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Jon ist ein guter Mensch in einer schlechten Welt. Als Staatsdiener der britischen Regierung in London muss er täglich unmoralisch handeln. Um seiner Entfremdung zu entkommen, schreibt er Liebesbriefe im Auftrag alleinstehender Frauen. Eine von ihnen ist Meg, die sich gerade von ihrer Alkoholsucht erholt. Von seiner Handschrift und seinen Worten betört, sucht sie Jon inmitten der pulsierenden Großstadt auf... Gibt es sie wirklich, jene Liebe, die wahrhaft süß ist, weil sie den anderen - seine Verletzungen, seine Einsamkeit - ernst nimmt? In ihrem ergreifenden und skurril-witzigen Roman fr...
Jon ist ein guter Mensch in einer schlechten Welt. Als Staatsdiener der britischen Regierung in London muss er täglich unmoralisch handeln. Um seiner Entfremdung zu entkommen, schreibt er Liebesbriefe im Auftrag alleinstehender Frauen. Eine von ihnen ist Meg, die sich gerade von ihrer Alkoholsucht erholt. Von seiner Handschrift und seinen Worten betört, sucht sie Jon inmitten der pulsierenden Großstadt auf... Gibt es sie wirklich, jene Liebe, die wahrhaft süß ist, weil sie den anderen - seine Verletzungen, seine Einsamkeit - ernst nimmt? In ihrem ergreifenden und skurril-witzigen Roman fragt A.L. Kennedy, wie in unserer narzisstischen Zeit wahre Gefühle noch möglich sind.
A. L. Kennedy, 1965 im schottischen Dundee geboren, wurde bereits mit ihrem ersten Roman Einladung zum Tanz (2001) berühmt und zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen britischen Autor:innen. Sie wurde mit zahlreichen wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet. 2007 erhielt sie den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur, 2016 den Heine-Preis, 2020 den Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels. Kennedy lebt in Schottland und schreibt u. a. für The Guardian und die Süddeutsche Zeitung. Bei Hanser sind Das blaue Buch (Roman, 2012), Ein schlechter Sohn (Hanser-Box, 2014), Der letzte Schrei (Erzählungen, 2015), Schreiben (Blogs & Essays, 2016) und Süßer Ernst (Roman, 2018) erschienen.
Produktbeschreibung
- Verlag: Hanser
- Artikelnr. des Verlages: 505/26002
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 560
- Erscheinungstermin: 8. November 2018
- Deutsch
- Abmessung: 220mm x 148mm x 38mm
- Gewicht: 781g
- ISBN-13: 9783446260023
- ISBN-10: 3446260021
- Artikelnr.: 52360433
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Angela Schader entdeckt die Größe von A. L. Kennedy vor allem in den kunstvoll gearbeiteten Miniaturen, Charakterzeichnungen und Tableaus und episodischen Spannungsmomenten im Text. Die über 24 Stunden dokumentierte Paarkrise, ein komplizierter Pas de deux, wie Schader schreibt, Alkoholsucht, Verlustängste inklusive, wirkt zwar mitunter auf Schader überspannt oder auch absehbar, und die stilistische Brillanz und der Witz hätten durch "Nachschliff" noch besser herausgearbeitet werden können, findet sie, die prinzipielle Freude der Rezensentin über das Buch kann all das aber nicht eintrüben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"'Süßer Ernst' ist ein fulminanter Roman und vieles gleichzeitig: eine komplizierte Liebesgeschichte zwischen zwei leidenden, beschädigten Menschen; ein unsentimentaler Stadtroman, der Londons faszinierendirritierender Widersprüchlichkeit immer wieder nachspürt; und ein Almanach der vielen Unzulänglichkeiten des modernen Lebens." Doris Kraus, Die Presse, 15.12.18 "Ein großer Liebesroman, ein erstaunlicher Liebesroman, so dass selbst die Feinde des Liebesromans ihn ertragen können." Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau, 14.12.18 "[...] die große Magierin der absonderlichen Liebe. Sie ist die Zauberkünstlerin der ins Innere vordringenden Worte und der kleinen Gesten. Dass sie die erstaunlichste Liebesprosa schreibt, während sie einen
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politischen Roman vorantreibt, dem es weder an Witz noch an Schärfe und erst recht nicht an Wut und Mitgefühl mangelt, ist eines der Wunder dieses außerordentlichen Romans." Meike Feßmann, Tagesspiegel, 02.12.18 "'Süßer Ernst' ist Bestandsaufnahme und Analyse. Es ist ein Buch über die Zerrüttung der englischen Verhältnisse, politisch wie privat. [...] ein literarisch-politischer Coup." Hans-Peter Kunisch, DIE ZEIT, 29.11.18 "Die eiskalt wirkende seelische Entkleidung zweier Suchender ist immer fesselnd. Die Unbarmherzigkeit der Methode entspringt einer tiefen Barmherzigkeit in Kennedys Blick auf die menschliche Zerrissenheit und Verletzbarkeit in einer harten Welt." Paul Stoop, Deutschlandfunk Büchermarkt, 28.11.18 "'Süßer Ernst' erzählt von der Einsamkeit in Zeiten des Turbokapitalismus, von kleinen Gesten der Menschlichkeit und vom Mut, die Mauern des Selbstschutzes zu überwinden - der Liebe wegen." stern, 22.11.18 "Kann dieser Autorin endlich mal jemand den Nobelpreis geben? Jahr um Jahr legt Alison Louise Kennedy Romane vor, die einen umhauen. Die einzigartig sind in der Gegenwartsliteratur, deren Lektüre ans Eingemachte geht. [...] 'Serious Sweet' hat A.L. Kennedy ihren Roman genannt, der in erster Linie natürlich nicht politische Fragen verhandelt, sondern auf unnachahmliche Weise von einer großen Liebe erzählt und davon, wie schlimm es ist, 'scheißallein' zu sein." Knut Cordsen, BR Buchmarkt aktuell, 14.11.18 "das bitterböse Großstadt-Porträt der Stunde [...] ein komplexer, großartiger Roman voll schräger Typen und skurriler Situationen, mit bitterböser Komik und einem Hauch von Agentengeschichte. Ein Roman über Liebe und Politik, über den Schmerz und das Glück von Beziehungen, von Menschen die heilen und geheilt werden wollen." Britta Schmeis, SPIEGEL Online, 13.11.18 "Was immer man als niveauvoller Mensch von Gegenwartsromanen wollen kann - multifokales Erzählen, elegante Anspielungen auf die literarische Tradition, aber auch die Bereitschaft zu experimentelleren Sprechweisen, subtile Psychologie und ein seismografisches Gespür für Gesellschaftliches -, bei Kennedy findet man es. Doch von ihrem neuen Roman 'Süßer Ernst' bekommt man noch sehr viel mehr." Peter Praschl, Literarische Welt, 10.11.18 "Kennedys trockener, schräger und doch pfeilgenau treffender Witz [...], der bei dem Übersetzerpaar in allerbesten Händen ist, beschert Herrlichkeiten." Angela Schader, NZZ, 09.11.18 "Süßer Ernst' ist ein vibrierender Roman. Zornend ob der bestehenden Verhältnisse, ob des Wahnsinns des Brexit, der mit keinem Wort erwähnt wird; pochend mit dem Herzschlag von London." Gabriele von Arnim, Deutschlandfunk Kultur Buchkritik, 08.11.18 "komisch, vulgär, tragisch, auf der Suche nach Gefühlen, die erlösen könnten: süß und ernst." Lara Diehn-Weber, NDR Kultur, 05.11.18
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Die Liebe eines Spindoktors
Die schottische Schriftstellerin Alison Louise Kennedy hat jüngst mit «Süßer Ernst» einen Liebesroman der besonderen Art vorgelegt, weit ab vom gewohnten, genretypischen Herz-Schmerz-Kitsch. Was bei ihrem großen irischen Kollegen der …
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Die Liebe eines Spindoktors
Die schottische Schriftstellerin Alison Louise Kennedy hat jüngst mit «Süßer Ernst» einen Liebesroman der besonderen Art vorgelegt, weit ab vom gewohnten, genretypischen Herz-Schmerz-Kitsch. Was bei ihrem großen irischen Kollegen der 16. Juni 1904 war, ist bei ihr der 10. April 2015, sie erzählt wie Joyce von einem einzigen Tag im Leben ihrer beiden Protagonisten. Womit die Gemeinsamkeiten aber noch nicht erschöpft sind, denn wie beim «Ulysses» gleicht auch dieser besondere Tag ihrer im Fokus stehenden Figuren einer Odyssee, hier nicht durch Dublin, sondern kreuz und quer durch London.
Meg und Jon heißt das Paar, das ganz unzeitgemäß per Zeitungsannonce zusammenfindet, er hatte anonym über einen Postfach-Absender angeboten, bis zu zwölf Liebesbriefe an alleinstehende Frauen zu schreiben, auf die er keine Antwort erwartet. Meg hat ihm aber geantwortet, sie ist hin und weg von der unglaublichen Einfühlsamkeit, die seine Trostbriefe erkennen lassen. Und sie bricht denn auch die Anonymität, indem sie tagelang die Postfiliale belauert, wo sich sein Postfach befindet, und kann ihn nach einigen Fehlversuchen auch tatsächlich identifizieren als den anonymen Briefschreiber. Beide sind seelisch zutiefst beschädigt, geradezu traumatisiert, und die exakt 24 erzählten Stunden des Romans spiegeln das chaotische Leben im Moloch London im ebenso wirren Tagesablauf der beiden Protagonisten wider, von 6:42 Uhr bis 6:42 Uhr des Folgetages.
Der labile, 59jährige Jon ist von seiner untreuen Frau geschieden und hat sich resigniert in eine armselige Einzimmerwohnung eines prekären Stadtteils zurückgezogen. Als Spindoktor in Westminster muss er, der politischen Räson wegen, die oft unerquickliche Realität geschmeidig so umformulieren, dass sie der Öffentlichkeit, also dem Wähler, als weniger negative «Wahrheit» präsentiert werden kann. In seinem Ministerium ist er der überaus geschätzte Meister solch geschönter Verlautbarungen - und hasst sich dafür! Meg ist eine 45jährige, alkoholkranke, bankrotte Wirtschaftprüferin, die, völlig deprimiert, in ihrem Leben keinen Sinn mehr erkennen kann. Nach ihrem erfolgreichen Entzug mit Hilfe der Anonymen Alkoholiker hat sie einen schlechtbezahlten Job im Tierheim angenommen und lebt in einem verwahrlosten kleinen Haus, das sie von ihren Eltern geerbt hat, - sie fühlt sich «scheißallein». Am jenem 10. April 2015 ist sie seit genau einem Jahr trocken und will das nun bei ihrem ersten Treffen mit Jon, als eine Art zweiter Geburtstag, gebührend feiern. Für beide ist dieser Tag jedoch eine Odyssee mit immer neuen Hindernissen und unerwarteten Begegnungen, ihre Verabredung zu Essen muss mehrfach verschoben werden, es bleibt schließlich sogar fragwürdig, ob es überhaupt dazu kommen wird.
Die als Desillusionistin bekannte Autorin verknüpft in ihrem Abgesang auf das Modern Life gekonnt die sozialen und politischen Probleme ihres Landes und verdeutlicht sie durch die Berufe ihrer verstörten, frustrierten Protagonisten, zeigt deren seelische Unbehaustheit und tiefe Skepsis in Liebesdingen auf. Ihrer latenten Sehnsucht nach Geborgenheit stellt sie kritisch eine heutige, wenig erfreuliche Lebensrealität gegenüber, die den steten Niedergang des einst so stolzen British Empire überdeutlich aufzeigt. Die im steten Wechsel auktorial und, -als kursiv gesetzter, innerer Monolog -, multifokal aus der Perspektive beider Protagonisten erzählte Geschichte über die Verheerungen, die ein solcherart manifestierter Selbsthass anrichten kann, wird häufig durch kurze, meist einseitige Einschübe unterbrochen. In denen dann zusammenhanglos erfreuliche, tröstliche, herzerwärmende Begebenheiten aus dem Alltag erzählt werden, die eine den gesamten Text überlagernde Melancholie angenehm konterkarieren.
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