20,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
  • Broschiertes Buch

Der aus Böhmen stammende und in Mittelhessen aufgewachsene Schriftsteller Peter Kurzeck (1943-2013) hat die letzten 20 Jahre seines Lebens zu großen Teilen in der kleinen südfranzösischen Stadt Uzès verbracht. Etliche seiner Romane, darunter auch der opulente Vorabend, sind dort entstanden, obwohl Frankreich in seiner eigenwilligen, der Erinnerung ans letzte Jahrhundert gewidmeten Prosa nicht die Hauptrolle spielt. Das zwischen Avignon und Nîmes gelegene Uzès hat ein für Frankreichs Süden ungewöhnliches, von Mittelalter und Renaissance geprägtes Stadtbild, war Bischofssitz, und die riesige…mehr

Produktbeschreibung
Der aus Böhmen stammende und in Mittelhessen aufgewachsene Schriftsteller Peter Kurzeck (1943-2013) hat die letzten 20 Jahre seines Lebens zu großen Teilen in der kleinen südfranzösischen Stadt Uzès verbracht. Etliche seiner Romane, darunter auch der opulente Vorabend, sind dort entstanden, obwohl Frankreich in seiner eigenwilligen, der Erinnerung ans letzte Jahrhundert gewidmeten Prosa nicht die Hauptrolle spielt. Das zwischen Avignon und Nîmes gelegene Uzès hat ein für Frankreichs Süden ungewöhnliches, von Mittelalter und Renaissance geprägtes Stadtbild, war Bischofssitz, und die riesige Burg der Herzöge von Uzès verfügte sogar über einen eigenen Wohnturm für den französischen König. Uzès ist aber auch eine lebendige, urbane Stadt, mit deren zahlreichen Cafés, Restaurants und dem inzwischen berühmten Markt Peter Kurzeck ebenso vertraut war wie mit der teilweise wilden Hügellandschaft rundum. Das Verleger- und Autorenpaar Günter Kämpf und Vilma Link-Kämpf ( 2022) hat nahe bei Uzès in einem ehemaligen Bauernhof zwei Jahrzehnte gelebt und gearbeitet und unterhielt einen freundschaftlichen Kontakt zu Peter Kurzeck. Es beschreibt die Stadt und deren besondere Geschichte aus ebenso intimer Erfahrung wie den Autor Kurzeck in dieser südlichen Umgebung. Die Schilderung gemeinsamer Ausflüge, z.B. in die Camargue und ans Meer, zum nahen Pont du Gard und Informationen über die einzigartige Garrigue-Landschaft der Region, ergänzen den Text. Dazwischen kommt immer wieder auch Peter Kurzeck selbst zu Wort. So entstehen, zusammen mit den zahlreichen Fotos, ein Porträt des Autors und Freundes P.K. und zugleich ein individueller kleiner Reiseführer für Uzès und die umgebende Landschaft, in der neben den bedeutenden historischen Spuren auch Wein, Oliven, Trüffel sowie Kirschen und Aprikosen eine große Rolle spielen.
Autorenporträt
Günter Kämpf, Gründer und Verleger des Anabas Verlags von 1966 bis 2010, hat in dieser Zeit an die 400 Werke ediert, neben literarischen auch solche zu Kunst- und Kulturgeschichte, Alltagskultur und Design. Er lebt heute in Lich (Kreis Gießen)
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Tilman Spreckelsen mag sie sehr, die "kurzeckhafte Dringlichkeit", die er in diesem Band auch jenseits des literarischen Werkes des Autors ausmacht. Herausgegeben hat das kleine Erinnerungsbuch das Paar Günter Kämpf und die im letzten Jahr verstorbene Vilma Link-Kämpf, Freunde, die Kurzeck in seiner Wahlheimat, im französischen Uzès kennenlernte. Der Kritiker blättert hier nicht nur in einer reichen Auswahl von Fotos oder liest Postkarten, die Kurzeck an seine Tochter Carina sandte, er lernt Kurzeck auch privat durch die Augen des Paares kennen. So erfahren wir, dass Gespräche "meist von Peter dominiert" wurden, da er zunächst seinen "kommunikativen Rückstau" überwinden musste. Die Zuhörer - und nun auch die Leser - werden mit so wachen wie hingebungsvollen Beobachtungen entlohnt, versichert Spreckelsen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.12.2023

Er war nicht für Gäste eingerichtet
Aber in den Cafés von Uzès wurde er seinen kommunikativen Rückstau los: Ein Erinnerungsbuch zu Peter Kurzeck in Okzitanien

Am 7. Juni 2004 schreibt der Autor Peter Kurzeck zwei aufeinanderfolgende Ansichtskarten an seine Tochter Carina. Sie zeigen das Städtchen Barjac in der Region Okzitanien und erreichen Carina, "damit du es nicht vergißt, damit Du Dich jetzt + später erinnerst - damit Du nicht vergißt, Dich zu erinnern! Und weil es ja jetzt in meinem Sommerbuch vorkommt."

Diktion und Inhalt der Karten, deren Text nahtlos von der einen auf die andere übergeht, verraten ihren Autor sofort: Es ist die Sprachmelodie, die seinen groß angelegten Romanzyklus "Das alte Jahrhundert" prägt, dessen erster Band "Übers Eis" Kurzeck 1997 veröffentlichte. Fünf Bände erschienen zu Lebzeiten des 2013 verstorbenen Autors, seither gaben seine Lektoren zwei weitere Romanfragmente heraus, darunter 2019 das, auf das Kurzecks Postkarten aus Barjac verweisen: "Der vorige Sommer und der Sommer davor" (F.A.Z. vom 29. August 2019).

Sie alle schildern die Jahre 1983 und 1984 und blicken zurück auf die Monate, in denen die Beziehung des Erzählers, eines Schriftstellers mit Namen Peter, zerbricht, aber auch dessen Kindheit und Jugend und einige Reisen - eine davon führt ihn mit seiner Freundin und der gemeinsamen Tochter Carina in den Süden Frankreichs, in die Camargue und ans Meer, in den Ort Saintes-Maries-de-la-Mer und eben nach Barjac, dorthin, wo Peters Freund Jürgen gemeinsam mit seiner französischen Freundin Pascale ein kleines Restaurant betreibt und wo ein erheblicher Teil von Kurzecks "Sommerbuch" spielt.

Die Tochter ist Mitte zwanzig, als sie die Karten erreichen, in denen sie in kurzeckhafter Dringlichkeit aufgefordert wird, sich an jenes Barjac zu erinnern, das sie als Kleinkind, vielleicht auch noch später besucht hatte. Ihr Vater aber wohnte, als er die Chronik der Trennung und der Entscheidung, als freier Schriftsteller zu leben, zum Thema seiner meist in Frankfurt angesiedelten Romane machte, bereits seit Jahren in Frankreich. 1992 war er mit der Schriftstellerin Birgit Vanderbeke ins okzitanische Saint-Quentin-la-Poterie gezogen, 1993 dann allein weiter ins nahe Uzès. Er blieb dort bis zu seinem Lebensende.

Günter Kämpf und die im vergangenen Jahr verstorbene Vilma Link-Kämpf haben sich dort mit ihm angefreundet. Sie haben ihm einen schmalen Erinnerungsband gewidmet, der die Stadt vorstellt und die Umgebung, die Cafés, die Kurzeck besuchte, das Haus an der Place des Sabotiers, die enge Steintreppe in den ersten Stock und schließlich auch das Ensemble von Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche, das zwanzig Jahre sein Zuhause war.

Kämpf und seine Frau haben gemeinsam im Verlag Anabas gearbeitet. Sie setzen dem Erinnerungsauftrag, den Kurzeck vorwiegend sich selbst erteilte, einen anderen entgegen, der die eigene Existenz zurückstellt und sich ganz der Kurzecks verschreibt. Dies allerdings ohne den geringsten Anschein von Glorifikation und Ehrfurcht, dafür mit allen Anzeichen, die zumindest für gegenseitige Sympathie, wenn nicht gar für eine Freundschaft sprechen - soweit, auch das wird deutlich, Kurzeck dazu bereit war.

Unterhaltungen waren "meist von Peter dominiert", heißt es einmal, "er musste erst einmal seinen kommunikativen Rückstau überwinden oder etwas besonders Aktuelles loswerden, bevor er zuhören oder auf seine Gegenüber eingehen konnte". Zugleich ist vom häufigen Rückzug in die Wohnung die Rede, von einem Sozialleben, das sich am Telefon abspielte und außerhalb der Wohnung: "Er war einfach nicht für Gäste eingerichtet", stellt das Autorenpaar fest, "bei Peter Kurzeck war nur Platz für Peter Kurzeck und seine Arbeit." Anzeichen, dass sie ihm deshalb grollten, gibt es im Buch nicht.

Stattdessen erleben wir aus den Augen des Paares einen Schriftsteller, der seine ausdrückliche und intensive Hinwendung zum Schreiben als Notwendigkeit erlebt, die er selbst nicht weiter hinterfragt, und dasselbe im Grunde von denen erwartet, mit denen er zu tun hat. Zugleich läuft er wach durch seine Umgebung, am liebsten am frühen Morgen durch die Stadt, und teilt seine überraschenden Beobachtungen mit den Begleitern oder späteren Zuhörern.

Warum aber ausgerechnet Uzès? Das Buch ist reich mit Fotos und einer Auswahl von an Carina gesandten Postkarten versehen. Sie alle sprechen davon, mit welcher Hingabe sich Kurzeck der besonderen, ihm selbst von früheren Reisen vertrauten Atmosphäre zugewandt hat, welch schieres Glück sie ihm bescherte, allen Klagen über eine sich auch hier im Tourismus verändernden Welt zum Trotz. In den Karten an Carina meint man eine fortwährende Einladung herauszuhören, zur Kommunikation, aber auch zum Teilen dieses Glücks: "Schreib mir auch! Hier blüht alles! Peter". TILMAN SPRECKELSEN

Günter Kämpf, Vilma Link-Kämpf: "Peter Kurzeck in Uzès". Die Stadt und die Wohnung, Begegnungen, Geschichten, Bilder.

Wunderhorn Verlag,

Heidelberg 2023.

104 S., Abb., br., 20,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr