Geben Lieblingsmärchen von Kindern Einblick in deren subjektive Wirklichkeit, in derenWünsche, Ängste und Hoffnungen? Die Autorin diskutiert die Bedeutung der Märchen für die kindliche Entwicklung sowie verschiedene Erklärungsansätze für deren psychologische Wirksamkeit. Insbesondere wird der Wert des Lieblingsmärchens eines Kindes für die Begegnung mit entwicklungsbedingten Konflikten und deren Bewältigung hervorgehoben. Auf der Grundlage von tiefenhermeneutisch analysierten Gesprächen mit insgesamt neun Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren sowie nachträglich im Elterngespräch gewonnener biografischer und familiendynamischer Informationen wird aufgezeigt, dass sich in den Motiven des Märchens, seinen Hauptgestalten und Handlungsabfolgen das subjektive Erleben des Kindes widerspiegelt. Das Lieblingsmärchen eines Kindes eröffnet damit für die psychologische Diagnostik neue Perspektiven.