Untersuchungen zu Statusmerkmalen und Selbstverständnis spätrömischer senatorischer Eliten verzeichnen Konjunktur. Ebenso rückten im Zuge einer kulturhistorischen Wende Medien und Praktiken des kulturellen Gedächtnisses in den Fokus der Forschung. Blickt man hingegen auf die Folgefrage nach Vergangenheitsbezug, Elitenkommunikation und -konstitution, begegnen Konzepte wie Nostalgie, Kontingenzbewältigung oder Musealisierung. Doch das Metanarrativ eskapistischer nobiles in der 'Abendsonne der Antike' wird berechtigterweise post 1968 beständig bezweifelt. Ausgehend von jenen Voraussetzungen widmet sich diese Studie Vergangenheitsbezügen in gallo-römischen und italischen senatorischen Diskursen der Spätantike. Zuvorderst fragt Meurer, inwiefern Akteure auf historisches Bildungs- und Orientierungswissen rekurrierten, um sich damit zu positionieren. Auf Makroebene, aber vor allem anhand detaillierter Fallstudien vollzieht sie Strategien vergangenheitsbezogener Kommunikation nach. Ferner werden allgemein Aushandlungsprozesse um senatorische Statusgrundlagen skizziert. Mit Blick auf aktuelle Diskussionen um regionale Differenzierung problematisiert die Studie zudem die Abhängigkeit derartiger Diskurse von politischen Handlungsspielräumen.