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Lieben - sich binden und frei sein. Der Imperativ zu lieben gebietet die Möglichkeit der Freiheit als Möglichkeit der Wahl am Anderen.LIEBE - ein Wort, fünf Buchstaben, zwei Silben, vier Laute. Der erste Laut ist ein Zungenlaut wie in Laub, Labsal, Leib, Leben, lecken, lutschen, Lust und Leid. Ein klanglicher Auftakt, der auf die Lust der Zunge am Lallen insistiert, die eigentlich die Lust der Zunge am Schlecken, Schnalzen, Schlabbern und Schmecken ist, daran also, Nahrung aufzunehmen. Weil wir Nahrung brauchen, bedürfen wir von Anfang an - ohne Wahl - des Anderen. Auf diese Weise sind wir…mehr

Produktbeschreibung
Lieben - sich binden und frei sein. Der Imperativ zu lieben gebietet die Möglichkeit der Freiheit als Möglichkeit der Wahl am Anderen.LIEBE - ein Wort, fünf Buchstaben, zwei Silben, vier Laute. Der erste Laut ist ein Zungenlaut wie in Laub, Labsal, Leib, Leben, lecken, lutschen, Lust und Leid. Ein klanglicher Auftakt, der auf die Lust der Zunge am Lallen insistiert, die eigentlich die Lust der Zunge am Schlecken, Schnalzen, Schlabbern und Schmecken ist, daran also, Nahrung aufzunehmen. Weil wir Nahrung brauchen, bedürfen wir von Anfang an - ohne Wahl - des Anderen. Auf diese Weise sind wir unvollständig, haben keinen Stand, keinen Bestand ohne den Anderen. Wir sind insuffizient, mittellos und daher permanent außer uns, um bei uns sein zu können. Zwischen Lust und Leid hängen wir - endlos lallend - am Anderen. Dieses Bedürfnis, dieser Mangel macht uns wund für den Anderen. Er ist das Wundmal, der Andere das Heilsversprechen und somit das, mit dem wir gezeichnet sind. Der Andere ist das, was uns reizt, und das, was uns reißt. Er ist der Riss und der Kitt in unserem Sein.
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Autorenporträt
Ulrike Kregel ist Kultur- und Bildtheoretikerin. Sie lebt und arbeitet in Berlin.