Richards Werk - das wichtigste über die Trinität zwischen Augustinus und Thomas von Aquin - um 1170 verfaßt, ist außerhalb von Fachkreisen kaum bekannt geworden. Aber es besitzt heute eine Aktualität, die den Blick darauf lenken müßte. Hat Richard doch als Erster den Gedanken systematisch durchgeführt, daß Gott nur dann die Liebe (im christlichen Sinn) genannt werden kann, wenn in ihm sowohl die selbstlose Hingabe alles Eigenen an einen andern, wie die gemeinsame Freude herrscht, die zu einem Dritten hin sich öffnet. Richard ist dabei weit entfernt, in Gott drei Personen im modernen Sinn (mit je einem Bewußtseinszentrum) anzunehmen, betont er doch aufs stärkste die Einheit der Gottheit. Aber die neutestamentlichen Texte sprechen für ihn so laut von der Gegenseitigkeit zwischen Vater und Sohn und der Abgehobenheit des Heiligen Geistes von beiden, daß er diesem Reichtum Gottes innerhalb seiner lebendigen Einheit Ausdruck verschaffen wollte.
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