In China fand seit dem 17. Jahrhundert abseits des konfuzianischen Mainstreams eine verstärkte Hinwendung zur konkreten Wirklichkeit und eine Dekonstruktion der dominierenden konfuzianischen Denksysteme auf verschiedene Weise Ausdruck. Das Denken des Qing-zeitlichen Konfuzianers Yan Yuan ist exemplarisch für diesen geistigen Neuorientierungsprozess. Im Mittelpunkt seiner Philosophie steht ein Modell individueller und gesamtgesellschaftlicher Kultivierung, das sich durch Körperzentriertheit und Praxisorientiertheit auszeichnet und gegen die Leibfeindlichkeit und metaphysische Abgehobenheit Song- und Ming-zeitlichen Philosophierens gerichtet ist. Der Autor bezieht in dieser Studie Yan Yuans anthropologische, kosmologische, handlungstheoretische und kulturphilosophische Positionen systematisch aufeinander, ordnet sie geistesgeschichtlich ein und berücksichtigt dabei die Geschichte ihrer Rezeption. Die sehr unterschiedlichen Reaktionen auf Yan Yuans Werk - schwankend zwischen vehementer Ablehnung und überschwenglicher Begeisterung - spiegeln verschiedene Perspektiven der Auseinandersetzung Chinas mit der eigenen geistigen Tradition in den letzten drei Jahrhunderten wider.
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