Mit dem lange erwarteten Erscheinen des zweiten Bandes ist nun das Dokumentenwerk „Odsun – Die Vertreibung der Sudetendeutschen“ abgeschlossen. Er ist das Kernstück des Werkes, denn er behandelt die eigentliche Vorbereitung der Vertreibung und deren Durchführung bis zum offiziellen Abschluß Ende 1946. Zugleich wird auch das Umfeld berücksichtigt. Die Auswahl der Dokumente musste, wegen der Überfülle des Stoffs, allerdings so getroffen werden, dass Dokumente, die sich auf die Lage der Sudetendeutschen und auf die tschechischen Aktionen beziehen, den überwiegenden Schwerpunkt bilden. Maßnahmen des Deutschen Reiches und der Protektoratsverwaltung und die Verbrechen der Nationalsozialisten, insbesondere der Terror der Gestapo, die Vernichtung der Juden und die Vorbereitungen zur Auslöschung des Tschechentums, die in den Jahren 1939 bis 1945 das Umfeld bilden, werden dagegen nur in den wichtigsten Dokumenten repräsentiert. Die bisher umfangreichste zweisprachige Dokumentation der Vertreibung enthält zahlreiche Dokumente, die erstmals einem breiteren Publikum vorgestellt werden, darunter manche, die erst vor kurzem freigegeben worden sind. Der Band ist mit einem umfangreichen Abkürzungsverzeichnis, einem Literaturverzeichnis und einem Register versehen. Die Bebilderung ist zu Gunsten der Dokumente weniger ausführlich als im ersten Band und wurde in einem Bildblock zusammengefasst. Damit ist nicht nur für Fachhistoriker, sondern insbesondere auch für interessierte Laien und Journalisten eine breite Grundlage geschaffen worden, auch um Zitate zu überprüfen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Karl-Peter Schwarz begrüßt den nun vorliegenden zweiten Band der Dokumentation "Odsun. Die Vertreibung der Sudetendeutschen", der die Zeit von der Errichtung des Protektorats im März 1939 bis zum Abschluss der Vertreibung Ende 1946 umfasst. Auch dieser Band folgt nach seiner Auskunft dem Grundsatz deutsch-tschechischer Zweisprachigkeit. Schwarz findet darin eine Fülle von Quellen - Verträge, Gesetze, Protokolle, deutsche und tschechische Zeitungsartikel -, auf die bisher nur Historiker Zugriff hatten, die mit den einschlägigen Archiven vertraut sind. Den Verdacht, die Dokumentation enthalte nur Quellen, die die von der sudetendeutschen Publizistik gegebene Interpretation der Geschichte stützten, weist er zurück und betont, dass die Auswahl der Dokumente beiden Seiten gerecht wird. Schwarz rekapituliert sodann die unterschiedlichen Ansichten im Streit um die Gründe für die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei und rückt verzerrte Sichtweisen auf beiden Seiten zurecht. Die Dokumente des vorliegenden Bandes belegen für ihn gleichwohl, dass die Vertreibung der Sudetendeutschen von langer Hand vorbereitet war.
© Perlentaucher Medien GmbH
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