Fritz Edlinger/Erwin M. Ruprechtsberger (Hg.), Libyen, Promedia 2009, 248 Seiten, ISBN 978-3-85371-307-5
Das nordafrikanische Land Libyen ist in den vergangnen Jahrzehnten sehr oft im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit gestanden, meistens nicht gerade in positiver Form. Der Anschlag von
Lockerbie 1988 und seine diplomatischen Auswirkungen, der Verdacht, Muammar Gaddafi sei einer der…mehrFritz Edlinger/Erwin M. Ruprechtsberger (Hg.), Libyen, Promedia 2009, 248 Seiten, ISBN 978-3-85371-307-5
Das nordafrikanische Land Libyen ist in den vergangnen Jahrzehnten sehr oft im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit gestanden, meistens nicht gerade in positiver Form. Der Anschlag von Lockerbie 1988 und seine diplomatischen Auswirkungen, der Verdacht, Muammar Gaddafi sei einer der Drahtzieher des internationalen Terrorismus, und die Macht, die das Öl dem Land verleiht, haben ihm dem Ruf eingebracht, einer der wichtigsten politischen Kräfte des afrikanischen Kontinents zu sein.
Seit vielen Jahren hat Libyen, nicht unumstritten, versucht, einen eigenständigen Weg zu gehen, und sich auch davon nicht irritieren lassen, dass die USA es schon lange auf ihre schwarze Liste der „Schurkenstaaten“ gesetzt haben. Dieser eigenständige Politikansatz hat auf viele Länder der arabischen Welt und Afrikas eine nicht zu unterschätzende Anziehungskraft.
Dass nun aus Österreich ein Sammelband mit Aufsätzen kommt, der den Lesern die im Wesentlichen immer noch unbekannte Geschichte und Kultur Libyens nahebringen möchte, ist sicher kein Zufall. Denn schon Bruno Kreisky hatte 1982 versucht, von anderen europäischen Ländern sich zu unterscheiden und mit Gaddafi Gespräche begonnen. Zuletzt war es der libyisch -schweizerische Streit um die dubiosen Geschäfte eines Gaddafi-Sohnes, der in Österreich sicher weit mehr wahrgenommen wurde als etwa in Deutschland.
Der vorliegende Sammelband spannt einen historischen Bogen von den frühesten Zeiten menschlicher Besiedlung des Gebietes des heutigen Libyen, über das Reich von Karthago bis hin zur italienischen Kolonisierung. Minderheiten wie die Tuareg werden gewürdigt und etliche Autoren setzen sich auch kritisch mit dem oft „grün“ genannten dritten Weg Gaddafis auseinander und fragen nach seiner Geschichte und seiner Zukunft.
Politisch und kulturgeschichtlich bietet das Buch viele bisher nicht schnell und leicht zugängliche Hintergrundinformationen über ein Land, dessen Bedeutung nach wie vor unterschätzt wird.