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Mit der Caravelle trat die französische Luftfahrt in das Jetzeitalter ein. Das Kurz- und Mittelstreckenflugzeug gilt vielen heute noch als der schönste jemals gebaute Jet, und auch die Aerodynamik war für jene Zeit außergewöhnlich. Zehn Jahre nach Kriegsende startete der erste Prototyp zu seinem Jungfernflug in Toulouse-Blagnac, und 1959 nahm die erste Caravelle den Liniendienst auf.Der zweistrahlige Tiefdecker zeigte, dass auch europäische Ingenieure zu grundlegenden Innovationen fähig waren. Das Flugzeug mit seinen vielen späteren Varianten überzeugte schnell die Fluglinien und auch die…mehr

Produktbeschreibung
Mit der Caravelle trat die französische Luftfahrt in das Jetzeitalter ein. Das Kurz- und Mittelstreckenflugzeug gilt vielen heute noch als der schönste jemals gebaute Jet, und auch die Aerodynamik war für jene Zeit außergewöhnlich. Zehn Jahre nach Kriegsende startete der erste Prototyp zu seinem Jungfernflug in Toulouse-Blagnac, und 1959 nahm die erste Caravelle den Liniendienst auf.Der zweistrahlige Tiefdecker zeigte, dass auch europäische Ingenieure zu grundlegenden Innovationen fähig waren. Das Flugzeug mit seinen vielen späteren Varianten überzeugte schnell die Fluglinien und auch die Kunden und galt bald als Inbegriff der Eleganz. Die wichtigsten Betreiber waren Air France, SAS, Alitalia, United Airlines, Finnair und Iberia. Im deutschsprachigen Raum flogen Austrian Airlines, Swissair und LTU die Caravelle.Bis 1973 wurden rd. 300 Caravelle gebaut sie ebneten den Weg für die späteren Airbus-Typen und legten mit den Grundstein zum Aufbau einer europäischen Luftfahrtindustrie.Das Buch atmet Zeitgeist. Neben den technischen Details zu Bau und Konstruktion steht die Atmosphäre jener 1950er- und 1960er-Jahre im Mittelpunkt: Fliegen galt ebenso als ein Traum wie der Beruf des Kapitäns und der Stewardess und so zeigen es auch die eindrücklichen Fotos, Poster und Dokumente.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2008

Caravelle und die Sechziger

"Caravelle. Willkommen an Bord einer Legende". Von Pascale Monmarson-Frémont und Véronique Damas-Peyraud, Delius Klasing Verlag, Bielefeld, 152 Seiten, 218 Abbildungen, 34,90 Euro. Heute wird alles Legende genannt, was vor langer Zeit einmal berühmt und erfolgreich war, sei es ein Fußballtorwart oder eine alte Lokomotive. Auch für die französische Caravelle, das formschöne Kurz- und Mittelstreckenflugzeug aus dem frühen Düsenzeitalter, ist die Zeit der Verklärung gekommen. Zwei Stewardessen erflogen sich damals so viel Sachkenntnis, dass sie gemeinsam ein Buch über ihren ehemaligen Arbeitsplatz geschrieben haben. Es liegt nun auf Deutsch vor. Wenn auch ein huldigender Ton vorherrscht, werden Entwicklungsgeschichte und Technik des Flugzeugs nicht vernachlässigt. Durch die reich bebilderten Seiten weht viel Zeitgeist der sechziger Jahre, als Flugreisen noch etwas Besonderes waren und prominente Passagiere auf der Flugzeugtreppe den Fotografen posierten. (dv.)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.04.2008

Modell-Karriere
Vor 50 Jahren galt die elegante französische „Caravelle” als die Revolution unter den Passagierjets
La Belle Caravelle” wurde sie genannt oder „die Französin des Jetset”. Der zweistrahlige Verkehrsjet des französischen Herstellers Sud Aviation (später Aerospatiale) gilt als eines der ästhetisch gelungensten Flugzeuge aller Zeiten – innovative Technik verpackt in Eleganz und Grazie. Das Design der
Caravelle, die je nach Version 64 bis 128 Passagiere auf Kurz- und Mittelstrecken befördern konnte, wurde seit seinem Auftauchen vor einem halben Jahrhundert zum Vorbild für ganze Generationen von weiteren Flugzeugtypen.
Im Mai 1955 war sie in Toulouse zum Erstflug gestartet, dann für vier Jahre in die entscheidende Erprobung gegangen und von April 1959 an im Passagierverkehr unterwegs. Nicht weniger als etwa 50 weitere Flugzeugmuster, darunter der amerikanische Welterfolg DC-9, bedienten sich in Folge einer anfangs aufsehenerregenden Idee der Franzosen: Sie brachten die
beiden Rolls-Royce-Avon-Triebwerke statt wie vorher üblich unter den Tragflächen lieber am Heck an. Damit feierte der aerodynamisch „saubere” und effizientere Flügel Premiere. Die Vorteile waren vielfältig: Diese Konstruktionsweise verringerte Vibrationen und hielt vor allem Lärm von der Kabine fern, gleichzeitig erhöhte sie die Längsstabilität des Flugzeugs. Und die Caravelle war eine radikale Abkehr vom Design der frühen Passagierjets.
In Großbritannien und den USA stieß die Idee auf Skepsis: „Das kann nicht funktionieren”, sagten damals die Konkurrenten von Boeing, McDonnell Douglas oder de Havilland, die mit der Boeing 707, der DC-8 oder der Comet ganz anders vorgingen. Vier Triebwerke galten Mitte der fünfziger Jahre schon aus Sicherheitsgründen als Muss, und auf Kurzstrecken Jets einzusetzen empfanden viele unmittelbar nach dem Aufkommen der ersten Düsenflugzeuge als fragwürdig. Kurze Hüpfer galten weiter als Domäne der Propellerflugzeuge. Doch die Franzosen, die damals über keine nennenswerte Luftfahrtindustrie verfügten, waren offen für Experimente und frische Ideen. Und das sah man der SE210
Caravelle, so die offizielle Typenbezeichnung, schon von außen an: Die elegante Rumpfnase wurde in Lizenz von der britischen de Havilland Comet übernommen. Bis heute einmalig geblieben sind die dreieckigen Fenster der Caravelle, die nach Ansicht der Ingenieure den Passagieren die beste Aussicht boten. Weiter sorgten die nur wenig nach hinten gepfeilten Flügel für gute Langsamflugeigenschaften und die wegen der Lage der Triebwerke erhöht angebrachten Höhenruder sowie das gerundete Seitenleitwerk mit einem über das Kabinendach verlängerten Auslauf für das typische Erscheinungsbild.
In vielem war die Erfolgsgeschichte der Caravelle, deren Name sich von den Karavellen ableitet, den Handelsschiffen des 15. und 16. Jahrhunderts, Vorbild und Voraussetzung für die heutige Erfolgsgeschichte von Airbus. In den Hallen am Flughafen Toulouse, wo vor 50 Jahren die Caravelle entstand, werden bis heute Airbus-Jets gebaut. Nie zuvor war das Konzept der dezentralen Fertigung mit der Zulieferung von Komponenten internationaler Partner erprobt worden. Und nie zuvor war es Franzosen gelungen, Flugzeuge in die USA zu verkaufen, wo man sich üblicherweise der Modelle der einheimischen Hersteller bediente. Zwischen Mitte 1957 und 1960 war die Caravelle der meistverkaufte Jet der Welt und Sud Aviation damit der führende Flugzeughersteller. Besonders gut liefen die Verkäufe in Europa und Südamerika, und 1960 geschah das bis dahin Undenkbare: United Airlines, damals eine von vier großen US-Gesellschaften, kaufte 20 Caravelles. Bereits 1962 entfielen 70 Prozent des europäischen Jet-Verkehrs auf das französische Flugzeug, sie war eine der Hauptverantwortlichen für die Verdopplung des europäischen Flugverkehrs insgesamt zwischen 1959 und 1966 – auch weil ihre Betriebskosten um ein Viertel unter jenen Propellermaschinen lagen, die sie ersetzte.
Auf allen Kontinenten mit Ausnahme Australiens war die Caravelle zu Hause, beinahe alle Fluggesellschaften in Westeuropa hatten sie in ihren Flotten; nennenswerte Ausnahme war Lufthansa. Trotzdem flog die Caravelle auch in Deutschland: Ferienflieger LTU betrieb zwischen 1965 und 1975 verschiedene Versionen, ab 1980 startete die Chartergesellschaft Aero Lloyd ebenfalls mit Caravelle und auch SAT, Vorgängerin der Germania, flog in die Sonne.
Insgesamt wurde die Caravelle in acht verschiedenen Basis-Versionen gebaut, die ersten davon noch ohne Schubumkehr, dafür mit einem Fallschirm zum Abbremsen ausgestattet. Technisch durchlief das Flugzeug eine imposante Entwicklung: Die Zuladung und die Reichweite wurden später im Vergleich zur ersten Serienmaschine mehr als verdoppelt, die Kosten pro Sitzkilometer konnten um mehr als ein Drittel gesenkt werden. Den Zweistrahler gab es in vier verschiedenen Rumpflängen von 31,5 Meter (Prototyp) bis 36,24 Meter, insgesamt erwarben 35 Fluggesellschaften aus 27 Ländern die insgesamt 280 Exemplare (plus zwei Prototypen), die bis März 1973 in Toulouse ausgeliefert wurden. Bis 1984 war die Caravelle sogar Europas erfolgreichster Jet, dann ging dieser Titel an die Airbus A300/A310-Serie (und heute die A320-Familie). Viele Caravelles flogen noch bis in die neunziger Jahre. Durch Unfälle gingen 52 Jets verloren, 13 weitere durch Entführungen oder Terror, insgesamt 1227 Menschen verloren ihr Leben an Bord einer Caravelle. Heute gibt es laut einschlägiger Flottenregister weltweit nur noch zwei flugfähige Caravelles – die Maschinen sind in der Demokratischen Republik Kongo (Afrika) unterwegs.
Trotz ihrer Pionierrolle war die Caravelle kommerziell kein wirklicher Erfolg. Nachdem die Franzosen nachgewiesen hatten, dass sich Jets auch auf kurzen Strecken rechnen, ließ eine Reaktion der Wettbewerber nicht lange auf sich warten. Nach dem Vordringen der Caravelle auf den US-Markt beschleunigte Boeing die Entwicklung des Dreistrahlers 727 und beendete damit die Alleinstellung der Caravelle nach fünf Jahren. Die Franzosen verschliefen dagegen die Weiterentwicklung, etwa mit einem breiteren Rumpf, neuem Flügel oder auch durch eine dreimotorige Version. Stattdessen konzentrierte man die Kräfte in Toulouse bald auf den Bau eines noch schöneren und vor allem schnelleren Flugzeugs – der Concorde.Andreas Spaeth
Pascale Monmarson-Frémont, Véronique Damas-Peyraud: Caravelle – Willkommen an Bord einer Legende; Delius-Klasing; 152 Seiten, 218 Fotos und Abbildungen; 34,90 Euro.
Starker Abgang: Die Hecktreppe gehört zu den Unverwechselbarkeiten der Caravelle ebenso wie die Triebwerke am Heck. Ihre Eleganz ist auch 50 Jahre später der Erinnerung wert. Fotos: Roger Viollet/AFP; Delius Klasing (2)
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