Fast jeder Schuljunge kennt die verbreitete Vorstellung, die Sprache sei ein mächtiges Werkzeug -ein perfektes Instrument zur Kommunikation. Diese instrumentelle Auffassung von Sprache zeichnet modernes Denken aus. Mit Hilfe der Sprache können wir uns nicht nur ein immer mecha nistischeres Bild von der Sprache machen, sondern auch von uns selbst und unserer Umwelt. Sprache kann uns auch vergessen lassen, daß wir ein Teil der Natur sind, wie die Natur ein Teil von uns ist. Ist aber die Sprache nicht selbst natürlich? Und wenn ja, in welchem Sinne ist sie es? In welchem Zu sammenhang stehen Sprache, Natur und Kultur? Wie organisieren menschliche Organismen Information? Hat die sog. ökologische Krise etwas mit Sprache zu tun? Lassen sich überhaupt Zusammenhänge herstellen? Das sind nur ein paar Fragen, die auftauchen können, wenn man aus einer allgemeinen ökologischen Perspektive Sprache betrachtet. Viele durch diese Sichtweise entstehende Fragestellungen sind sowohl itir die linguistik als auch biologische Ökologie neu. In dem vorliegenden Entwurf der Konzeption einer ökologischen Linguistik geht es mir neben dem Aufzeigen neuer Fragestellungen auch um die Auf hebung von Grenzen - Dinge, die gewöhnlich weit auseinanderzuliegen scheinen, werden zueinander in Beziehung gesetzt. Was dabei neben einer gewissen Vertrautheit mit wissenschaftstheoretischen und linguistischen Konzeptionen vom Leser verlangt wird, ist Toleranz und die Bereitschaft, dem scheinbar so Selbstverständlichen und Etablierten zu mißtrauen.
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