Examensarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Pädagogik - Interkulturelle Pädagogik, Note: 1,5, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Institut für Rehabilitationspädagogik), Veranstaltung: Internationale Sonderpädagogik, Sprache: Deutsch, Abstract: Immer wieder stoßen Kinder und Jugendliche auf Hindernisse bei der Entwicklung ihrer vielfältigen Fähigkeiten und ihrer Bedürfnisse. Seien es Menschen, Strukturen, Institutionen, Kulturen oder soziale und ökonomische Bedingungen, welche ihr Leben in verschiedener Weise beeinflussen, so haben diese Faktoren doch immer eines gemeinsam: sie hindern das Individuum daran, ein Leben zu führen, welches seinen besonderen und einzigartigen Bedürfnissen gerecht werden kann. In ganz grundlegender Weise prägen sie die alltäglichen Lebensbedingungen eines Kindes und sind letztendlich für die Entwicklung desselbigen verantwortlich. In Lateinamerika sind Kinder in einem ganz anderen Maße, als beispielsweise in Deutschland, diesen äußeren Faktoren ausgesetzt. In eine Welt hineingeboren zu werden, in welcher es kaum als selbstverständlich betrachtet werden kann, feste Bezugspersonen sowie ein Zuhause zu besitzen, birgt enorme Risiken und Gefahren. Viele der Kinder Lateinamerikas führen daher ein Leben in Selbstautonomie auf der Straße. Ohne feste Bindungen und Orientierung, allerdings stets auf der Suche nach diesen, sind sie äußerst risikoreichen Bedingungen ausgesetzt, welche sie daran hindern, ein Leben in voller Teilhabe und Partizipation an gesellschaftlichen Prozessen erleben zu dürfen. Insofern soll diesen Kindern innerhalb dieser Arbeit auch eine ganz besondere Stellung zuteil werden. Denn gerade sie sind es, die auf Barrieren des Lernens und der Teilhabe stoßen und diese in ganz besonderer Weise erfahren. Innerhalb Lateinamerikas sind Kinder ohne feste Bindungen vor allem in Brasilien anzutreffen. Man schätzt ihre Zahl auf mehr als 12 Millionen. Dabei leben die meisten der sogenannten Straßenkinder im Nordosten Brasiliens, der Region des Landes, in welcher Menschen unter den schwierigsten Lebensbedingungen dieses doch so vielseitigen Landes leben müssen. Dies mag auch der Grund dafür sein, weshalb ich mich innerhalb meiner Ausführungen auf diese Region beziehen möchte. Ein weiterer Grund ist darin zu sehen, dass ich selbst vor einigen Jahren für sechs Monate in einem Projekt für ehemals auf der Straße lebende Kinder im Nordosten Brasiliens (Recife) gearbeitet habe, und insofern auch die örtlichen Gegebenheiten kenne.