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Maria erinnert sich, wie sie in den 1960er-Jahren auf einem Bauernhof mit ihren Brüdern Josef und Franz im Dorf aufgewachsen ist. Während Josef, der Älteste, in die Fußstapfen des Vaters tritt, entzieht sich Franz, Nesthäkchen und Liebling der Mutter, den traditionellen Erwartungen des rauen Alltags. Maria ist zerrissen zwischen Anpassung und Sehnsucht. Sie träumt von einem selbstbestimmten Leben außerhalb der engen Grenzen des Dorfes, bleibt aber, heiratet Toni und bekommt ein Kind. Mittellos und in Abhängigkeit gefangen, arbeitet Maria pflichtbewusst mit, wo sie gebraucht wird, und p...
Maria erinnert sich, wie sie in den 1960er-Jahren auf einem Bauernhof mit ihren Brüdern Josef und Franz im Dorf aufgewachsen ist. Während Josef, der Älteste, in die Fußstapfen des Vaters tritt, entzieht sich Franz, Nesthäkchen und Liebling der Mutter, den traditionellen Erwartungen des rauen Alltags. Maria ist zerrissen zwischen Anpassung und Sehnsucht. Sie träumt von einem selbstbestimmten Leben außerhalb der engen Grenzen des Dorfes, bleibt aber, heiratet Toni und bekommt ein Kind. Mittellos und in Abhängigkeit gefangen, arbeitet Maria pflichtbewusst mit, wo sie gebraucht wird, und pflegt nahe Angehörige. Als Maria Toni eines Tages reglos am Boden vorfindet, sieht sie erstmals eine Chance, dem vorgezeichneten Leben zu entgehen. Verena Dolovai erzählt in ihrem Roman von patriarchal geprägten dörflichen Strukturen und der Schwierigkeit, auszubrechen. Gelingt es Maria, das Dorf hinter sich zu lassen? Und wo ist eigentlich Franz?
VERENA DOLOVAI wurde 1975 in Gmunden geboren. Nach absolvierten Studien der Rechtswissenschaften & Dolmetsch- und Übersetzerwissenschaften an der Universität Wien ist sie als Juristin und Autorin tätig. Verena Dolovai arbeitet in Wien, lebt in Klosterneuburg und ist auch in der Literaturvermittlung engagiert. Sie hat zahlreiche Texte in literarischen Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht und ist Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung, der Interessengemeinschaft Autorinnen Autoren und von Podium Literatur.
Produktbeschreibung
- Verlag: Septime
- Seitenzahl: 168
- Erscheinungstermin: 12. Februar 2024
- Deutsch
- Abmessung: 195mm x 125mm x 18mm
- Gewicht: 257g
- ISBN-13: 9783991200352
- ISBN-10: 399120035X
- Artikelnr.: 69626916
Herstellerkennzeichnung
Septime Verlag e.U.
Johannagasse 15-17/18
1050 Wien, AT
office@septime-verlag.at
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Mit dem Mythos, dass früher alles besser war, räumt Verena Dolovais Debütroman gründlich auf, so Rezensentin Judith von Sternburg. Die Kritikerin bespricht diese unversöhnliche Geschichte eines Mädchens, das in den 1960er Jahren in einem österreichischen Dorf aufgewachsen ist, mit Anerkennung: Maria ist für ihre Familie überwiegend als Dienstmagd interessant, wird durch die Zwänge des dörflichen Katholizismus am laufenden Band gedemütigt und ansonsten kaum wahrgenommen, erklärt Sternburg, die den lyrisch-knappen Stil Dolovais lobt. Nur der jüngere Bruder Franz kann aufgrund seiner Homosexualität aus den starren Strukturen ausbrechen, verrät die Kritikerin über dieses beklemmende und beeindruckende Buch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ein Blick auf weibliches Leben
Maria, Josef und Franz wachsen in den 60er Jahren in einem österreichischen Dorf in den Bergen auf. Ihre Familie ist patriarchal geprägt, der Vater ist autoritär, gegen ihn lehnt sich niemand in der Familie auf. Nun könnte man meinen, dass die …
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Ein Blick auf weibliches Leben
Maria, Josef und Franz wachsen in den 60er Jahren in einem österreichischen Dorf in den Bergen auf. Ihre Familie ist patriarchal geprägt, der Vater ist autoritär, gegen ihn lehnt sich niemand in der Familie auf. Nun könnte man meinen, dass die Struktur des dörflichen Lebens das Althergebrachte fördert und das Leben der drei Geschwister auch auf die Umgebung anwendbar wäre. Aber dies ist eindeutig zu einfach gedacht und diesen Fehler macht die Autorin Verena Dolovai nicht. Denn Freundinnen von Maria schaffen den Absprung aus der engen dörflichen Welt in die weitere Welt der Stadt. Nur Maria schafft dies nicht. Denn sie wird schon von früh an in ihre spätere Lebenswelt gedrängt. Sie ist das Sandwich-Kind der Familie, sie ist eine Frau, also wird sie nichts erben, aber sie darf von früh an sehr viel arbeiten, Ausbildung ist auch nicht so wichtig, aber ihre Arbeitskraft auf dem eigenen Hof. Und diese Strukturen bedient halt leider die Mutter von Maria genauso. Was traurig ist! Sehr traurig! Denn wie sollen sich die althergebrachten patriarchalen Strukturen verändern, wenn diese selbst von dem benachteiligten Geschlecht gefördert werden!?!?
Als Einziger in der Familie schafft es Franz als das Nesthäkchen der Familie, als der geliebte Sohn der Mutter der familiären Struktur und Gewalt zu entkommen und er ermöglicht dadurch erst dieses Dorf ohne Franz. Maria bemerkt erst relativ spät die Ursache dieser Flucht von Franz, wobei hier der Neid sicher auch eine Rolle spielt und das Hadern mit der eigenen Rolle und das bildungsferne Leben.
Nun ist das Erzählte sehr traurig, aber es macht mich auch wütend. Denn solche Strukturen machen ja alle Beteiligten erst möglich. Ja. Alle Beteiligten! Die Frauen in der Familie und die Frauen der Umgebung. Die Männer auch. Aber bekanntlich nutzt ihnen dieses Procedere auch mehr. In der Vergangenheit, aber manchmal auch im Jetzt.
Man weiß ja bei der Lektüre des Buches, wann und wo das Geschehen spielt. Aber das Geschilderte ließe sich auch unproblematisch auf frühere Zeiten implizieren. Also ist in manchen Gefilden, in manchen Familien die Vergangenheit sehr aktiv und man wähnt sich als feministisch eingestellte Leserin auf einem fremden Planeten. Schlimm!
Dennoch ließ mich das Buch auch etwas kalt, denn die Charakterzeichnung der Maria wirkt recht kühl gezeichnet. Jeder, der mich und meine Sichten auf die buchige Welt kennt, wird wissen, dass da etwas für mich fehlt. Deswegen auch meine 4 Sterne Bewertung. Denn die Thematik trifft mich natürlich vollkommen! Aber die Charaktere tun dies nicht, sie lassen mich relativ kalt und ich schaue aus einer gewissen Distanz.
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Mittleres Mädchen
Als mittleres von drei Kindern und einziges Mädchen fehlt Maria von Anfang an die Liebe ihrer Eltern. Während der Vater den älteren Josef fördert, ist Nesthäkchen Franz der Liebling der Mutter. Maria indes muss stets fleißig zupacken am …
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Mittleres Mädchen
Als mittleres von drei Kindern und einziges Mädchen fehlt Maria von Anfang an die Liebe ihrer Eltern. Während der Vater den älteren Josef fördert, ist Nesthäkchen Franz der Liebling der Mutter. Maria indes muss stets fleißig zupacken am elterlichen Hof und auch später als Erwachsene alle Rollen als Ehefrau, Mutter, Hilfsarbeiterin und Altenpflegerin ausfüllen. Gibt es in einem österreichischen Dorf in den 1960ern tatsächlich keine andere Perspektive?
Titelbild und Klappentext laden ein auf spannende Erinnerungen der Ich-Erzählerin. Was den Leser dann tatsächlich erwartet, ist jedoch ein wenig ernüchternd. Maria sitzt in der Kirchenbank und sieht den Herrn am Kreuz an, hadert wohl mit ihrem Schicksal, fügt sich diesem aber im nächsten Moment klaglos, um wenig später eine Entscheidung zu treffen. Wie es dazu kommt, das erfährt man sogleich anhand einer monologähnlichen Schilderung der vergangenen Jahrzehnte. Maria berichtet über ihre Kindheit, das Gefühl, neben den Brüdern „übersehen“ worden zu sein, die List, sie vom Erbe auszuschließen mittels untergejubelter Verzichtserklärung, sodass sie wie selbstverständlich immer nur wie eine Magd für alle anderen zu funktionieren hat.
Verena Dolovais Erzählstil ist knapp und karg, spiegelt Marias Leben wohl sehr gut wider. Direkte Reden sind selten und in Kursivschrift nahtlos in den Text eingebettet, sodass sie sich unauffällig in den nüchternen Text einfügen anstelle für Lebendigkeit zu sorgen. Charaktere und ein enges Dorf als Schauplatz sind einerseits gut dargestellt, rufen aber beim Lesen keinerlei Gefühlsregung bei mir hervor. So bleibt mir Marias Tun über die gesamte Geschichte hin fremd und auch die Wende, welche die Handlung am Ende nimmt, gleicht einer Illusion und überzeugt mich nicht so recht.
Fazit: ein interessantes Thema, das auf besondere stilistische Weise aufgegriffen wird, aber für mich kaum Nähe zu den Geschehnissen zulässt. Drei von fünf Sternen.
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Ungeschönte Bilder vom dörflich geprägten Leben. Wunderbar erzählt!
Maria erzählt von ihrem Leben. Sie wächst auf einem Hof auf, Dorf und Land prägen ihr Leben. Bereits einer der ersten Sätze beschreibt allumfassend ihr Schicksal:
S.10: „..., in der …
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Ungeschönte Bilder vom dörflich geprägten Leben. Wunderbar erzählt!
Maria erzählt von ihrem Leben. Sie wächst auf einem Hof auf, Dorf und Land prägen ihr Leben. Bereits einer der ersten Sätze beschreibt allumfassend ihr Schicksal:
S.10: „..., in der Nacht, hielt mir Papa schließlich einen Zettel unter die Nase. Unterschreib! Hinter ihm Mama, Josef, Franz und der Herr Notar. Ich sag auf das Papier. Durchlesen musst du das nicht, meinte Papa. So ein Theater wegen einer Unterschrift, dachte ich und kritzelte meinen Namen auf die punktierte Linie. Erbverzicht stand oben drüber.“
Damit ist ihre Zukunft besiegelt als Magd in der eigenen Familie. Eine Ausbildung oder Lehre wird Maria von den Eltern untersagt. Sie bleibt eine billige Arbeitskraft am Hof, später wird sie wie selbstverständlich zur Pflege der gebrechlichen Alten abgestempelt. Ihr Bruder Josef bekommt alles. Sie und Franz nichts.
Franz ist das Nesthäkchen, von seiner Mutter verwöhnt, während an Maria all die Arbeit hängen bleibt. Eines Tages beschließt Franz, sich die Welt anzusehen, und geht. Das ist der Startpunkt des geistigen Verfalls seiner Mutter. Eine Mutter, die Maria gegenüber immer abweisend und böse war.
Von ihrer Heirat mit Toni, von dem sie dachte, er würde eines Tages die Wirtschaft seines Vaters erben, verspricht sie sich eine besser Zukunft. Doch es kommt anders. Auf Toni, mit einem starken Alkoholproblem, ist nicht verlass, sein jüngerer Bruder Ferdinand, mit dem Maria zuerst zusammen war, bekommt das Gasthaus. Für Maria bleibt nur ein Leben mit Gelegenheitsjobs, Arbeit am Hof, und Pflege über. Sie hilft wo sie kann und muss. Kleine und größere Katastrophen, die das Leben zwangsläufig anschwemmt, bleiben an ihr hängen wie Treibholz am Ufer. Sie erträgt es auf eine stoische Weise.
Eines Tages sieht sie die Chance, all dem zu entschwinden …
In düsteren Bildern, so wie das Leben auf dem Land nun mal spielt, erzählt uns die Autorin sprachlich gekonnt vom patriarchal geprägtem Dorfleben. Einmal gefangen in diesen Strukturen, scheint es kein Ausbrechen zu geben.
Verena Dolovai zeichnet ein ungeschöntes Bild vom Land, die (viel gepriesene) Idylle gibt es nicht. Und wenn doch, dann ist sie eine Seifenblase, die jäh zerplatzt. Das Leben wird als hart und entbehrungsreich angenommen und gelebt, eine andere Möglichkeit wird von vorn herein ausgeschlossen. Außer man macht es wie Franz, und bricht aus.
Ganz große Leseempfehlung für diesen Roman von Verena Dolovai . Ihr Sprachstil ist fesselnd, direkt, auch nüchtern. Inhaltlich möchte ich gerne Vergleiche zu Helena Adler (Die Infantin trägt den Scheitel links) oder auch Monika Helfer (Die Bagage) ziehen, allerdings mit dem kleinen Einwand, dass hier das persönliche Pathos zur Seite gestellt wird. Trotz der Ich-Erzählung besteht eine gewisse Distanz, die ihre volle Berechtigung hat. Also: kauft und lest das Buch! Es lohnt sich!
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hervorragendes Debüt
Der Debütroman von Verena Dolovai "Dorf ohne Franz" hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Zum Teil recht nüchtern wird das Aufwachsen und Schicksale mehrerer Dorfbewohner erzählt. Wobei "nüchtern" hier nicht negativ zu sehen …
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hervorragendes Debüt
Der Debütroman von Verena Dolovai "Dorf ohne Franz" hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Zum Teil recht nüchtern wird das Aufwachsen und Schicksale mehrerer Dorfbewohner erzählt. Wobei "nüchtern" hier nicht negativ zu sehen ist, das Landleben in den 1960ern ist nunmal auch ein wenig nüchtern, geprägt von Rollenklischees, Zuschreibungen und auch brutaler Rauheit. Die Lektüre hat mich sehr schnell über meine Eltern und Großeltern nachdenken lassen, die auch in so einem Dorf aufgewachsen und gelebt haben.
Das Ausbrechen aus den Dorfmustern, das Loslösen von zugeschriebenen Rollen, all dies beschäftigt(e) viele Menschen am Land. Die Autorin schafft es mit klarer Sprache dieses Leben, insbesondere das Leben der Protagonistin Maria realitätsnah zu beschreiben. Vielleicht macht genau die Nüchternheit und das raue Dorflebenden Reiz aus, der mich von Anfang an gefesselt hat. Ein wirklich hervorragendes Debüt, die Lektüre kann ich wirklich nur empfehlen.
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Der kleine Roman versetzt uns in ein österreichisches Dorf in den 60er Jahren. Hier wächst Maria, die Ich-Erzählerin, auf einem kleinen Bauernhof auf. Sie ist das mittlere von drei Kindern und als einzige Tochter für beide Eltern nur als Arbeitskraft von Interesse. Sie verzichtet …
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Der kleine Roman versetzt uns in ein österreichisches Dorf in den 60er Jahren. Hier wächst Maria, die Ich-Erzählerin, auf einem kleinen Bauernhof auf. Sie ist das mittlere von drei Kindern und als einzige Tochter für beide Eltern nur als Arbeitskraft von Interesse. Sie verzichtet notariell auf ihr Erbteil, und so erhält Josef, der ältere Sohn, den Hof und den Grundbesitz. Franz ist als Nesthäkchen der Liebling seiner Mutter; er lässt sich auszahlen und verlässt das Dorf. Erst spät erkennt Maria den Grund für seinen Wegzug. Franz ist homosexuell und entzieht sich den starren Normen und den Rollenzuweisungen des Dorfes.
Die Erzählerin bleibt eng an ihrer Protagonistin und zeichnet ein desillusionierendes Bild des ländlichen Lebens. Maria lässt sich widerspruchslos in starre patriarchalische und sehr raue Strukturen einordnen. Eine Ausbildung bleibt ihr verwehrt, weil die Eltern den Nutzen einer Tochter ausschließlich in der Haus- und Hofarbeit sowie in dem sehen, was man heute Care-Arbeit nennt.
Bei der Partnersuche zeigt sich ihr anerzogener Sinn fürs Wirtschaftliche und Praktische, aber sie wird bitter enttäuscht. Immer wieder taucht Franz, der abwesende Bruder in ihren Gedanken auf, und Maria erkennt zunehmend, dass Franz ein selbstbestimmtes Leben lebt und sich von den strengen Rollenzuweisungen befreit hat. Insofern ist der Titel „Dorf ohne Franz“ zugleich ein Programm: Franz ist gerade wegen seiner Abwesenheit der Katalysator für Marias Entwicklung. Maria wagt schließlich auch den Schritt in die Selbstbestimmtheit, aber hier verschwimmt der Roman, das Ende ist allzu offen und unrealistisch.
Das Besondere an dem Roman ist weniger der illusionslose Blick auf das dörfliche Leben und seine traditionellen Rollenerwartungen, sondern die Sprache der Autorin. So karg wie Marias Leben ist auch die Sprache, mit der sie in beklemmender Nüchternheit ihr Leben erzählt. Mit dieser nüchternen und einfach gehaltenen Sprache wirkt die Protagonistin beklemmend authentisch.
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In einem österreichischen Dorf Mitte der 1960er Jahre erkennt Maria, einzige Tochter und mittleres Kind einer Bauernfamilie schon früh ihren Stellenwert. Während der älteste Bruder Josef den Hof weiterführt, kann der jüngere Bruder mit seinem ausgezahlten Erbteil sein …
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In einem österreichischen Dorf Mitte der 1960er Jahre erkennt Maria, einzige Tochter und mittleres Kind einer Bauernfamilie schon früh ihren Stellenwert. Während der älteste Bruder Josef den Hof weiterführt, kann der jüngere Bruder mit seinem ausgezahlten Erbteil sein Leben weitab vom Dorf gestalten. Für Maria, der eine Erbverzichtseeklärung regelrecht zur Unterzeichnung untergejubelt wurde, bleibt nur das typische Leben im Patriarch: unbezahlte Arbeitskraft auf dem Hof und im zu niedrig eingeheirateten Familiengasthof, neben Haushalt und Pflege dahinsiechender Angehöriger. Ihr Mann Toni (der falsch erwählt von zwei Brüdern) ein Trinker und Weiberheld, die Mutter eine boshafte Alte und ein Vater der ihr kaum Beachtung schenkt. Aber Maria fügt sich klaglos, nur manchmal dämmert ihr bei Besuchen ihrer ehemaligen Freundin Therese oder ihres Bruders Franz, die dem Dorfleben entkommen konnten, welches Leben auch möglich gewesen wäre. Und dann bekommt sie mit Toni's Tod ihre Chance dem Ganzen zu entfliehen.
So nüchtern gehalten wie der Titel ist die gesamte Erzählung.
Das harte Landleben und die Unterdrückung der Frauen wird schonungslos geschildert - der Leser erfährt viel über die Eigendynamik und Hierarchie im geschichtlichen Kontext. Und trotzdem fehlt mir ein gewisser Sog.
Mehr oder weniger zusammenhanglose Schilderungen schließen aneinander an, so das ich mehrere Male zurückblättern bzw. lesen musste, ob ich nicht einen wichtigen Aspekt überlesen habe.
Hatte ich beim Lesen noch gehofft und mir gewünscht das Maria ihre Chance bekommt, so ist für mich das offene Ende mehr als unbefriedigend.
Dieses Buch wurde für den Österreichischen Buchpreis 2024 nominiert und ich muss sagen, dass ich wieder einmal von dieser Ehrung enttäuscht war. Leider ein Buch welches bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
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Ein desillusionierendes Buch.
Die Icherzählerin zeigt ihre Rolle in einer dörflichen, ländlichen Umgebung. Für sie gibt es keine Anerkennung oder Zuneigung innerhalb der Familie.
Der titelgebende Franz ist der einzige, der aus seiner Rolle ausbricht und dafür Freiheit …
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Ein desillusionierendes Buch.
Die Icherzählerin zeigt ihre Rolle in einer dörflichen, ländlichen Umgebung. Für sie gibt es keine Anerkennung oder Zuneigung innerhalb der Familie.
Der titelgebende Franz ist der einzige, der aus seiner Rolle ausbricht und dafür Freiheit erlangt.
Doch dann kommt der Tag, als auch Maria aus ihren Alltag flüchtet
Der Roman ist für meinen Geschmack ein wenig zu gleichförmig erzählt.
Aber man muss das Buch für seine Schärfe und Klarheit bewundern.
So wird es ein bemerkenswerter Antiheimat- und Antifamilienrom
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eBook, ePUB
Dorf ohne Franz, Roman von Verena Dolovai, EBook, aus dem Septime-Verlag
Debütroman der Autorin
Maria ist in den 60er Jahren mit ihren Brüdern Josef und Franz in einem Dorf aufgewachsen, Josef der Ältere tritt in die Fußstapfen des Vaters und erbt den Hof. Franz das …
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Dorf ohne Franz, Roman von Verena Dolovai, EBook, aus dem Septime-Verlag
Debütroman der Autorin
Maria ist in den 60er Jahren mit ihren Brüdern Josef und Franz in einem Dorf aufgewachsen, Josef der Ältere tritt in die Fußstapfen des Vaters und erbt den Hof. Franz das Nesthäkchen ist der Liebling der Mutter und wird von ihr verhätschelt. Dieses Buch beschreibt den rauen Alltag im Leben der Protagonistin.
Das Buch enthält viel Lokalkolorit, bildhaft und flüssig beschrieben und durch die fesselnden Dialoge hat der Leser zu jederzeit im Gespür, dass dieser Roman auf dem Land und in Österreich spielt. Die Autorin hat als Erzählform den Ich-Stil, aus der Sicht der Protagonistin Maria gewählt. Eine hervorragende Innenansicht ist dadurch ermöglicht. Aufgeteilt in Leseabschnitte in idealer Länge.
Ein hartes Leben für ein Mädchen, auf dem Land, zur damaligen Zeit, mit Regelschulabschluss und ohne Lehre. Josef der ältere Bruder kommt nach dem Vater und wurde von ihm unterstützt, als Hoferbe erzogen, Franz, Mutters Liebling, der schwächliche zarte Bruder, bekommt sein Erbe ausbezahlt und verschwindet ins Ausland. Und dazwischen Maria, die auf ihr Erbe verzichtet, die keine Chance bekam, auf eine höhere Schule zu gehen. Davon und vom Leben in der Stadt, hat ihr nur ihre damalige Freundin Theresa berichtet. Maria bekam nur immer zu hören sie sein dumm und ungeschickt. Nach der Schule eine Lehre? Wozu, man brauchte eine billige Arbeitskraft auf dem Hof … und Mädchen heiraten ja doch. Sie hat den Wirtssohn Toni geheiratet, aber auch hier wurde sie betrogen, denn nicht Toni der Ältere, sondern sein Bruder Ferdinand wird der neue Wirt. Toni ist Alkoholiker und Schürzenjäger. So bleibt Maria eine Dienstmagd, selbst als sie verheiratet ist muss sie ihrem Vater die Putzarbeiten machen, die Mutter pflegen und auf dem elterlichen Hof arbeiten. In der Wirtschaft ist sie nur eine billige Dienstmagd zum Spülen und niederen Arbeiten. Selbst den Schwiegervater pflegt sie bis zu seinem Ende. So ist das traurige Leben von Maria, von patriarchal geprägten dörflichen Strukturen und der Schwierigkeit, auszubrechen. Und soweit fand ich das Buch fesselnd und sehr unterhaltsam.
Das Ende fand ich komisch, ich mag Bücher nicht die aufhören, bevor die Geschichte zu Ende ist. Immer wieder habe ich zurückgeblättert und geprüft ob ich etwas überlesen oder nicht mitbekommen habe, so ein abrupter Plottwist ist mir selten untergekommen. Schade.
Bis auf den Schluss fühlte ich mich hervorragend unterhalten, meine Lieblingsfigur war nicht die Protagonistin, ich finde sie hätte sich einfach mehr durchsetzen sollen, keine Entwicklung bei ihr feststellbar. Eine richtig sympathische Figur war eigentlich am ehesten der Wirt Ferdinand oder Franz der jüngere Bruder. Ich finde allgemein, dass keine der Frauen im Buch gut weggekommen ist.
Bis zum Plottwist war ich vom Buch begeistert. Die Nomination zum österreichischen Buchpreis fand ich angemessen. Der ernüchternde offene Schluss jedoch hat mich enttäuscht.
Trotzdem möchte ich das Buch empfehlen und vergebe 4 Sterne.
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