Ein Puff in Shonagachi. Eine Sexarbeiterin, die erstochen wird. Eine Polizei, der das schnuppe ist. Ein Möchtegern-Poet, der von Geschichte träumt, aber Erotikschund schreibt und hoffnungslos in eine Hure verliebt ist. Nämlich in Lalee, die ihr Leben von einem Tag auf den anderen lebt und über manches hinwegsieht - aber nicht um jeden Preis!»Die Frauen von Shonagachi« ist ein moderner Noir mit realem Hintergrund, souverän verschmitzten Überzeichnungen und einem Schuss Romantik. Voller Empathie, Witz und Biss zeigt Rijula Das den Alltag von Sexarbeiterinnen in Kalkutta, ihre Stärke und Resilienz, aber auch die allgegenwärtigen Hürden und Gefahren für ihre Würde, für ihre Wünsche, für Leib und Leben.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Die Stärken dieses Thriller von Rijula Das über Kalkuttas Rotlichtbezirk Shonagachi liegen in der Figurenzeichnung und den präzisen Milieustudien, findet Rezensentin Katharina Granzin. Aus vielen unterschiedlichen Perspektiven erzählt die Autorin die Geschichte von Lalee, die schon als Kind in eine Bordell verkauft wurde, so die Kritikerin. Eines Tages wird eine ihrer Kolleginnen ermordet - die Besitzerin des Etablissements will das Verbrechen vertuschen, die Polizei interessiert sich nicht dafür. Die Frauen müssen den Mord selbst bei der Polizei anzeigen und die Aufklärung vorantreiben, was Lalee allerdings in eine lebensgefährliche Lage bringt, verrät Granzin. Wahrhaftige Suspense spürt Granzin erst am Ende des Romans, wenn das Erzähltempo anzieht, dafür findet sie vielschichtige Charaktere: ob es die mutigen Frauen, deren Freier (meist "bedürftige Ritter der traurigen Gestalt") oder die misogynen "Riesenarschlöcher" bei der Polizei sind - die Figuren sind manchmal zwar etwas "rätselhaft", aber nie eindimensional, lobt die Kritikerin. Ein Porträt einer korrupten Gesellschaft, das es in sich hat, meint Granzin, und wird immerhin vom angedeuteten Happy End etwas über den Realitätsgehalt dieser Fiktion hingweggetröstet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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