Ein zu wenig bekanntes Memoirenwerk des k.u.k. Generalstabsoffiziers Oberst Theodor Ritter von Zeynek wurde von Peter Broucek, ehemals Staatsarchivar, herausgegeben. Er hat es mit einer Geschichte des österreichisch-ungarischen Generalstabes seit der Zeit Wallensteins eingeleitet und wissenschaftlich ediert.Theodor Zeynek (1873-1948) stammte aus einer Lehrerfamilie Österreichisch Schlesiens. In seinen Memoiren beschrieb er seine Jugend, seine Ausbildung an der Militärakademieund die Schulung zum Generalstabsoffizier an der Wiener Kriegsschule. Zur Zeit der Bosnischen Krise 1908 diente er bereits in der Operationsabteilung des Generalstabes unter dem späteren Feldmarschall Franz Graf Conrad von Hötzendorf. Er war 1915/1916 als Armeegeneralstabschef an der Front in der Bukowina, in Ostgalizien und der Ukraine. Der Höhepunkt und das Ende seines Wirkens in der Donaumonarchie bildete das Amt des Chefs der Quartiermeisterabteilung des Armeeoberkommandos 1917 bis 1918. Er war zuständig für die Besatzungspolitik in Russisch-Polen, Rumänien, Serbien und einem Teil Oberitaliens und er hatte den gesamten Nachschub für die Armee zu organisieren. Zeynek war an der Seite Kaiser Karls bei dessen Bestrebungen zum Abschluss eines Waffenstillstandes mit der Entente, besonders aber mit Italien.Im Ruhestand lebte er mit seiner Ehegattin aus einer Prager Familie in Wien und Mondsee, Oberösterreich, als Musiker, als schriftstellerischer Interpret Beethovens, sowie als Dichter und als Übersetzer zahlreicher Werke William Shakespeares.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.06.2009Präventiv
Theodor von Zeynek
Theodor Ritter von Zeynek (1873-1948), der aus einer österreichisch-schlesischen Beamtenfamilie stammte, erlebte im Generalstabskorps in Wien noch das Ende der Ära Beck (Chef des Generalstabs von 1882 bis 1906), den er bei aller persönlichen Hochachtung als nicht mehr zeitgemäß einstufte. Dessen Nachfolger Conrad von Hötzendorf erschien ihm als Aufbruch in bessere Zeiten. Im Operationsbüro war Zeynek für den Aufmarsch "Balkan" verantwortlich. Von 1914 bis 1916 diente er an der Ostfront, zuletzt als Generalstabschef der 7. Armee, wobei er mit seiner Planung bei der Verteidigung der Bukowina hervortrat. Danach war er bis zum Ende des Kriegs als Chef der Quartiermeisterabteilung des Armeeoberkommandos vor allem für die Verpflegung der Truppen zuständig. Während er eine positive Bilanz dieser Tätigkeit zog, machte ihn der zuständige zivile Ministerialbeamte für die "bösesten Verböserungen" verantwortlich. Nach dem Krieg zog sich Zeynek ins Privatleben zurück. Die gut edierten Erinnerungen Zeyneks bieten einen interessanten Einblick in die Denkweise eines jüngeren österreichischen Generalstabsoffiziers. Er war nicht nur militärisch ein Anhänger Conrads, den er auch während des Ersten Weltkriegs nur lobte und für falsche Entscheidungen entschuldigte, sondern auch politisch, da er wie sein Vorbild für einen Präventivkrieg gegen Serbien und Italien plädierte. Den Staaten in Südosteuropa sprach er jede Existenzberechtigung ab. Die 1935 und 1940 verfassten Kriegserinnerungen beruhen auf nicht mehr vorhandenen Tagebuchaufzeichnungen.
FRANZ-JOSEF KOS.
Peter Broucek (Herausgeber): Theodor Ritter von Zeynek: Ein Offizier im Generalstabskorps erinnert sich. Böhlau Verlag, Wien 2009. 365 S., 49,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Theodor von Zeynek
Theodor Ritter von Zeynek (1873-1948), der aus einer österreichisch-schlesischen Beamtenfamilie stammte, erlebte im Generalstabskorps in Wien noch das Ende der Ära Beck (Chef des Generalstabs von 1882 bis 1906), den er bei aller persönlichen Hochachtung als nicht mehr zeitgemäß einstufte. Dessen Nachfolger Conrad von Hötzendorf erschien ihm als Aufbruch in bessere Zeiten. Im Operationsbüro war Zeynek für den Aufmarsch "Balkan" verantwortlich. Von 1914 bis 1916 diente er an der Ostfront, zuletzt als Generalstabschef der 7. Armee, wobei er mit seiner Planung bei der Verteidigung der Bukowina hervortrat. Danach war er bis zum Ende des Kriegs als Chef der Quartiermeisterabteilung des Armeeoberkommandos vor allem für die Verpflegung der Truppen zuständig. Während er eine positive Bilanz dieser Tätigkeit zog, machte ihn der zuständige zivile Ministerialbeamte für die "bösesten Verböserungen" verantwortlich. Nach dem Krieg zog sich Zeynek ins Privatleben zurück. Die gut edierten Erinnerungen Zeyneks bieten einen interessanten Einblick in die Denkweise eines jüngeren österreichischen Generalstabsoffiziers. Er war nicht nur militärisch ein Anhänger Conrads, den er auch während des Ersten Weltkriegs nur lobte und für falsche Entscheidungen entschuldigte, sondern auch politisch, da er wie sein Vorbild für einen Präventivkrieg gegen Serbien und Italien plädierte. Den Staaten in Südosteuropa sprach er jede Existenzberechtigung ab. Die 1935 und 1940 verfassten Kriegserinnerungen beruhen auf nicht mehr vorhandenen Tagebuchaufzeichnungen.
FRANZ-JOSEF KOS.
Peter Broucek (Herausgeber): Theodor Ritter von Zeynek: Ein Offizier im Generalstabskorps erinnert sich. Böhlau Verlag, Wien 2009. 365 S., 49,- [Euro].
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