Obgleich seit der Jahrtausendwende der emotional turn in den Wissenschaften weitläufig Einzug hält, finden Emotionen in der neutestamentlichen Exegese noch immer kaum Beachtung. Diesem Desiderat begegnend entwickelt Tanja Dannenmann anhand emotionspsychologischer und literaturwissenschaftlicher Methoden ein Modell des emotionalen Rezeptionsvorgangs, auf dessen Basis die emotive Leserlenkung eines Erzähltextes mittels narratologischer Methoden sorgfältig analysiert werden kann. Diese 'emotive Heuristik' wird exemplarisch an drei Parabeln des Matthäus-Evangeliums durchgeführt (Mt 18,21-35; 24,45-51; 25,14-30). Dabei zeigt sich, dass die starken emotiven Elemente der matthäischen Parabeln die zeitliche Begründungsstruktur ihrer ethischen Forderungen zu verstärken vermögen. Die Arbeit dient somit sowohl der Vervollständigung einer holistischen Exegese als auch der Untersuchung narrativ vermittelter Ethik. Geboren 1990; 2009-15 Studium der Ev. Theologie und der Lateinischen Philologie auf Lehramt (Gymnasium) an der Eberhard Karls Universität Tübingen; 2018 Promotion an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz; seit 2019 Studienreferendarin für Lehramt (Gymnasium) am Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte Stuttgart.
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