"What can we do to avert catastrophe and avoid extinction? The political class won't save us. According to Roger Hallam, real change comes from ordinary people breaking the law. In Common Sense for the 21st Century, Hallam explains why mass disruption, mass arrests, and mass sacrifice are necessary and details how to carry out acts of civil disobedience effectively, respectfully and non-violently. He bypasses contemporary political theory and takes his inspiration from Thomas Paine, the pragmatic 18th century revolutionary whose pamphlet Common Sense sparked the American Revolution."-- Back cover.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2020So bös, die Eliten
Es gibt einen Absolutismus, der zur Maxime hat: Alles, nur das nicht. Seit einiger Zeit schon kann man ihn auf dem Feld der Kapitalismuskritik verfolgen. Sofern "Kritik" in seinem Fall überhaupt das richtige Wort ist. Er baut auf die jubilierende Feststellung, dass "der" Kapitalismus nun endlich unter neoliberalem Vorzeichen im Stadium seiner universalen Entfesselung angekommen sei, was unweigerlich - wiewohl aufmunternder Appelle eben durchaus bedürftig - zum großen Zusammenbruch führen wird. Und besser noch heute als morgen, fügen die "Akzeleristen" hinzu. Denn dann ist das Feld bereitet für das ganz Andere, den großen Umbruch, der irgendwie und auf wundersame Weise nicht in die Szenarien von "failing states" münden, sondern die vom Albtraum ihrer ökonomischen Unterwerfung befreite Menschheit heraufführen wird.
Diese Grundfigur ist denkbar einfach, aber ihre Proponenten müssen immerhin noch dafür sorgen, dass die Prämisse des universal gewordenen kapitalistischen Unheils auch einleuchtet. Noch leichter wird das, wenn man den Akzent etwas verschiebt, nämlich auf den Klimawandel, der per se universell, nämlich ein planetarisches Unheil ist. Man muss da eigentlich auch kaum mehr dramatisieren, denn jeder neue Klimabericht zeigt, wie die Zeit abläuft. Doch ein kräftiger rhetorischer Anschub kann wiederum auch nicht schaden, wie Roger Hallam, Mitbegründer der Aktivistengruppe "Extinction Rebellion", in seinem "Common Sense" betitelten Manifest zeigt (Roger Hallam: "Common Sense". Die gewaltfreie Rebellion gegen die Klimakatastrophe und für das Überleben der Menschheit. Aus dem Englischen von Stephan Gebauer. Ullstein Verlag, Berlin 2019. 123 S., geb., 12,- [Euro]).
In verschärfter Form lautet hier die Prämisse, dass der Klimawandel "uns alle in wenigen Jahren töten wird", weil "die politische Ordnung" diesen "kollektiven Selbstmord" der Gattung plant. So einfach ist das, und was dann bleibt, denn es muss ja schnell gehen, liegt gleich auf der Hand: Eine andere "politische Ordnung" muss her, hervorgebracht durch eine "Revolution" - selbstredend gegen ein "korrumpiertes parlamentarisches System" -, die natürlich weit um sich greifen muss, um die Auslöschung der Gattung abzuwenden.
Und das soll so gehen: Gewaltfreie Massenaktionen bringen die Staaten nahe an den Zusammenbruch, worauf den bösen Eliten, die an der Misere schuld sind - während die adressierte Mehrheit der Bürger offenbar nur das Gemeinwohl im Sinn und die Zukunft der Gattung im Auge hat -, nichts anderes bleibt, als per Los bestimmten nationalen Bürgerversammlungen zu weichen, die darangehen, die neue politische und wirtschaftliche Ordnung in die Wege zu leiten.
Das leuchtet Ihnen nicht ein? Muss es aber, denn "es ist vernünftig", wie der Autor in der Einleitung, über die wir nicht sehr weit hinausgekommen sind, eigens mitteilt. Immerhin schließt diese mit einem Statement, das zwar nicht vernünftig ist, gerade deshalb aber Durchblick auf die Motivationslage neuer Millenarier vom Schlage dieses Autors gestattet: "Das wird ein schönes Spektakel." Nämlich die "Abschaffung der korrupten politischen Klasse". Absolut gewaltfrei und basisdemokratisch natürlich.
hmay
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es gibt einen Absolutismus, der zur Maxime hat: Alles, nur das nicht. Seit einiger Zeit schon kann man ihn auf dem Feld der Kapitalismuskritik verfolgen. Sofern "Kritik" in seinem Fall überhaupt das richtige Wort ist. Er baut auf die jubilierende Feststellung, dass "der" Kapitalismus nun endlich unter neoliberalem Vorzeichen im Stadium seiner universalen Entfesselung angekommen sei, was unweigerlich - wiewohl aufmunternder Appelle eben durchaus bedürftig - zum großen Zusammenbruch führen wird. Und besser noch heute als morgen, fügen die "Akzeleristen" hinzu. Denn dann ist das Feld bereitet für das ganz Andere, den großen Umbruch, der irgendwie und auf wundersame Weise nicht in die Szenarien von "failing states" münden, sondern die vom Albtraum ihrer ökonomischen Unterwerfung befreite Menschheit heraufführen wird.
Diese Grundfigur ist denkbar einfach, aber ihre Proponenten müssen immerhin noch dafür sorgen, dass die Prämisse des universal gewordenen kapitalistischen Unheils auch einleuchtet. Noch leichter wird das, wenn man den Akzent etwas verschiebt, nämlich auf den Klimawandel, der per se universell, nämlich ein planetarisches Unheil ist. Man muss da eigentlich auch kaum mehr dramatisieren, denn jeder neue Klimabericht zeigt, wie die Zeit abläuft. Doch ein kräftiger rhetorischer Anschub kann wiederum auch nicht schaden, wie Roger Hallam, Mitbegründer der Aktivistengruppe "Extinction Rebellion", in seinem "Common Sense" betitelten Manifest zeigt (Roger Hallam: "Common Sense". Die gewaltfreie Rebellion gegen die Klimakatastrophe und für das Überleben der Menschheit. Aus dem Englischen von Stephan Gebauer. Ullstein Verlag, Berlin 2019. 123 S., geb., 12,- [Euro]).
In verschärfter Form lautet hier die Prämisse, dass der Klimawandel "uns alle in wenigen Jahren töten wird", weil "die politische Ordnung" diesen "kollektiven Selbstmord" der Gattung plant. So einfach ist das, und was dann bleibt, denn es muss ja schnell gehen, liegt gleich auf der Hand: Eine andere "politische Ordnung" muss her, hervorgebracht durch eine "Revolution" - selbstredend gegen ein "korrumpiertes parlamentarisches System" -, die natürlich weit um sich greifen muss, um die Auslöschung der Gattung abzuwenden.
Und das soll so gehen: Gewaltfreie Massenaktionen bringen die Staaten nahe an den Zusammenbruch, worauf den bösen Eliten, die an der Misere schuld sind - während die adressierte Mehrheit der Bürger offenbar nur das Gemeinwohl im Sinn und die Zukunft der Gattung im Auge hat -, nichts anderes bleibt, als per Los bestimmten nationalen Bürgerversammlungen zu weichen, die darangehen, die neue politische und wirtschaftliche Ordnung in die Wege zu leiten.
Das leuchtet Ihnen nicht ein? Muss es aber, denn "es ist vernünftig", wie der Autor in der Einleitung, über die wir nicht sehr weit hinausgekommen sind, eigens mitteilt. Immerhin schließt diese mit einem Statement, das zwar nicht vernünftig ist, gerade deshalb aber Durchblick auf die Motivationslage neuer Millenarier vom Schlage dieses Autors gestattet: "Das wird ein schönes Spektakel." Nämlich die "Abschaffung der korrupten politischen Klasse". Absolut gewaltfrei und basisdemokratisch natürlich.
hmay
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