Vormoderne Gesellschaften wurden besonders in der älteren Forschung als 'passive' Opfer gesehen, die den 'Launen der Natur' wenig bis nichts entgegenzusetzen hatten. Solch einseitige Erklärungen sind nicht sinnvoll. Stephan F. Ebert zeigt an sechs Beispielen aus dem Frankenreich, dass Hungersnöte, Seuchen und Todesfälle in der Zeit vom 8. bis 10. Jahrhundert häufig erst durch eine Kombination aus natürlichen und menschengemachten Faktoren eintraten. Nicht selten war der Mensch sogar maßgeblich an der Entstehung extremer Ereignisse beteiligt. Eberts innovativer, interdisziplinärer Ansatz aus Natur- und Geisteswissenschaften berücksichtigt soziale Faktoren stärker als bisher und macht so entscheidende Akteure bei der Erarbeitung von Bewältigungsmaßnahmen greifbar. In der gegenwärtigen Diskussion über den Klimawandel und der Frage, wie die globale Gemeinschaft den prognostizierten ökologischen Herausforderungen begegnen soll, können diese Erkenntnisse ein historisches Orientierungswissen bereitstellen.
"In seiner exzellent gegliederten und ausgestatteten Dissertation untersucht Stephan Ebert ausgewählte Extremereignisse des frühen Mittelalters [...]. Seine theoretisch komplexe Forschungsarbeit ist interdisziplinär ausgelegt [...]. Die Studie stellt insofern eine Pionierarbeit dar, als sie sowohl Quellen aus Kulturarchiven als auch Naturarchiven auswertet, um Extremereignisse im Frankenreich des achten bis zehnten Jahrhunderts im neuen Licht erscheinen zu lassen." Volker Beckmann Archiv und Wirtschaft 55, 2022/4 20221201