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In 1817 the great powers installed Leopold of Saxe- Coburg as king of Belgium ? a new, artificial state inhabited by Catholic Dutch in the North, and French- speaking Walloons in the South. Belgium is often compared to multilingual Switzerland, but whereas Switzerland grew organically, Belgium is an artificial state, in which two peoples were forced to live together and where no national consciousness developed. It could fall apart in the next ten years. Paul Belien argues that the pan-European super-state currently in the making will resemble a ?Greater-Belgium? rather than a…mehr

Produktbeschreibung
In 1817 the great powers installed Leopold of Saxe- Coburg as king of Belgium ? a new, artificial state inhabited by Catholic Dutch in the North, and French- speaking Walloons in the South. Belgium is often compared to multilingual Switzerland, but whereas Switzerland grew organically, Belgium is an artificial state, in which two peoples were forced to live together and where no national consciousness developed. It could fall apart in the next ten years. Paul Belien argues that the pan-European super-state currently in the making will resemble a ?Greater-Belgium? rather than a ?Greater-Switzerland?, since Europe will also be an artificial construct. Belgium has infected EU political attitudes and acts as a model for the EU ? a failed attempt to ?construct a nation? out of different peoples with separate languages and traditions. To learn what the EU as a single state might be like, take up this highly readable mix of history, analysis and warning.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.03.2008

Ein Kunststaat in Europa
Umverteilung und Korporatismus halten Belgien zusammen

Die bis Ostern amtierende Übergangsregierung in Belgien hat es offenbar geschafft, aus der politischen Sackgasse zu finden. Zuvor konnten sich die flämischen und wallonischen Parteien fast ein halbes Jahr nicht auf eine Koalition einigen. Vordergründig ging es um die Details einer Staatsreform, die beiden Landesteilen mehr Eigenständigkeit gibt. Dahinter lauerte angesichts der verhärteten Fronten zwischen Flamen und Wallonen stets die Frage, ob Belgien als Staat überhaupt eine Zukunft hat.

Es gibt Kommentatoren in der internationalen Presse, die dafür plädieren, den Kunststaat Belgien einfach aufzulösen und selbstverwaltete flämische und wallonische Staaten zu bilden. Damit stünde aber auch die Europäische Union vor einem Scherbenhaufen, denn sie basiert auf genau denselben "konstruktivistischen" Prinzipien wie Belgien, argumentiert der flämische Journalist Paul Belien, der hauptsächlich für amerikanische Zeitungen arbeitet.

Sein Buch "A Throne in Brussels" erzählt in äußerst spannender, teils schockierender Weise die Geschichte Belgiens und seiner Monarchenfamilie der Sachsen-Coburgs, deren Abgründe (Leopold II. im Kongo) und Hintergründe in Europa er beleuchtet und dabei die Wurzeln der heutigen Misere offenlegt. Entstanden 1830/31 als Abspaltung der Niederlande, steht "Belgien" (den Namen fand man in römischen Schriften) seitdem im Spannungsfeld zwischen wallonischer Minderheit (knapp 40 Prozent der Bevölkerung) und flämischer Mehrheit (etwa 60 Prozent).

Über lange Zeit sah der politisch-ökonomische Ausgleich so aus, dass die frankophone Elite regierte und das verachtete niederländische Volk zu zahlen und zu schweigen hatte. Belien betont, wie der Staat bei Investitionen in die Infrastruktur systematisch den Süden bevorzugte, während der flämische Norden unterentwickelt blieb. Heute allerdings schleppt der wallonische Süden ein schwerindustrielles Erbe mit sich, das der Norden nicht hat, der wiederum den Süden wirtschaftlich eindrucksvoll überholt hat. Belien betont auch die Dominanz der sozialistischen Partei im wallonischen Süden als Grund für die wirtschaftliche Erfolglosigkeit.

Die Struktur aus Sozialtransfers und Korporatismus, die Belgien heute prägt, entstand bereits unter Albert I. in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Dieser erkannte, dass die ungeliebte Monarchie nur im Bündnis mit den (frankophonen) Sozialisten, die den Zentralstaat befürworteten, eine Überlebenschance habe. Im Gegenzug für deren Unterstützung installierte Albert ein sozialistisch-korporatistisches System, das bis heute in Form von mächtigen Gewerkschaften und zentral organisierten Sozialversicherungen das Land durchdringt.

Bedenkenswert ist Beliens These, dass eine milliardenschwere laufende Umverteilung zu den konstitutiven Elementen eines heterogenen, konstruierten Staates gehöre: "Belgien wurde auf einem Prinzip aufgebaut, das später, in den sechziger Jahren, von den Public-Choice-Theoretikern als ,rent-seeking' bezeichnet wurde" - in den Worten von Buchanan und Tullock: "Ressourcen verschwendende Aktivitäten zur Erlangung eines Vermögenstransfers durch den Staat". In diese Richtung entwickle sich immer mehr auch die EU, behauptet Belien, wobei die Dimensionen der Transfers relativ zum BIP dort noch gering erscheinen im Vergleich zu Belgien. Überzeugten Föderalisten darf der Kunststaat im Herzen Europas durchaus als Warnung gelten.

PHILIP PLICKERT

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