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Wer die Veränderungen des Immobilienmarktes verstehen will, darf von der Finanzialisierung der letzten Jahrzehnte nicht schweigen. Philipp P. Metzger analysiert die Entwicklung des deutschen Immobilienmarktes und den Aufstieg der Wohnimmobilien-AGs, allen voran Deutsche Wohnen und Vonovia. Getrieben vom neoliberalen Irrglauben, dass der Markt alles regeln könne, wurde der soziale Wohnungsbau privatisiert und der Neubau eingestellt. Die ehemals öffentlichen Wohnungsgesellschaften wurden billig an Finanzakteure verscherbelt, gleichzeitig wurde unter dem Druck von Lobbyisten der Finanzmarkt…mehr

Produktbeschreibung
Wer die Veränderungen des Immobilienmarktes verstehen will, darf von der Finanzialisierung der letzten Jahrzehnte nicht schweigen. Philipp P. Metzger analysiert die Entwicklung des deutschen Immobilienmarktes und den Aufstieg der Wohnimmobilien-AGs, allen voran Deutsche Wohnen und Vonovia. Getrieben vom neoliberalen Irrglauben, dass der Markt alles regeln könne, wurde der soziale Wohnungsbau privatisiert und der Neubau eingestellt. Die ehemals öffentlichen Wohnungsgesellschaften wurden billig an Finanzakteure verscherbelt, gleichzeitig wurde unter dem Druck von Lobbyisten der Finanzmarkt liberalisiert.Für die MieterInnen bedeutete diese Entwicklung explodierende Mieten, Wohnungsnot und Verdrängung. Darüber hinaus sind die neuen Wohnkonzerne auch gewerkschaftsfeindlich und begehen Tarifflucht. Aber die unkontrollierten Auswüchse der Spekulation am Wohnungsmarkt treffen vermehrt auf Widerstand. Überall im Bundesgebiet entstehen MieterInneninitiativen und Kampagnen. Selbst die Forderung nach Enteignung der großen Wohnkonzerne findet in breiten Teilen der Gesellschaft inzwischen Gehör. Metzger zeigt, warum die Misere am Wohnungsmarkt kein Zufall ist, sondern eine bewusste politische Entscheidung war - und in welche Richtung eine andere, demokratische und soziale Wohnpolitik gehen müsste.
Autorenporträt
Philipp P. Metzger (Jahrgang 1983) studierte Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt und promovierte anschließend im Fachbereich Politikwissenschaft an der Universität Wien. Während seiner Promotion war er Stipendiat der Rosa Luxemburg Stiftung und Dozent am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien. Seine Arbeitsschwerpunkte waren materialistische Staats- und Ökonomiekritik sowie insbesondere Finan-zialisierung und kritische Wohnungsmarktforschung. Seine Dissertation mit dem Titel "Die Finanzialisierung der deutschen Ökonomie am Beispiel des Wohnungsmarktes" erschien 2020 im Verlag Westfälisches Dampfboot.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Birgit Ochs empfiehlt das Buch des Politologen Philipp P. Metzger als Hintergrundinfo zum Volksbegehren "Deutsche Wohnen und Co. enteignen". Die Nüchternheit und der Kenntnisreichtum der Darstellung gefallen ihr gut. Zu erfahren ist laut Rezensentin, wie es zum Ausverkauf auf dem Wohnungsmarkt und zur Agglomeration großer Wohnraumbestände bei einzelnen Investoren kam. Quellenreich analysiert der Autor die Aktivitäten der großen Wohnkonzerne, so Ochs. Die ebenfalls im Buch nachzulesenden Beiträge weiterer Autoren über Alternativen zur Enteignung findet Ochs insgesamt weniger überzeugend.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.10.2021

Teurer Wohnen
Philipp P. Metzger über die Misere am Immobilienmarkt

Immobilien und Wohnen sind angesichts der drastisch gestiegenen Kaufpreise und Mieten zu gesellschaftspolitischen Reizthemen geworden. Das gilt in Deutschland nicht nur, aber vor allem für Berlin. Dort sind die Teuerungsraten zuletzt besonders steil gewesen, die Proteste besonders laut, die wechselseitigen Vorwürfe gegen die vermeintlichen Verursacher besonders heftig und die Ideen für Gegenmittel teils entsprechend radikal. Aktuell erhitzt der Volksentscheid der Initiative "Deutsche Wohnen & Co. enteignen" über die Vergesellschaftung der großen Wohnkonzerne in der Hauptstadt die Gemüter. Eine Mehrheit hat dafür gestimmt, und der Politologe Philipp P. Metzger liefert mit "Wohnkonzerne enteignen! Wie Deutsche Wohnen & Co. ein Grundbedürfnis zu Profit machen" gewissermaßen das Begleitbuch zur Kampagne.

So plakativ der Titel daherkommt und so deutlich auch wird, wo der Autor politisch steht - auf vielen Seiten geht es recht nüchtern zu. Metzger ist schließlich kein Aktivist. Kundig schreibt er über die Geschichte des hiesigen Wohnimmobilienmarkts, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem ausgeprägten Mietermarkt entwickelte. Ausführlich schildert er den Aufstieg der börsennotierten Wohnkonzerne nach der Jahrtausendwende. Damals verkauften Kommunen wie große Unternehmen ihre Wohnungsbestände. Viele Gebäude waren in schlechtem Zustand, Geld fehlte, und die Demographen gingen von sinkenden Einwohnerzahlen aus. Wohnimmobilien waren eine Belastung für den kommunalen Haushalt oder die Unternehmensbilanz.

Vor allem unter ausländischen Investoren waren deutsche Bestände begehrte Investitionsobjekte. Die Mischung aus unterbewerteten Immobilien mit entsprechendem Preissteigerungspotential und dem Umstand, dass die Zinsen für die Fremdfinanzierung zeitweise niedriger als die Investitionsrendite waren, trieb Interessenten damals in Scharen auf Einkaufstour. Die Schlussfolgerung, dass Wohnungen in dieser Zeit zur Ware mutierten, zogen nicht nur linke Aktivisten, sondern auch die Fachleute der Immobilienbranche.

Metzger zeichnet die Entwicklung bis hin zu den gegenwärtigen Verhältnissen detailliert und gestützt auf viele Quellen nach, analysiert das Verhalten der heutigen Unternehmen gegenüber Mietern und Beschäftigten sowie die Neubauaktivitäten. Das gilt auch für die Rolle des Konzerns Vonovia als größter deutscher Immobiliengesellschaft und auch für die Deutsche Wohnen, die als gegenwärtiger Platzhirsch unter den privaten Immobilieneigentümern in Berlin besonders im Feuer steht. Die problematischen Seiten, die sich einerseits aus dieser Vormachtstellung und andererseits aus Wohnungsbeständen als Renditeobjekten ergeben können, sind, das wird deutlich, nicht immer nur Ansichtssache.

Der Hauptteil des Buches, auf den noch Texte anderer Autoren und Autorinnen zur Finanzialisierung und zu alternativen Mietmodellen folgen, macht die Lektüre auch für all diejenigen interessant, die eine Vergesellschaftung für das falsche Mittel halten. Zumal vor dem Hintergrund, dass Vonovia mittlerweile die Mehrheit an der Deutsche Wohnen hält - und den beiden Immobilienriesen zusammen nun rund 550 000 Wohnungen gehören.

Gegen Metzgers vielschichtige Darstellung fallen die Beiträge zu Alternativen insgesamt ab. Da geht es etwa ins Klein-Klein eines selbstverwalteten Mietshauses, was im Einzelfall eine tolle Sache sein kann, aber im großen Maßstab keine Lösung ist. Oder um den Vorbildcharakter des vom Bundesverfassungsgericht inzwischen gekippten Mietendeckels und überhaupt um viel Wunsch, Wille und Vorstellungskraft. Daraus machen die Autoren des Beitrags "Vergesellschaftung von Wohnraum - vom Schlagwort zur Umsetzung" immerhin keinen Hehl. Dazu, wie die gemeinwirtschaftliche Verwaltung von mehr als 200 000 Wohnungen in Berlin aussehen könnte, gebe es "viele offene Fragen". In Berlin wird es auf jeden Fall spannend werden. BIRGIT OCHS.

Philipp P. Metzger: "Wohnkonzerne enteignen!" Wie Deutsche Wohnen & Co ein Grundbedürfnis zu Profit machen.

Mandelbaum Verlag, Wien 2021. 294 S., br., 17,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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