In der Forschung zum Turnaround von Unternehmungen ist die Bedeutung des Erwerbs von Routinen bislang so gut wie nicht untersucht worden. Das ist insofern verwunderlich, weil gerade dort die Existenz von Rigiditäten, Inflexibilitäten und Widerständen eine große Rolle spielt und deren Bestehen wiederholt beschrieben wurde (letztlich ist das gesamte Verständnis von ?unfreezing? und ?refreezing? im Turnaround durch das Vorhandensein von Rigiditäten geleitet). Das gilt nicht nur für die Krisenbewältigung, sondern auch für die Krisenentstehung. Gerade die aktuelle Routinenforschung (in der Tradition von NELSON/WINTER (1982) e- standen, dann aber wesentlich in den aktuellen Arbeiten von COHEN/BURKHART/DOSI/ EGIDI/MARENGO/WARGLIEN/WINTER (1996), FELDMAN (2000), PENTLAND/ FELDMAN (2005), BETSCH (2005) und vielen anderen weiter entwickelt) hat eine Anzahl von Konzepten erarbeitet, die sich offensichtlich zur Analyse dieser Phänomene eignen. B- lang hat es allerdings keinen substanziellen Rückgriff auf die Resultate dieser Forschung zur Untersuchung von Unternehmenskrisen gegeben. Hier setzt die Arbeit von Richard Federowski an und schließt eine wichtige Forschungslücke, indem sie die beiden Forschungsfelder ?Turnaround? und ?Routine? erstmals systematisch miteinander verbindet. Dabei ist es dem Autor gelungen, die wesentlichen Wirkungsmec- nismen und -effekte von Routinen im Turnaroundmanagement zu identifizieren und zu v- orten. Im Ergebnis dieser Analyse wird deutlich, dass Routinen auf unterschiedlichste Weise auf den Kontext, Inhalt und Prozess des Turnaroundmanagements wirken. Sie sind nicht nur Bremser, sondern wirken auch als stabilisierende Faktoren in unruhigen Zeiten des radikalen Wandels. Routinen zeigen sich vor diesem Hintergrund als komplexePhänomene mit vielen Gesichtern.