„nicht von nacht“ ist ein ehrliches, ein intimes und darum mutiges Buch. Mit diesem Titel lässt sich die bildende Künstlerin Stephanie Tangerding auf Sprache ein. „Wo will Bild Sprache werden oder umgekehrt, wollen sich Wörter in Bilder wandeln?“ Über ein Jahr hat sich Tangerding an den Schreibtisch gesetzt und Wahrnehmung – nach innen, nach aussen – ernst genommen als Echoraum gelebten Lebens. Gegenwart kristallisiert zu Bildern aus, im Umraum von Silben stockt die Zeit. Über sparsam beschriebene Buchseiten kehrt Kindheit zurück und mit ihr die Grossmutter, die Mutter, der viel zu früh verstorbene Vater. Wie eine subjektive Winterreise ertastet „nicht von nacht“ eine Ordnung jenseits biografischer Schicksalsschläge. Die sparsame sprachliche Partitur ruft Landschaften und Witterungen auf als Speicher der Erinnerung. Im Lesen bezieht sich die Autorin selbst auf literarische Stimmen des 20. Jahrhunderts, verknüpft Gegenstände mit dem Wissen um Aggregatzustände oder um kunsthandwerkliche Verfahren.
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