Angesichts einer modernen, naturwissenschaftlich fundierten Medizin, wie sie sich im 19. Jahrhundert ausbildete, mussten neuzeitliche Ärzte erst einen gemäßen Zugang zu den ärztlichen Autoritäten der Antike finden. Wenngleich die 'alten Größen' zunehmend weniger praktisch verwertbares Wissen vermitteln konnten, lag den Medizinern daran, sich weiterhin auf ihren Schultern zu wissen. Darum schufen sie moderne Editionen klassischer Werke, die in ihrer Umsetzung die Spuren verschiedener Intentionen erkennen lassen, die die vorliegende Arbeit systematisch untersucht. Die Betrachtung des Verhältnisses Medizingeschichte - Philologie zeigt, dass gerade die 'ärztliche' Sichtweise die Editionsmethodik oft entscheidend bestimmte, was gerade im Kontrast zu den Entwicklungen in der Pharmaziegeschichtsschreibung und im Ausland nachvollzogen wird. Die Arbeit erhellt mit der textgeleiteten Untersuchung ausgewählter Gesamteditionen nicht nur eine maßgebliche Komponente der Professionalisierung der Medizinhistoriographie, sondern weist im Querschnitt von Medizingeschichte, Pharmaziegeschichte und Philologie auf die Notwendigkeit der engen fachlichen Vernetzung und Förderung der Medizingeschichte als Wissenschaft hin.
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