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Wer allein bei Nennung der Worte Humor, Mittelgebirge und Mutterliebe die Flucht ergreift, der ist für dieses Buch verloren. Wer jedoch nicht vorschnell urteilt, der kann anhand dieser Präziosen erfahren, dass in der Literatur nicht zwangsläufig Mutterliebe mit falschem Pathos, Mittelgebirge mit Laubsägearbeit und Humor mit jovialem Augenzwinkern verschwistert sein müssen. Während der NS-Zeit im regimefernen Frankfurter »Societäts-Verlag« erschienen, versammelt der Band annähernd sechzig Geschichten, Erinnerungsbilder, Reiseberichte, Porträts und Theaterkritiken, die zumeist in den zwei…mehr

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Produktbeschreibung
Wer allein bei Nennung der Worte Humor, Mittelgebirge und Mutterliebe die Flucht ergreift, der ist für dieses Buch verloren. Wer jedoch nicht vorschnell urteilt, der kann anhand dieser Präziosen erfahren, dass in der Literatur nicht zwangsläufig Mutterliebe mit falschem Pathos, Mittelgebirge mit Laubsägearbeit und Humor mit jovialem Augenzwinkern verschwistert sein müssen. Während der NS-Zeit im regimefernen Frankfurter »Societäts-Verlag« erschienen, versammelt der Band annähernd sechzig Geschichten, Erinnerungsbilder, Reiseberichte, Porträts und Theaterkritiken, die zumeist in den zwei Jahrzehnten zuvor entstanden sind. Freilich: Erwartungen, einen neuen Joseph Roth oder Siegfried Kracauer aufgrund der gemeinsamen Tätigkeit fürs Feuilleton der »Frankfurter Zeitung« zu entdecken, müssen enttäuscht werden. Rudolf Geck, Ende der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts geboren, sucht und findet zwangsläufig andere Themen als diese annähernd dreißig Jahre jüngeren Leitsterne neusachlicher Prosa: Nicht die neonhellen Nächte der Großstädte, sondern die Kleinstädte des Südwestens in nachtschwarzer Landschaft, nicht die arbeitsamen industriellen Ballungsräume, sondern die sonntäglichen Straßen Frankfurts sucht er auf, um Rohmaterial für seine Texte zu gewinnen. Das ist in den zwanziger Jahren bald ebenso ungleichzeitig wie Gecks Leitmedium, das Theater, auf dem er gegenüber dem Kino beharrt. Darüber hinaus sind es oftmals überraschende Momente geglückter Kommunikation, die er in seinen Feuilletons einfängt. Ihn interessiert eher der Kitt, der alles zusammenhält, als die zwischenmenschlichen Verwerfungen im Kapitalismus, eher die kleinen Gesten alltäglicher Mitmenschlichkeit als die Abgründe des überall anzutreffenden »falschen Bewusstseins«. Mit Betulichkeit, romantischer Verklärung und Besinnlichkeit hat das dennoch wenig zu tun. Denn spätestens in Zeiten von Unmenschlichkeit und Diktatur, vor dem Hintergrund der Diskussionen um den »Lebenswert unwerten Lebens« und der anschließenden Euthanasie etwa, kann das Einfachste, die Empathie, zum subversiven Skandalon werden: So bei seiner 1933 erstmals veröffentlichten Betrachtung »Der Idiot«, in welcher er die Nöte und das Glück einer Mutter mit ihrem behinderten Kind beschwört. Und seine kritische Beurteilung des Ersten Weltkrieges ist meilenweit entfernt von der säbelrasselnden Propaganda der dreißiger Jahre, mit der die Aufrüstung begleitet und der nächste Waffengang vorbereitet wurde. Seine Skizze schließlich über die Erwachsenen-Ratlosigkeit angesichts der Kinderfragen zum Schlachtvieh, das gerade in der Straße vorbeigetrieben wird, ist mehr als eine »dichterische Plauderei«, wie man Gecks Prosa bald nach seinem Tod etikettierte, um ihn gegenüber dem »zersetzenden jüdischen Feuilleton« auszuspielen: Sie ist vielmehr zeitlos aktuell, jede Generation hat die hier ausgesprochenen Fragen aufs Neue zu beantworten. Die Skizze birgt freilich, typisch für Rudolf Geck, den Stachel unter einfachem Gewand. Und in dieser kunstvollen Schlichtheit treffen sich die jüngeren und älteren Kollegen der »Frankfurter Zeitung« schließlich doch noch: In der wohltuend unaufgeregten, knappen und sachlichen Diktion, die der Feuilletonchef dieser legendären Zeitung seinen Eleven zeitlebens vermittelt hat. Insofern können die vorliegenden Texte, die als literarisches Denkmal kurz nach Rudolf Gecks Tod 1936 veröffentlicht wurden, bleibenden Wert beanspruchen. Rudolf Geck jedenfalls wäre mit der Neuveröffentlichung mehr als zufrieden gewesen: Der Journalist, schreibt er 1925, »legt sich jeden Abend mit dem Bewusstsein zu Bett, für die Stunde geschrieben zu haben, und weiß, dass am nächsten Morgen mit seinem Geist Käse einwickelt wird. [...] Dass diese für den Tag Schaffenden und vom Tag Verschlungenen [...] oft mehr Nerv und Geist, Witz und nachdenklichen Geist verausgaben als mancher Bücherfabrikant in dicken Bänden aufstapelt, weiß jeder, der Bücher und Zeitungen liest. Ich freue mich daher jedesmal, wenn einer von ihnen den Mut hat, seine zum Tagesdasein verurteilte Arbeit einzufangen und in das Buch zu retten.«

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Rudolf Geck wird am 6. Juni 1868 in Elberfeld geboren. Nach dem Tod seiner Mutter Vollwaise geworden, wächst Geck seit 1872 im Städtischen Waisenhaus auf, damals wie heute keine günstige »Bildungsprognose«. Einer achtjährigen Volksschulzeit schließt sich zu Beginn der achtziger Jahre eine Fotografenlehre an, auch sein Vater hat in dem Metier gearbeitet. Nach der Volljährigkeit folgen häufige Ortswechsel, u.a. ist Rudolf Geck in Sachsen und in Bayern tätig. In Nürnberg entstehen Mitte der neunziger Jahre erste Feuilletons für den »Fränkischen Kurier«. Leopold Sonnemann, liberaler Gründer und Eigentümer der »Frankfurter Zeitung«, wird auf den jungen Publizisten aufmerksam. Er holt ihn 1896 in die Redaktion der »Frankfurter Zeitung« (FZ). Unter Fedor Mamroth betreut Rudolf Geck jetzt als zweiter verantwortlicher Redakteur das Feuilleton der FZ. Nach dem Tod Mamroths im Juni 1907 wird er Feuilletonchef der FZ, ein Amt, das er bis ins Jahr 1924 ausüben wird. Seine kunstvoll-einfachen, nachdenklich-versöhnlichen Feuilletons zeichnet er wie auch seine Bücher, die in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren als Sammelbände veröffentlicht werden, mit der Chiffre -ck. Rudolf Geck stirbt am 14. Januar 1936 in Frankfurt/M.. Seine Büste wird nach seinem Tod im Konferenzzimmer der FZ aufgestellt, Zeichen der Wertschätzung des Verlegers Heinrich Simon, aber auch seiner Kollegen und Nachfolger, darunter Bernhard Diebold, Benno Reifenberg oder Siegfried Kracauer, der Rudolf Geck zeitlebens mit großem Respekt und Zuneigung begegnete.