Peter, 9 Jahre, weiß, dass er sterben muss. Er denkt: Ich wollte doch noch das Baumhaus bauen. Und er betet zusammen mit seinen Eltern. - Mit dieser Geschichte wollten Wissenschaftler an den beiden Forschungsstandorten Nürnberg und Leipzig mit Kindern und Jugendlichen ins Gespräch kommen über ihre Sicht auf die Theodizeefrage. Das Forschungsinteresse lag auf der Erhebung einer möglichst unverstellten Innenperspektive der Probanden; Anlass der Studie waren Zweifel an der seit etwa zwanzig Jahren allgemein verbreiteten, auf K. E. Nipkow zurückgehenden Ansicht, dass Erfahrungen mit unschuldigem Leiden die erste und zentrale Einbruchstelle für den Verlust des Glaubens an Gott seien. Die Ergebnisse lassen es geraten sein, die unterrichtliche Behandlung der Theodizeefrage anders einzubetten und neu zu gewichten. Denn wie sich die Kinder und Jugendlichen in ihrem Gottesbild, in ihrem Fragen und in ihrer Weltsicht in den letzten zwanzig Jahren verändert haben, so hat sich auch die Betroffenheit geändert, die sekundäres oder gar primäres Erleben von Leid bei ihnen auslöst.