Der vierzehnjährige Colin Fischer hat das Asperger-Syndrom, eine leichte Form von Autismus. Seine Welt basiert auf einem logischen Fakten- und Zahlengefüge, in der alles seine Ordnung haben muss. Die Gefühle und Stimmungen anderer erkennen und ihre Gesichter lesen ist ihm ein Rätsel, genau wie es
ihm ein Gräuel ist spontan angefasst oder umarmt zu werden. Colin ist ein glühender Verehrer Sherlock…mehrDer vierzehnjährige Colin Fischer hat das Asperger-Syndrom, eine leichte Form von Autismus. Seine Welt basiert auf einem logischen Fakten- und Zahlengefüge, in der alles seine Ordnung haben muss. Die Gefühle und Stimmungen anderer erkennen und ihre Gesichter lesen ist ihm ein Rätsel, genau wie es ihm ein Gräuel ist spontan angefasst oder umarmt zu werden. Colin ist ein glühender Verehrer Sherlock Holmes, so nimmt in seinem Zimmer nicht nur ein Poster mit dem Holmes-Darsteller Basil Rathbone einen Ehrenplatz ein, sondern er eifert seinem Idol nach, indem er akribisch Tagebuch führt und seinen Tagesablauf aufs Genaueste analysiert. Als sich eines Tages in der Cafeteria seiner Schule ein Schuss aus einer Waffe löst, schlüpft Colin in die Rolle der viktorianischen Spürnase und führt Daten und Fakten zusammen, um den Fall zu lösen, denn seiner Meinung nach verdächtigt die Schulleitung den Falschen... Kann Colin mit seinem unvergleichlichen Sinn für Logik den Fall lösen?
Kritik:
Das Buch ist in drei Teile und einen Epilog unterteilt. Colins analytisches Wesen und logisch geprägtes Denken wird sehr gut durch den Aufbau der einzelnen Kapitel und die zahlreichen Fußnoten dargestellt. So wird jedes Kapitel von einem Exkurs eingeleitet (beispielsweise über die Befragung von Augenzeugen oder den Kinderarzt Hans Asperger) und Fachbegriffe und Fremdwörter in Fußnoten erklärt. Obwohl das Autorenduo für das Buch keine Ich-Perspektive gewählt hat, kommt es einem auf Grund der ungewöhnlichen stilistischen Mittel dennoch so vor, als würde man das ganze Geschehen direkt aus der Sicht Colins erleben.
Der "Kriminalfall" ist in der Geschichte fast nebensächlich. Für mich hätte darum gerne etwas weniger Spektakuläres als eine in der Cafeteria losgehende Waffe der Aufhänger sein dürfen - vor allem, weil die Auflösung des Falls am Ende mit dem "Knall" zu Beginn nicht mithalten kann. Im Vordergrund steht vielmehr das Wesen und das Empfinden der Welt eines am Asperger-Syndrom leidenden Menschen im Vergleich zum Autismus und die Reflexion des Umfelds auf diesen Menschen. So lebt Colin nicht nur mit einigen Beeinträchtigungen, wie seiner sozialen Schwäche oder dem beinahe krankhaften Sinn nach Ordnung, sondern vor allen Dingen mit erheblichen Stärken wie seiner untrüglichen Logik und Kombinationsgabe. Einige Besonderheiten Colins wirken auch gar nicht wie eine Krankheit, sondern vielmehr wie ein verrückter Spleen, so dass seine Eigenarten beinahe immer humorvoll und witzig beim Leser ankommen. Nur in gewissen Situationen, wie in Familienkonflikten bei denen Colins jüngerer Bruder Danny ausfällig wird, weil er sich gegenüber seinem Bruder zurückgesetzt fühlt, wird dem Leser deutlich, dass das Zusammenleben mit einem Menschen mit Asperger-Syndrom anstrengend sein kann und besondere Regeln und Rücksichtnahme erfordert.
Fazit:
"Der beste Tag meines Lebens" ist eine ganz besondere Geschichte über Familie und Freundschaft, die sich vor allen Dingen durch ungewöhnliche Stilmittel auszeichnet und einen Einblick in das Asperger-Syndrom bietet, so dass man einen Blick von "innen" und von "außen" auf dieses Krankheitsbild erhält. Das Ende ist zwar abgeschlossen, lässt aber alle Türen offen für ein weiteres Abenteuer von Colin, seinen Freunden und seiner Familie.