In dieser Arbeit wird das Phänomen der Anorexia nervosa (Magersucht) als ein soziokulturelles Problem aufgeführt, dessen Wurzeln in der Geschichte christlicher Vorstellungen über die Frau zu finden sind. Im orthodoxen Judentum hingegen scheint es diese Erkrankung nicht zu geben. - Die Ursache dafür wird hier in den differenten Glaubenspraktiken von Juden- und Christentum vermutet, welche wiederum aus unterschiedlichen religiösen Vorstellungen über das Verhältnis des Individuums zu Gott erwachsen und identitätsstiftend für die jeweiligen Glaubensgemeinschaften sind. Der Fokus bei den modernen Erklärungsmodellen für diese geschlechtsspezifische Erkrankung ist zumeist auf das Individuum und seine familiäre Situation gerichtet, ohne jedoch die Geschlechtsspezifität, sowie die identitätsstiftende Bedeutung dieser Erkrankung für die Betroffenen zu berücksichtigen. Der hier aufgeführte, jüdisch-orthodoxe `Impfstoff` gegen Essstörungen wird bezogen aus einem "Manifest an jüdischer Identitätsstiftung" und besteht aus dem Praktizieren von Erinnern, einer (Selbst-)Bewusstmachung "von ganzem Herzen und mit ganzer Seele", sowie einer "kathartische Selbstanalyse".