Das Buch "Emrald - Besser als die Wirklichkeit" zeichnet das Bild einer nahen Zukunft, das in vielerlei Hinsicht ziemlich realistisch wirkt. Neben der realen Welt wurde eine virtuelle Welt namens "Emrald" geschaffen, hinter der ein mächtiges Wirtschaftsimperium steht. Wie im echten Leben dreht sich
auch in "Emrald" alles darum, Geschäfte zu machen und den Menschen möglichst viel Geld aus der…mehrDas Buch "Emrald - Besser als die Wirklichkeit" zeichnet das Bild einer nahen Zukunft, das in vielerlei Hinsicht ziemlich realistisch wirkt. Neben der realen Welt wurde eine virtuelle Welt namens "Emrald" geschaffen, hinter der ein mächtiges Wirtschaftsimperium steht. Wie im echten Leben dreht sich auch in "Emrald" alles darum, Geschäfte zu machen und den Menschen möglichst viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Und es gibt auch hier eine Mehr-Klassen-Gesellschaft, denn die Art, wie jemand in dieser Welt beteiligt wird, hängt davon ab, welchen Service sich ein Kunde leisten kann.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Es gibt Julian, ein Einzelgänger und Emrald-Junkie, der in der virtuellen Welt sein Geld verdient und sich letztendlich dort sogar verliebt. Es gibt die Farmerin Kenda, die gegen das System "Emrald" anzukämpfen versucht. Es gibt die mächtigen Vorstandsvorsitzenden des Emrald-Unternehmens, die sich gegenseitig bekämpfen, und noch einige Figuren mehr.
In dieser Geschichte steckt sehr viel drin, das mich sicher auch nach Beendigung des Buches weiter beschäftigen wird. Die virtuelle Welt, die eben gar nicht besser ist, sondern irgendwie dann doch nur eine Kopie unserer Welt, in der sich sogar Kriege entwickeln können. Die körperlichen und psychischen Folgen, die Besuche in Emrald haben. Die riesige Macht, die eine einzelne Firma erhält, nur indem sie einen gigantischen virtuellen Vergnügungspark auf den Markt gebracht hat.
Hinzu kommen sehr grundsätzliche Fragen zum Menschsein an sich. Hat z.B. ein "Unterprogramm" in Emrald, das sein eigenes Bewusstsein entwickelt hat, ein Recht auf ein eigenständiges Leben außerhalb dieser virtuellen Welt? Es geht um Solidarität, Liebe bzw. Grenzen von Liebe, die Frage, was den Menschen eigentlich von Künstlicher Intelligenz unterscheidet etc. Die Geschichte schneidet auf sehr vielen verschiedenen Ebenen zahlreiche philosophische Fragen an, ohne diese zu beantworten. Gleichzeitig bleiben im Prinzip alle Handlungsstränge offen - vermutlich wird es hier noch eine Fortsetzung geben.
Der Sprachstil ist sehr nüchtern; die Art, Dinge darzustellen, eher roh, an einigen Stellen war die Sprache für meinen Geschmack zu derb. Die Geschichte wird in sehr kurzen Sätzen erzählt, ist wenig emotional und enthält sich jeglicher Bewertung, selbst an Stellen, an denen man als Leserin ziemlich schlucken muss und den beiden Hauptfiguren gerne zurufen würde, dass sie jetzt definitiv zu weit gehen. Dafür gibt es von mir einen Stern Abzug. (Nebenbei gibt es auch noch einige Schreibfehler, die den Lesefluss etwas stören, aber darüber kann ich hinwegsehen). Eine Vorwarnung für Menschen, die mit sexualisierter Gewalt bereits traumatische Erfahrungen gemacht haben, wäre am Anfang des Buches hilfreich.
Insgesamt aber ein sehr spannendes, teils aufreibendes Leseerlebnis und empfehlenswert für alle, die sich mit Fragen rund um virtuelle Wirklichkeiten beschäftigen möchten.