Sie umgeben uns immer und überall: Spuren. Trotz ihrer Allgegenwärtigkeit bleiben sie zumeist unbemerkt und stumm. Ob als justizieller Beweis einer Straftat oder als unfreiwilliger Bote der Vergangenheit, einer Spur hängt stets etwas Geheimnisvolles sowie Rätselhaftes an. Ralf Leipold greift den Topos der Spur auf, um ihn für geographische wie auch geschichtswissenschaftliche Forschungszwecke gleichermaßen zu erhellen. Hierfür entwickelt er das Konzept des geohistorischen Spurenlesens. Ins Zentrum rücken dabei die besondere Räumlichkeit und Zeitlichkeit der Spur sowie der Spurenleser als erinnernder Orts- und Zeitzeuge. Das geohistorische Spurenlesen findet seine empirische Anwendung in der Frage, welche raumzeitlichen Erinnerungsspuren die deutsche Teilung bis heute in der alltäglichen Gedächtnispraxis diverser Geschichtsakteure hinterlassen hat. Leipold bietet einen Beitrag zur Konvergenz von Geographie und Geschichte und stößt zu einer reflexiven Erinnerungsarbeit an. EineForm der Retrospektive, welche offen für die verborgenen oder verlorengegangenen Ortsspuren der Vergangenheit ist, und damit auch für das, was gemeinhin nicht im Blickpunkt steht: das Vergessen.