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Ein seltsames Gedicht prangte vor rund achtzig Jahren an hannoverschen Litfasssäulen. Unter der Überschrift "An Anna Blume" besang dort jemand in ungewohnten Bildern und bewusst falscher Grammatik die Geliebte seiner 27 Sinne. Der Text stammte von Kurt Schwitters, Werbegrafiker und künstlerisches "enfant terrible", der heute als international anerkannter Neuerer der Künste gefeiert wird und dessen abstrakte Gemälde und Plastiken weltweit in renommierten Museen zu sehen sind. Im Exil auf der kleinen norwegischen Insel Hjertoy hatte Schwitters die Idee, dort eine Weltausstellung zu initiieren.…mehr

Produktbeschreibung
Ein seltsames Gedicht prangte vor rund achtzig Jahren an hannoverschen Litfasssäulen. Unter der Überschrift "An Anna Blume" besang dort jemand in ungewohnten Bildern und bewusst falscher Grammatik die Geliebte seiner 27 Sinne. Der Text stammte von Kurt Schwitters, Werbegrafiker und künstlerisches "enfant terrible", der heute als international anerkannter Neuerer der Künste gefeiert wird und dessen abstrakte Gemälde und Plastiken weltweit in renommierten Museen zu sehen sind. Im Exil auf der kleinen norwegischen Insel Hjertoy hatte Schwitters die Idee, dort eine Weltausstellung zu initiieren. Wie dies auf der Insel zu realisieren sei? "Man schafft einfach aus aller Welt die Ausstellungsgegenstände dorthin, wo eine Weltausstellung geplant ist, die Presse, die eine nicht zu überschätzende Macht ist, macht aufmerksam auf die zukünftige Weltausstellung, etwa in Chicago oder in Hjertoy, dann wird der übliche Baldaver serviert, und jeder, der etwas auf sich häl t, verlebt seine Ferien in der Weltausstellung. Da wachsen plötzlich Hotels aus dem Boden, sind überbesetzt und erzielen Luxuspreise. Vormittags werden Geschäfte getätigt, der Handel blüht, und abends wird getanzt." 64 Jahre später findet die Weltausstellung Expo 2000 ausgerechnet in Schwitters' Vaterstadt Hannover statt. Aus diesem Anlass sind Autorinnen und Autoren aus fast allen Teilnehmerländern gebeten worden, Texte einzusenden, die auf Schwitters' Gedicht reagieren und Antwort geben aus dem je anderen Kulturkreis und Verständnis. Anna Blume machte sich also auf in die Welt und kehrte zurück, den Duft von Zimt im Haar, die Wangen voller Sonnenaufgänge und als Ohrgehänge die vielen fernen Klänge. Sie packt ihre Koffer aus, probiert einmal mehr die Mitbringsel. Sie dreht sich kokett vor ihren Leserinnen und Lesern und schmückt deren Kommentare und Fragen aus mit Histörchen und Bruchstücken von Erlebtem.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Es ist Expo-Zeit, und damit kommt der Hannoveraner Kurt Schwitters zu neuen - internationalen - Ehren. Gleich zwei Bände enthalten Nachdichtungen und Variationen seines berühmten Laut- und Liebesgedichtes "An Anna Blume" - Rolf-Bernhard Essig hat sie sich mit Wonne angetan.1) "Kurt Schwitters A--N--N--A! `An Anna Blume` in 154 Nachdichtungen aus 137 Ländern sowie als Hörstück auf CD
Da hat sich die niedersächsische Landesregierung ja wirklich mal was Nettes ausgedacht. Auf der Suche nach einem Gastgeschenk, so berichtet Essig, kam sie auf die Idee, das berühmte Gedicht des berühmten Sohns der Stadt in alle Expo-teilnehmenden Länder zu versenden und um Nachdichtungen in den jeweiligen Heimatsprachen zu bitten. Und eine kleine lyrische Variante wäre auch gern gesehen, so dass es nun zu einer Art "Doppel-Weltausstellung" in Bezug auf Schwitters kam. Das Schöne an der Edition sei, schwärmt Essig, dass man die Texte der Verfasser faksimilierte und damit nicht nur die unterschiedlichsten Sprachen zu Gehör bringen konnte, sondern dass man auch die verschiedensten Alphabete und Handschriften in Augenschein nehmen kann. "Ein Konzert der Dichterstimmen", schreibt Essig auch in Bezug auf die dazu erschienene CD.
"Anna Blume und zurück. Poetische Antworten auf `An Anna Blume`"
Gab es bei der Edition der niedersächsischen Landeregierung zumindest die Vorgabe einer Nachdichtung, so bewegen sich Autoren dieses Bandes völlig im freien assoziativen Raum. Rolf-Bernhard Essig fühlt sich darum nach der Lektüre dieses Bandes nicht wie nach einem gesitteten Konzertbesuch (siehe oben), sondern eher wie nach einer Jam-Session: etwas verkatert, noch im Rausch, "die Wahrnehmung verlangsamt und intensiviert". Respekt vor ihrer Figur, schreibt Essig, hätten die Dichter in ihren 95 freien Variationen nicht unbedingt aufgebracht, aber liebevoll sei dennoch jeder mit ihr umgegangen: ob als Platzanweiserin in Island oder als Blutwurst in Österreich, Anna triumphiere polyglott, im Stimmenwirrwarr, das sich der Leser, so Essig, am besten laut lesend zu Gemüte führen sollte.

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"Man liest sich leicht an diesen Hommage-Gedichten fest und taucht gerne in die unterschiedlichsten Sichtweisen ein, die man zu guter Letzt als e i n e menschliche Stimme in vielen Variationen erkennt.(...) ein wunderbares Beispiel dafür, wie Dichtung länderübergreifend wirkt und zum ständigen Austausch bereit ist." (Siggi Liersch, Listen. Rezensionszeitschrift)