Stiftungen spielten im Mittelalter eine außerordentliche Rolle bei der Förderung von Kirche und Religion, von Bildung und sozialer Fürsorge. Sie wirkten - gerade in der städtischen Gesellschaft - auf alle Bereiche des menschlichen Lebens ein. Und sie sollten ungeachtet ihrer sonstigen Zwecke immer auch dem Seelenheil der Stifter dienen. Ausgehend von einem neuen, sozialhistorischen Stiftungsbegriff, wird in diesem Buch das gesamte Stiftungswesen einer spätmittelalterlichen Stadt in den Blick genommen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen langfristige Veränderungen und Einflussfaktoren des Stiftungsverhaltens. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Jenseitsvorstellungen der Akteure: Der Glaube an das Fegefeuer fand in Stralsund erst im Laufe des 15. Jahrhunderts größere Verbreitung und konnte auch dann die Vorstellung von einem entscheidenden Gerichtsurteil am Jüngsten Tag keineswegs völlig verdrängen.