Der bedeutende Philosoph Alois Riehl hatte als erster Bauherr von Ludwig Mies van der Rohe großen Einfluss auf sein Denken. In seinem Auftrag erbaute Mies das Haus Riehl in Potsdam-Neubabelsberg zwischen 1908 und 1909 als Erstlingswerk, das als »Klösterli« bald zu einem wichtigen Ort des geistig-kulturellen Austausches wurde. Die zehnte Ausgabe der Schriftenreihe des Mies van der Rohe Hauses spannt den Bogen zwischen der Philosophie Riehls und dem architektonischen Denken von Mies. Neu entdeckte Autochrome von Haus und Garten Riehl ermöglichen einen neuen Blick auf ein frühes Kapitel im Werk von Mies van der Rohe.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Aya Soikas Buch über Mies van der Rohes Verhältnis zum Nationalsozialismus trägt laut Rezensent Peter Richter dazu bei, ein differenzierteres Bild vom Bauhaus zu zeigen als bisher üblich. Der letzte Bauhaus-Chef vor der Schließung der Schule durch die Nazis litt zwar unter dem Ende der Schule, bemühte sich allerdings gleichzeitig um Großaufträge des Regimes, lernt Richter von Soika, ein Entwurf für einen Weltausstellungspavillon nimmt die spätere Gestaltung der Nationalgalerie durch van der Rohe vorweg. Dass dieser und ähnliche Entwürfe nicht realisiert wurden, ist aus Sicht des Architekten rückwirkend als Glücksfall zu bewerten, argumentiert Richter mit Soika, auch van der Rohe selbst bereute seine Kollaboration mit dem diktatorischen Regime später. Insgesamt dennoch ein Buch, schließt Richter, das auf überzeugende Art am Mythos Bauhaus kratzt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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