Der Affekt des Zorns stellt sich in der mittelalterlichen Epik als omnipräsentes Phänomen dar. Allenthalben wird im Zorn gezetert, gekämpft und geherrscht. Allein seine gewaltige Handlungsmächtigkeit rechtfertigt das gesteigerte wissenschaftliche Interesse der letzten Jahre, über das sich der Affekt als ein konstantes anthropologisches Anliegen offenbart. Allen sechs hier untersuchten Texten, vom parodistisch-satirischen Reinhart Fuchs bis zum aventiurehaften Dietrichepos Eckenlied, ist gleichwohl eine Auseinandersetzung mit dem Zornaffekt zu konzedieren, die in unterschiedlicher Intensität und Differenziertheit erfolgt. Der Einzeltext erscheint dabei als Sammelbecken heterogener Sinnpotenziale, die auch über die Behandlung des Zornaffektes auskondensieren. Es sind die schillernden Facetten des Zorns, anhand deren diese Studie einen Teil des Spektrums seiner Kausalitäten zu sichten versucht. Im Zorn erblickt sie letztlich einen Indikator von Höfisierung und Dialogizität.