Bereits auf den ersten Seiten des Buches wird deutlich, dass hier jemand eine verständliche, unterhaltsame und informative Geschichte in einem recht lockeren und teilweise humorvollen Stil serviert. Das Buch ist kein typisches Geschichtsbuch. Es macht neugierig und zieht die Leser in den Bann.
Im
ersten Teil liegt der Fokus auf der kognitiven Entwicklung vom Tier hin zum Menschen. Was macht den…mehrBereits auf den ersten Seiten des Buches wird deutlich, dass hier jemand eine verständliche, unterhaltsame und informative Geschichte in einem recht lockeren und teilweise humorvollen Stil serviert. Das Buch ist kein typisches Geschichtsbuch. Es macht neugierig und zieht die Leser in den Bann.
Im ersten Teil liegt der Fokus auf der kognitiven Entwicklung vom Tier hin zum Menschen. Was macht den Menschen aus? Warum hat der Mensch sich durchgesetzt? Harari erläutert, dass es mehrere Menschenarten gab, dass die Frage nach Verdrängung bzw. Vermischung von Arten noch nicht abschließend beantwortet ist und welche Rolle die Sprache in der Entwicklung gespielt hat.
Der Mensch ist aber auch das größte Raubtier der Erde – und das gilt nicht nur für die Neuzeit. „Der Homo sapiens hatte die Hälfte aller Großsäuger der Erde ausgerottet, noch ehe er das Rad, die Schrift und Waffen aus Metall erfunden hatte.“ (96) Funde in Australien, Neuseeland, Amerika und Madagaskar weisen darauf hin, dass die Frühmenschen ökologische Massenmörder waren.
Die landwirtschaftliche Revolution wird gern als Erfolgsgeschichte verkauft. Der Autor macht deutlich, dass das Leben der Jäger und Sammler gesünder und angenehmer war, als das Leben der Bauern, die hart arbeiten und zudem ihren Besitz verteidigen mussten. Die Entwicklung verlief in so kleinen Schritten, dass von einer Revolution keine Rede sein kann.
Um mit der größer werdenden Gesellschaft fertig zu werden, mussten Ordnungsstrukturen geschaffen werden. Christentum, Demokratie und Kapitalismus bieten solche Systeme, die – um wirksam zu sein – als objektive Wahrheit verkauft werden müssen. Zudem wurden Schriften entwickelt, um komplexere Systeme verwalten zu können.
Wenn der Autor im dritten Teil des Buches schreibt, dass Geschichte ein Ziel hat, kann ich ihm nicht folgen. (204) Menschen können ein Ziel haben, aber dass Geschichte ein Ziel hat, ist mit der Evolutionstheorie nicht vereinbar. Selbst wenn eine Entwicklung im nach hinein gesehen zielgerichtet erscheint, kann über die Gegenwart hinaus nicht seriös extrapoliert werden. Mit seiner Aussage „Geschichte lässt sich nicht deterministisch erklären oder vorhersehen“ (293) revidiert er seine eigene Auffassung.
Warum es eine wissenschaftliche Revolution gab (Teil 4 des Buches), ist auch im nach hinein nicht leicht zu verstehen. Über Jahrhunderte wurde unterschätzt, dass Forschung wesentlich dazu beitragen kann, die Macht zu vergrößern. Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung einer modernen Wissenschaft ist das Eingeständnis der eigenen Unwissenheit.
Der Autor erläutert, wie der Kapitalismus funktioniert. Es geht nicht (nur) darum, einen Kuchen zu verteilen, sondern darum, diesen zu vergrößern. Das ist nur möglich, wenn das notwendige Vertrauen in die Zukunft vorhanden ist. Kapitalismus setzt auf Wachstum. Wachstum erfordert Ressourcen und fördert Umweltzerstörung. Harari sieht ein Problem in der Umweltzerstörung und nicht in der Verknappung von Ressourcen.
Im letzten Kapitel wird es noch einmal spannend, wenn es um biologische und technische Weiterentwicklungen geht. Ob das Ende des Homo sapiens eingeläutet wird, wie der Autor bereits in der Überschrift suggeriert, muss der Leser für sich entscheiden.
Yuval Noah Harari bietet den Lesern in seinem Buch eine verständliche Reise durch die Menschheitsgeschichte an. Im Fokus stehen nicht Einzelereignisse, sondern eher Strukturen, Entwicklungen und Folgerungen. Der Autor entwickelt eigene Gedanken, die man nicht immer teilen muss, die aber nachdenklich machen. In der Summe handelt es sich um ein geistreiches Buch, welches ich empfehlen kann.