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Mit riskanten und ideenreichen Aktionen, aber stets ohne Gewalt, kämpfte Rommel Roberts für ein gerechtes Südafrika. Seine authentischen Schilderungen dokumentieren den alltäglichen Kampf gegen das weiße Regime in den letzten Apartheid-Jahren. Roberts berichtet von Begegnungen mit einflussreichen Müttern, brutalen Gefängniswärtern, unberechenbaren Straßengangs, öffentlichen Entscheidungsträgern oder heimlichen Drahtziehern. Seine Erlebnisse erzählen vom gewaltigen Mechanismus der Unterdrückung und von den unbekannten Helden, die ihm zur Seite standen und den großen Umbruch des Landes…mehr

Produktbeschreibung
Mit riskanten und ideenreichen Aktionen, aber stets ohne Gewalt, kämpfte Rommel Roberts für ein gerechtes Südafrika. Seine authentischen Schilderungen dokumentieren den alltäglichen Kampf gegen das weiße Regime in den letzten Apartheid-Jahren. Roberts berichtet von Begegnungen mit einflussreichen Müttern, brutalen Gefängniswärtern, unberechenbaren Straßengangs, öffentlichen Entscheidungsträgern oder heimlichen Drahtziehern. Seine Erlebnisse erzählen vom gewaltigen Mechanismus der Unterdrückung und von den unbekannten Helden, die ihm zur Seite standen und den großen Umbruch des Landes mitprägten. Das Buch - eine Erstveröffentlichung in deutscher Sprache - ist ein Zeugnis der Menschlichkeit im erfolgreichen Kampf gegen ein unmenschliches System.'Dieses Buch handelt von einfachen Menschen, die durch ihren Glauben und ihre Taten entscheidende Veränderungen bewirkt haben. Gott sei Dank erzählt Rommel Roberts jetzt manche dieser Geschichten - sie haben mich tief berührt.'Desmond Tutu (Friedensnobelpreisträger)
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.08.2014

Der Heilige und seine Kritiker
Nelson Mandelas Rolle in der Geschichte Südafrikas: Ikone des Antirassismus

Als Nelson Mandela im vergangenen Dezember nach langer Krankheit im Alter von 95 Jahren starb, hielt die Welt für einen Augenblick den Atem an und verneigte sich vor einer der beeindruckendsten Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Von der Apartheidregierung in Südafrikas einst als "Terrorist" verdammt und für Dekaden ins Gefängnis gesteckt, zerbrach er nicht an der Brutalität des Regimes. Vielmehr behielt er die Fähigkeit zur Versöhnung und Vergebung und wusste sie für sein Land einzusetzen. Der einstige Widerstandskämpfer wurde zum friedlichen Schöpfer eines demokratischen Südafrikas und zur Ikone des Antirassismus. Seit er im Februar 1990 nach 27 Jahren Haft das Gefängnis als freier Mann verließ, überstrahlt der Mythos den Menschen. Er mutierte, schreibt der Journalist Sasha Abramsky einleitend in einer Anthologie zum Vermächtnis Mandelas, "zum ,Madiba' der Welt, ein liebenswerter, beinahe knuddeliger Elder Statesman, der mit seinem ansteckenden Lächeln und seinen herzlichen Umarmungen die hochgeschätzte Fähigkeit besaß, noch den zynischsten Nachrichtenjournalisten zu verzücken. Wer wollte nicht gerne etwas von dem Zauber abbekommen?"

Der Katalog von Mandelas Errungenschaften ist lang. Gleichwohl scheint es, als ob sein Projekt von einer nichtrassistischen Regenbogennation seit geraumer Zeit steckengeblieben ist. Die Wirtschaft Südafrikas ist weiterhin von erschreckender Ungleichheit geprägt. Die Massenarbeitslosigkeit betrifft vor allem Schwarze, die auch am stärksten von Verbrechen und Krankheiten betroffen sind. Mandelas Entscheidung, eine Wahrheits- und Versöhnungskommission einzusetzen, um das Unrecht, die Erniedrigung, die alltägliche Gewalt des Apartheidstaates zu dokumentieren, ohne eine Politik staatlich sanktionierter Rache zu etablieren, hat wahrscheinlich einen Bürgerkrieg verhindert. Doch mit der Zeit wuchs bei vielen Südafrikanern ein beträchtliches Misstrauen gegen den Prozess der Aussöhnung mit den Nutznießern der Apartheid. Viele weiße Südafrikaner hätten, so der ebenfalls am Buch "Madiba" beteiligte Filmemacher Khalo Matabane, das Geschenk der Versöhnung nicht richtig anerkannt und sich nie eingestanden, was sie vielen Schwarzen angetan haben.

Für zahlreiche Menschen blieb Mandela inmitten dieser wachsenden Enttäuschung ein Heiliger; andere begannen, ihn kritischer zu sehen. "Madiba", eine Art Begleitband zu einem gleichnamigen Dokumentarfilm, fängt sehr unterschiedliche Stimmen der Bewertung Mandelas ein. Insgesamt 29 Interviews sind in dem Buch abgedruckt und bieten durchaus nicht nur unkritische Bewunderung, sondern zum Teil sehr differenzierte Perspektiven auf seine Person und sein Wirken. Eher belanglos-wohlfeile Aussagen von Politikern wie Colin Powell, Henry Kissinger und Joachim Gauck oder Filmstars wie Juliette Binoche kontrastieren etwa mit den eindringlich-verbitterten Ausführungen Charity Kondiles, einer Mutter, deren Sohn durch Chargen des Apartheidsystems auf brutale Weise ermordet wurde. Sie entwickelte sich zu einer lautstarken Kritikerin der Amnestien, welche den Vollstreckern der Apartheid durch die Wahrheit- und Versöhnungskommission gewährt wurden: "Wir, die Menschen, die nicht im Parlament sitzen, wir verstehen nicht, warum diese Leute nicht ins Gefängnis gekommen sind", beklagt sie. "Mein Sohn wurde getötet, und ich wollte, dass dafür jemand [. . .], wer immer das meinem Kind angetan hat, büßen muss."

Eines der interessantesten Gespräche des Bandes führen die Herausgeber mit dem Journalisten und Schriftsteller Rian Malan, hierzulande bekannt durch das Buch "Mein Verräterherz" und einer der gnadenlosesten Kritiker der Verfehlungen des "neuen Südafrika". Malan stammt aus einer bekannten Burenfamilie und hat es sich inzwischen eigentlich mit allen verscherzt. Die Buren sehen in ihm wegen seiner Kritik an der Apartheid einen Verräter der "weißen Rasse". Angelegt hat er sich aber auch mit der Regierungspartei ANC und der Wahrheits- und Versöhnungskommission. Er drückt seinen Zwiespalt mit Mandelas Versöhnungskurs auf eher ungewöhnliche Weise aus: "Als Mandela kam und mir die Absolution erteilte, habe ich mich beschämt und erniedrigt gefühlt. ,Sei willkommen, Bruder. Mach bei uns mit, kremple die Ärmel hoch. Gemeinsam packen wir das.' Das war eine Atombombe, die im Kopf einer Menge weißer Männer wie mir hochgegangen ist. ,Shit, wer ist dieser Kerl, wie kann der so reden nach all den Jahren im Knast?'"

Die Gespräche des Buches verweisen auf viele Entwicklungen und Konflikte der jüngeren Geschichte Südafrikas, in denen Mandela eine wichtige Rolle spielte. Sie berühren auch den alltäglichen Kampf gegen das Apartheidregime, den der Theologe und Friedensaktivist Rommel Roberts in seinem Buch beschreibt. Der langjährige Mitarbeiter und Vertraute von Nobelpreisträger Desmond Tutu galt in der absurden "Rassenskala" der weißen Herren Südafrikas als "Farbiger". In seiner eingängig formulierten Darstellung will er den "stillen Heldinnen und Helden in Südafrika", aber offenkundig auch sich selbst ein Denkmal setzen. Er erzählt mit großem Pathos an verschiedenen Beispielen den Mut und das Engagement einfacher Menschen gegen die Zumutungen der rassistischen Diskriminierungen und ihren Versuch, trotz alledem ein würdiges Dasein zu führen. Etwas aufdringlich gerät ihm die Darlegung seiner eigenen Rolle als unermüdlicher und fintenreicher Opponent der übermächtigen Herrschenden. Eindringlich hingegen ist die Schilderung seiner Haft und der Verhöre, die sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche abzielten. In diesen Passagen werden die Brutalität und Perfidität der Apartheid besonders fassbar.

ANDREAS ECKERT.

Khalo Matabane/ Sasha Abramsky/ Christian Beetz (Herausgeber): Madiba. Das Vermächtnis des Nelson Mandela. Verlag Haffmans & Tolkemitt, Berlin 2014. 288 S., 22,95 [Euro].

Rommel Roberts: Wie wir für die Freiheit kämpften. Von stillen Heldinnen und Helden in Südafrika. Buchverlag Lokwort, Bern 2014. 224 S., 19,90 [Euro].

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