, von welchen Ideen es begleitet wurde und was danach kam.
SZ
STAFFAN LAMM/THOMAS STEINFELD: Das Kollektivhaus. Utopie und Wirklichkeit eines Wohnexperiments. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006. 160 Seiten, 17,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH