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Die "Erfindung der Nation" ist stets ein geschichtspolitischer Machtkampf. Das war schon im 19. Jahrhundert so und ist bis heute nicht anders. Im Zeichen politischer und gesellschaftlicher Zusammenbrüche aber ist die Deutung der Vergangenheit besonders umkämpft. Denn aus der Geschichte lassen sich Leitbilder für die zukünftige Ordnung von Staat und Gesellschaft gewinnen. Als die Weimarer Nationalversammlung 1919/20 über die verfassungspolitische Neuordnung Deutschlands beriet, wurde nicht nur um die Zukunft gerungen, sondern auch um die Deutung der Vergangenheit. Denn der Zusammenbruch des…mehr

Produktbeschreibung
Die "Erfindung der Nation" ist stets ein geschichtspolitischer Machtkampf. Das war schon im 19. Jahrhundert so und ist bis heute nicht anders. Im Zeichen politischer und gesellschaftlicher Zusammenbrüche aber ist die Deutung der Vergangenheit besonders umkämpft. Denn aus der Geschichte lassen sich Leitbilder für die zukünftige Ordnung von Staat und Gesellschaft gewinnen. Als die Weimarer Nationalversammlung 1919/20 über die verfassungspolitische Neuordnung Deutschlands beriet, wurde nicht nur um die Zukunft gerungen, sondern auch um die Deutung der Vergangenheit. Denn der Zusammenbruch des zuvor als Erfüllung der deutschen Geschichte gefeierten Kaiserreichs hatte nicht nur die Zukunft, sondern auch die Geschichte geöffnet: Er zwang die Abgeordneten dazu, historische Erfahrungen umzuwerten, andere Geschichtsbilder zu entwerfen und neue Traditionen zu stiften. Revolution, Reich und Nation stellten dabei die Pole dar, an denen sich sehr unterschiedliche Entwürfe einer künftigen Ordnung von Staat und Gesellschaft bündelten. Wie die Weimarer Abgeordneten - unter ihnen erstmals Frauen - die deutsche Nation im Zeichen von Kriegsniederlage, Revolution und parlamentarisch-demokratischer Neuordnung historisch neu zu "erfinden" suchten, davon handelt dieses Buch.Der Autor untersucht erstmals detailliert jenen politischen Grundsatzstreit, an dem die erste deutsche Republik schließlich zerbrach. Er zeigt, dass politische Ordnungsvorstellungen im Zeichen des Zusammenbruchs von 1918 ebenso vielgestaltig waren, wie die geschichtspolitischen Deutungsmuster, in denen sie zu Tage traten. Seine Studie verbindet die Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien mit der Analyse geschichtspolitischer Strategien und wirft so ein neues Licht auf die Entstehung der ersten deutschen Demokratie.
Autorenporträt
Rainer Gruhlich, Jg. 1973, studierte Geschichte, Politikwissenschaft, Öffentliches Recht und Lateinische Philologie in Tübingen, Oxford und Boston. Von 2002 bis 2008 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an den Universitäten in Tübingen, Hannover und Lüneburg. Seither arbeitet er als wissenschaftlicher Referent bei der Alexander von Humboldt-Stiftung in Bonn.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Nachzeichnung der Debatten der Nationalversammlung nach den Versailler Verträgen auf den Deutungsfeldern Revolution, Reich und Nation, die Rainer Gruhlich in seiner Studie vornimmt, ist für Martin Sabrow nur von begrenztem Erkenntniswert, da der Autor die Erfahrungswelten seiner Protagonisten aus der Nationalversammlung nicht milieuspezifisch verankert. Ferner erscheint ihm Gruhlichs von Bloch und Koselleck übernommenes Denkmodell der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen normativ und allzu traditionell teleologisch. Was bei Gruhlichs durchaus ambitionierter Darstellung des Kampfes um die Moderne aus dem Blickfeld gerät, ist laut Sabrow allerdings das Entscheidende: Dass 1918/19 Zukunft als Verbindung zwischen Neuem und Alten gedacht wurde. Den wichtigsten Befund der Arbeit aber sieht Sabrow gerade in dem, was sie ausspart. Der wichtigste damals bevorstehende Paradigmenwechsel war der vom Staat zum Volk.

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