18,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 3-5 Tagen
payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Der 17-jährige Wan-Duk hat es nicht einfach. Sein kleingewachsener Vater versucht sich zusammen mit einem stotternden Onkel als Tänzer und Marktfahrer. Seine Mutter, die aus Vietnam kommt, hat die Familie vor 17 Jahren verlassen, Wan-Duk hat keinerlei Erinnerung an sie. Kommt noch dazu, dass sein bärbeißiger Lehrer in der Nachbarschaft wohnt und ihn auch nach dem Unterricht kaum je aus den Augen lässt.Unter diesen widrigen Umständen sucht sich Wan-Duk, der sich schnell mal in eine Schlägerei verwickeln lässt, seinen Weg. Im Kickbox-Training lernt er, seine Impulse in den Griff zu kriegen, und…mehr

Produktbeschreibung
Der 17-jährige Wan-Duk hat es nicht einfach. Sein kleingewachsener Vater versucht sich zusammen mit einem stotternden Onkel als Tänzer und Marktfahrer. Seine Mutter, die aus Vietnam kommt, hat die Familie vor 17 Jahren verlassen, Wan-Duk hat keinerlei Erinnerung an sie. Kommt noch dazu, dass sein bärbeißiger Lehrer in der Nachbarschaft wohnt und ihn auch nach dem Unterricht kaum je aus den Augen lässt.Unter diesen widrigen Umständen sucht sich Wan-Duk, der sich schnell mal in eine Schlägerei verwickeln lässt, seinen Weg. Im Kickbox-Training lernt er, seine Impulse in den Griff zu kriegen, und mit der zielstrebigen Mitschülerin Yun-Ha entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte. Und plötzlich steht seine Mutter vor ihm. Immer hat der Lehrer seine Finger im Spiel. Dessen rauer Ton täuscht, er ist eigentlich ein herzensguter Mensch und erkennt, was Wan-Duk braucht, um über sich hinauszuwachsen.Der dialoggetriebene Roman lässt einen tiefen Einblick in die Nöte eines Jugendlichen, aber auch in die koreanische Gesellschaft zu. Mit jeder Seite wachsen uns die Figuren mit ihrer Schrulligkeit und Güte mehr ans Herz. Die Autorin erzählt mit viel Einfühlungsvermögen und scheut sich nicht, brisante Themen wie Fremdenfeindlichkeit, die prekäre Situation ausländischer Arbeiter oder die allgegenwärtigen, nicht immer jugendfreien Comics anzusprechen.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Autorenporträt
KIM Ryeo-Ryeong wurde 1971 in Seoul geboren. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder studierte sie mit knapp 30 Jahren Kreatives Schreiben an der Kunsthochschule Seoul. Eins zwei. Eins zwei drei. war ihr Debütwerk, es erschien 2007 in Korea und wurde zu einem großen Erfolg. Die spätere Verfilmung unter dem Titel 'Punch' von LEE Han verzeichnete über 5 Millionen Besucher. Kim lebt heute als freie Schriftstellerin in der koreanischen Provinz Gyeonggi-do.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.03.2020

Schattenboxen gegen das System
Ryeo-Reong Kims koreanischer Roman einer prekären Jugend

Die koreanische Autorin Ryeo-Ryeong Kim übt mit oft unorthodoxen Lehrerfiguren eine spielerische Kritik der Institutionen und Autoritäten und der Auswüchse eines überhitzten Systems wie Mobbing, Drill und Fixierung auf Eliteuniversitäten. Ihr in Korea 2008 erschienener Bestseller, der nun auf Deutsch unter dem Titel "Eins zwei. Eins zwei drei" erschienen ist, verbindet eine Coming-of-Age-Geschichte mit einem tragikomischen Prekariatsroman, wobei er konkurrierende Schulen und Lebensschulen - lieber als auf die Oberschule geht der Held Wan-Duk in eine Kickbox-Einrichtung - kurz schließt.

Mit Wan-Duks schrulligem Klassenlehrer und Mentor Dung-Ju, der zu allem Überfluss in Seoul in einem Betonbau auf dem Dach eines Hauses nebenan wohnt, entwickelt sich Hassliebe und Freundschaft.

Wan-Duks Patchworkfamilie ist ein Universum der Schausteller und Außenseiter - neben dem zwergwüchsigen Vater Jeong-Bok gibt es den sportlichen, doch geistig schwachen "Onkel" Min-Gu, zusammen verdingen sie sich als Animateure und Clowns in einem Tanzlokal; dagegen hat die durch eine vermittelte Heirat nach Korea gekommene vietnamesische Mutter die Familie früh enttäuscht verlassen.

Als das Lokal schließen muss, verdingen sich Vater und Onkel als illegale Händler von Tand in der U-Bahn und als Marktverkäufer. Vielleicht aus Protest gegen das väterliche Tanzen lernt der wortkarge junge Rebell Wan-Duk Kickboxen. Jenseits des Paukens und teurer Nachhilfeschulen erfährt er, der Schlägereien nie aus dem Weg ging, im Studio Realien des Lebens und dass Verteidigung der bessere Angriff ist.

Trotz Wan-Duks Desinteresse an Mädchen entspinnt sich eine Außenseiterromanze ausgerechnet mit der gemobbten Streberin (und imaginären Protagonistin eines von einem Klassenkameraden gezeichneten erotischen Comics) Yun-Ha, die wider Erwarten Leute aus dem Gangstermilieu cool findet und sich keck zu Wan-Duks Kickbox-Managerin ernennt.

Die Relativierung der Institutionen und die Kritik an mangelnder Praxisorientierung zeigt sich neben der Schule auch in der ominösen "Kirche" in Wan-Duks Viertel, in dem es von Sekten nur so wimmelt. Die Einrichtung entpuppt sich als vom Lehrer Dung-Ju initiierter Treff für ausländische Arbeiter. Und auch Wan-Duks siebzehn Jahre lang von der Familie abwesende Mutter, die in einem Restaurant in Seongnam ausgebeutet wird, findet hier Zuflucht. Mit der Darstellung der prekären, teils illegalen Situation meist südostasiatischer Arbeiter ohne Betriebsunfallversicherung und der Problematik der angeworbenen asiatischen Heiratsmigrantinnen führt Kim kritische Themen in das Jugendbuch ein.

Dung-Ju, der ungehobelte Lehrer mit weiter Seele, initiiert eine familiäre Wiederannäherung in Trippelschritten, den Beginn einer "demilitarisierten Zone" der Herzen und Familienmitglieder. Alle lernen, von alter Borniertheit Abstand zu nehmen: Die abtrünnige Mutter entschuldigt und erklärt sich, der Vater, der alles in die Erziehung seines Sohnes stecken wollte, akzeptiert, dass sein Sohn nicht Schriftsteller, sondern Kickboxer werden möchte. Dieser sublimiert Schlägereien in Kampfkunst, und die Streberin Yun-Ha will zwar weiterhin auf eine Elite-Uni, aber nicht mehr des Prestiges willen, sondern um Kriegsberichterstatterin zu werden. Als die Patchworkfamilie mit Hilfe Dung-Jus als Investor gar beschließt, eine Tanzschule zu eröffnen, findet die Solidargemeinschaft der Underdogs Auswege aus den Abwärtsspiralen und Teufelskreisen der Zuschreibungen und Vorurteile.

In Kims wunderbarem Bildungsroman lernt Wan-Duk, sich zu wandeln vom sich vor der Welt und ihren Provokationen Versteckenden und bloßen Schattenboxer gegen das System zum Mitgestalter und "Fänger" des Glücks - und mitunter wie im Versteckspiel "Ich kann dich nicht finden, zeig dich!" zu rufen. Und zuletzt mit seinem auch im Kleinen spektakulären Leben Kompromisse zu schließen: "Die einzelnen Tage, die gewöhnlich, aber solide und ausgefüllt sind, werde ich zusammenfügen und irgendwann eine schöne Halskette des Lebens daraus fertigen."

STEFFEN GNAM

KIM Ryeo-Ryeong: "Eins zwei. Eins zwei drei."

Aus dem Koreanischen von Hyuk-Sook Kim und Manfred Selzer. Baobab Books, Basel 2020. 208 S., geb., 18,- [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Siggi Seuss findet Kim Ryeo-Ryeongs Geschichte reichlich verrückt. Dass es in Südkorea hinter den Kulissen ganz schön drastisch zugeht, hatte er schon geahnt. Kim Ryeo-Ryeong zeigt es ihm anhand seines einzelgängerischen Ich-Erzählers mit einem kleinwüchsigen, gemobbten Vater und allerhand weiterem schrägem Personal. Seoul als Handlungsort bietet Seuss Raum für Entdeckungen (im Kickboxstudio etwa) und der Coming-of-Age-Story einen spannenden Rahmen.

© Perlentaucher Medien GmbH