Produktdetails
- Hersteller: Brilliant Classics,
- EAN: 5029365430326
- Artikelnr.: 52918978
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.05.2019Die Leistung des Einspringers
Kit Armstrong verleiht Schumann Flügel
Etwas Gutes hat die beklagenswerte Beschränkung auf das Kernrepertoire im klassischen Musikbetrieb doch - zumindest aus Sicht der Veranstalter: Wird ein Künstler krank, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein anderer gefunden werden, der die Standardwerke präsent hat, so dass am Programm nichts geändert werden muss. So war es jetzt beim Pro-Arte-Konzert in der Alten Oper, als Kit Armstrong für die erkrankte Solistin Yuja Wang in Schumanns Klavierkonzert a-Moll op. 54 einsprang. Wie feinsinnig und konsequent der 27 Jahre alte Amerikaner mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung von Chefdirigentin Mirga Grazinyte-Tyla das Werk gestaltete, ließ aber staunen.
Er fasste es nicht als wild-romantisch auf, sondern deutete es eher im Stil der klassizistischen Richtung Mendelssohns. Vieles klang sanglich, fast wie "Lieder ohne Worte" und jedenfalls so, dass der Lyriker Schumann singen durfte. Besonders gut gefielen die zahlreichen Abschnitte, in denen gar nicht klar ist, ob das Klavier da nun begleitet oder führend konzertiert. Es zeigte sich nämlich, wie fest verwoben diese Passagen bei genauester Abstimmung der Balance mit dem Orchesterpart sein können. Die unentwegten Achtelketten im Finale waren auch so ein Fall, und im kristallin klaren Vortrag bekamen sie etwas Drängendes, im Gesamtaufbau Notwendiges. Die Forte-Kulminationen mit dem Orchester wirkten wie dadurch bedingt, inhaltlich und formal erhebend. Als schöne Zugabe spielte Armstrong ein in sich ruhendes Wiegenlied ("Le Dodo") von François Couperin.
Das verwies zurück auf den rein orchestralen Beginn des Abends mit Maurice Ravels Suite "Le Tombeau de Couperin", die von einer ähnlichen Atmosphäre stillen Glücks getragen ist: eine zufriedene, ungebrochene Musik, voll in der französischen Tradition, wie die Gäste aus Birmingham mit ihrer litauischen Chefdirigentin in zartem Flair, mit impressionistischen Farben und hoher Präzision deutlich machten.
Für die Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 von Brahms fand Grazinyte-Tyla, die 2016 mit erst 29 Jahren beim CBSO in die Fußstapfen ihrer Vorgänger Simon Rattle, Sakari Oramo und Andris Nelsons trat, allerdings überhaupt nicht den richtigen Ton. Alles wirkte roh und unbearbeitet, unstrukturiert, oft breiig und schwülstig, das herbe, nach Klarheit verlangende Brahms-Idiom fehlte. Die Tempi waren sehr langsam gewählt, was sich noch mit einer Tendenz zum Schleppen verband, so dass manche Melodien gar nicht mehr tragfähig waren. Auch klangfarblich war das nicht schön, wie da etwa ein Thema in den Violen und Celli so nasal gequetscht herauskam. Da wurde noch klarer, wie groß der Input des Einspringers im Klavierkonzert war.
GUIDO HOLZE
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kit Armstrong verleiht Schumann Flügel
Etwas Gutes hat die beklagenswerte Beschränkung auf das Kernrepertoire im klassischen Musikbetrieb doch - zumindest aus Sicht der Veranstalter: Wird ein Künstler krank, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ein anderer gefunden werden, der die Standardwerke präsent hat, so dass am Programm nichts geändert werden muss. So war es jetzt beim Pro-Arte-Konzert in der Alten Oper, als Kit Armstrong für die erkrankte Solistin Yuja Wang in Schumanns Klavierkonzert a-Moll op. 54 einsprang. Wie feinsinnig und konsequent der 27 Jahre alte Amerikaner mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung von Chefdirigentin Mirga Grazinyte-Tyla das Werk gestaltete, ließ aber staunen.
Er fasste es nicht als wild-romantisch auf, sondern deutete es eher im Stil der klassizistischen Richtung Mendelssohns. Vieles klang sanglich, fast wie "Lieder ohne Worte" und jedenfalls so, dass der Lyriker Schumann singen durfte. Besonders gut gefielen die zahlreichen Abschnitte, in denen gar nicht klar ist, ob das Klavier da nun begleitet oder führend konzertiert. Es zeigte sich nämlich, wie fest verwoben diese Passagen bei genauester Abstimmung der Balance mit dem Orchesterpart sein können. Die unentwegten Achtelketten im Finale waren auch so ein Fall, und im kristallin klaren Vortrag bekamen sie etwas Drängendes, im Gesamtaufbau Notwendiges. Die Forte-Kulminationen mit dem Orchester wirkten wie dadurch bedingt, inhaltlich und formal erhebend. Als schöne Zugabe spielte Armstrong ein in sich ruhendes Wiegenlied ("Le Dodo") von François Couperin.
Das verwies zurück auf den rein orchestralen Beginn des Abends mit Maurice Ravels Suite "Le Tombeau de Couperin", die von einer ähnlichen Atmosphäre stillen Glücks getragen ist: eine zufriedene, ungebrochene Musik, voll in der französischen Tradition, wie die Gäste aus Birmingham mit ihrer litauischen Chefdirigentin in zartem Flair, mit impressionistischen Farben und hoher Präzision deutlich machten.
Für die Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73 von Brahms fand Grazinyte-Tyla, die 2016 mit erst 29 Jahren beim CBSO in die Fußstapfen ihrer Vorgänger Simon Rattle, Sakari Oramo und Andris Nelsons trat, allerdings überhaupt nicht den richtigen Ton. Alles wirkte roh und unbearbeitet, unstrukturiert, oft breiig und schwülstig, das herbe, nach Klarheit verlangende Brahms-Idiom fehlte. Die Tempi waren sehr langsam gewählt, was sich noch mit einer Tendenz zum Schleppen verband, so dass manche Melodien gar nicht mehr tragfähig waren. Auch klangfarblich war das nicht schön, wie da etwa ein Thema in den Violen und Celli so nasal gequetscht herauskam. Da wurde noch klarer, wie groß der Input des Einspringers im Klavierkonzert war.
GUIDO HOLZE
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