Sind Konkursgesetze ein sinnvolles Instrument zur Regulierung des Marktes? Unter welchen Voraussetzungen sollten unrentable Unternehmen liquidiert werden und wann rechtfertigt eine positive Zukunftsprognose die Sanierung? Diese grundsätzlichen Fragen haben aufgrund der Corona-Krise erneut an Aktualität gewonnen - dennoch darf nicht in Vergessenheit geraten, dass eine vergleichbare Problematik in Deutschland bereits etwa 150 Jahre früher von hochrangigen Politikern, Juristen und Wirtschaftsexperten kontrovers diskutiert wurde: Im Entstehungsprozess der Konkursordnung war die Aufnahme von Sanierungsinstrumenten einer der zentralen Streitpunkte. Während der Beratungen einer vom Bundesrat eingesetzten Expertenkommission fiel im Jahr 1874 schließlich die Entscheidung gegen ein konkursabwendendes Vergleichsverfahren. Dieser Band möchte sowohl die politischen und gesellschaftlichen Umstände als auch die geistesgeschichtlichen Strömungen näher beleuchten, welche sich auf die konkrete Ausgestaltung der Konkursordnung auswirkten. Anhand verschiedener Dokumente aus dem Bundesarchiv und aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz sowie anhand zahlreicher weiterer Originalquellen wird der Frage nach den wichtigsten Einflussfaktoren nachgegangen. Unter anderem konnte dabei festgestellt werden, dass die Betrugsfälle des sogenannten Gründerschwindels ein gesteigertes Misstrauen hinsichtlich der Liquidität neuer Unternehmen hervorgerufen hatten und dass die Prägung durch zeittypische Wertvorstellungen wie auch Ehrbegriffe eine an ökonomischer Praktikabilität orientierte Betrachtungsweise verhinderte.
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