In ihrem zweiten Gedichtband nach 'die ungerührte schrift des jahrs' (2010) führt Esther Kinsky ihre lyrische Erkundung des Lebens fort und erweitert den Kosmos ihrer Bilderwelt - Natur, Landschaft, Jahreszeiten - um Themen, die sie weit über ihr bisheriges Zentrum Mitteleuropa hinausführen. Mit leisem und wissendem Humor bricht sie auf nach Patagonien, ein Land der Sehnsüchte und Träume, folgt den Flügen der schwarzen Raben.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.03.2012Ganz aus der Luft gegriffen
Himmelsreich: In ihren neuen Gedichten lässt Esther Kinsky Vögel zu Wort kommen - mit erstaunlicher Wirkung.
Von Jan Volker Röhnert
Würde man der Bedeutung des Wortes "ilyenkor" nicht weiter nachforschen, könnte man es intuitiv für einen Ort oder Raum, eine Landschaft irgendwo in Osteuropa vielleicht halten. Tatsächlich kommt es aus dem Ungarischen und heißt so viel wie "zu dieser Zeit".
Zeit, das ist für Esther Kinsky erst einmal nicht die Geschichte, sondern Natur und Landschaft im Fluss der Jahreszeiten. "Ilyenkor", der Zyklus, mit dem ihr Band Aufbruch nach Patagonien beginnt, wird zum Zeit-Raum, in dem die Wahrnehmung sich spiegelt und auf ihr Echo trifft. Damit ist das Ziel ihrer lyrischen Entdeckungsreise angedeutet; im nächsten Zyklus "Lektionen" setzt sie sich gleichsam als Aufgabe: "Ein herz sich erfinden / das an der ferne hängt / diesen muskel / im eigenen dunkel zum / kompass ernennen . . .".
Patagonien ist seit Bruce Chatwin zwar kein blinder Fleck auf der literarischen Landkarte mehr, als Symbol einer terra incognita hat es bei Esther Kinsky jedoch nichts an Geltung verloren. Dieser weiße Fleck liegt ihr "am Herzen", und sie muss nicht bis Feuerland, sondern nur ein wenig südostwärts reisen, um ihn - für sich - zu erreichen: eine an unaufdringlichen Details und Zitaten als "Ungarn" oder "Mittelosteuropa" markierte Landschaft. Das Gedicht hat sich hier seinen Raum zur Meditation gesucht. Es geht nicht um die oder das Fremde, sondern um eine intensivere, klarere Gegenwart am anderen Ort. Und um die Imagination, die den Raum erst, wenn nicht erschafft, so doch mit Leben, Bildern, Figuren erfüllt.
"Aufbruch nach Patagonien", titelgebendes Herzstück des Bandes, sowie der schöne Folgezyklus "unterfünfraben" zeigen dann, dass dieser imaginäre Raum, der so sehr von konkreter Landschaft herrührt, doch zugleich im besten buchstäblichen Sinn aus der Luft gegriffen ist. Hinter den einfach-kargen Worten ihrer Verse verbergen sich präzise Beobachtungen - von Vögeln, immer wieder Raben, Krähen, aber auch Sperlingen, Tauben, Möwen, von Gräsern, Bäumen, Vorgängen an der See, dem Licht.
Und immer strahlt es auf das Ich zurück. Es entsteht eine Verständigung zwischen den Vögeln am Himmel und dem an seinen irdischen Blickpunkt gefesselten Ich: "Namen finden / für die flügelschläge die / winkel der schatten / von kopf / schnabel / zerklüftetem rand des gefieders / im scharfen licht / für das steigen und sinken / und streifen von rauem / in den schründen des winds / für die schrift im salz im / ratlosen sand für / die erinnerung." Kein Wort ist überflüssig oder falsch, der ruhige freie Rhythmus der Verse formt sich zu Strophen, die selbst von der Atmosphäre getragen, sich aufschwingen, steigen, gleiten, den Horizont abtasten.
In der Antike war die Vogelschau Teil der prophezeienden Künste; das Flugbild, für den, der darin lesen konnte, verkündete einen Schicksalsspruch. Esther Kinsky erschließt diese magische Praxis auf ihre Art dem zeitgenössischen Gedicht, etwa in der "sprichwörtlichen" Lektüre des Rabenflugs, die zugleich eine Aufforderung zum genauen Hinsehen enthält: "Wie der rabe im morgen steht so / wird der tag / ein altes / sprichwort hierzuland . . . liegt er still auf dem wind / erstes licht / entschimmert sein schwarz / an den spitzen der flügel / liegt er so / in der ruhe des flugs heißt es / manches / wird gut."
Zweifellos ein himmlisches Buch, selbst noch in der Art, wie da ganz zuletzt im Zyklus "Auf weißem Grund", wieder auf dem Boden der Dinge und in Betrachtung des Lichtes gelandet, das Transzendente gestreift wird. Das Erzählgedicht "Überlieferter Bericht nach Hokusai" lässt in der reinen Wahrnehmung von Farben und Schatten schließlich ein neues Land entstehen. Dabei möchte man lange verweilen. Zeitlos schöne Gedichte, die mit allen Sinnen gegenwärtig sind - Esther Kinsky ist genau dies gelungen. Ein wunderbares Buch, das sich mit der Rückkehr der Zugvögel in die Hand zu nehmen lohnt. Es wird uns ans Herz wachsen.
Esther Kinsky: "Aufbruch nach Patagonien". Gedichte.
Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2012. 88 S., br., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Himmelsreich: In ihren neuen Gedichten lässt Esther Kinsky Vögel zu Wort kommen - mit erstaunlicher Wirkung.
Von Jan Volker Röhnert
Würde man der Bedeutung des Wortes "ilyenkor" nicht weiter nachforschen, könnte man es intuitiv für einen Ort oder Raum, eine Landschaft irgendwo in Osteuropa vielleicht halten. Tatsächlich kommt es aus dem Ungarischen und heißt so viel wie "zu dieser Zeit".
Zeit, das ist für Esther Kinsky erst einmal nicht die Geschichte, sondern Natur und Landschaft im Fluss der Jahreszeiten. "Ilyenkor", der Zyklus, mit dem ihr Band Aufbruch nach Patagonien beginnt, wird zum Zeit-Raum, in dem die Wahrnehmung sich spiegelt und auf ihr Echo trifft. Damit ist das Ziel ihrer lyrischen Entdeckungsreise angedeutet; im nächsten Zyklus "Lektionen" setzt sie sich gleichsam als Aufgabe: "Ein herz sich erfinden / das an der ferne hängt / diesen muskel / im eigenen dunkel zum / kompass ernennen . . .".
Patagonien ist seit Bruce Chatwin zwar kein blinder Fleck auf der literarischen Landkarte mehr, als Symbol einer terra incognita hat es bei Esther Kinsky jedoch nichts an Geltung verloren. Dieser weiße Fleck liegt ihr "am Herzen", und sie muss nicht bis Feuerland, sondern nur ein wenig südostwärts reisen, um ihn - für sich - zu erreichen: eine an unaufdringlichen Details und Zitaten als "Ungarn" oder "Mittelosteuropa" markierte Landschaft. Das Gedicht hat sich hier seinen Raum zur Meditation gesucht. Es geht nicht um die oder das Fremde, sondern um eine intensivere, klarere Gegenwart am anderen Ort. Und um die Imagination, die den Raum erst, wenn nicht erschafft, so doch mit Leben, Bildern, Figuren erfüllt.
"Aufbruch nach Patagonien", titelgebendes Herzstück des Bandes, sowie der schöne Folgezyklus "unterfünfraben" zeigen dann, dass dieser imaginäre Raum, der so sehr von konkreter Landschaft herrührt, doch zugleich im besten buchstäblichen Sinn aus der Luft gegriffen ist. Hinter den einfach-kargen Worten ihrer Verse verbergen sich präzise Beobachtungen - von Vögeln, immer wieder Raben, Krähen, aber auch Sperlingen, Tauben, Möwen, von Gräsern, Bäumen, Vorgängen an der See, dem Licht.
Und immer strahlt es auf das Ich zurück. Es entsteht eine Verständigung zwischen den Vögeln am Himmel und dem an seinen irdischen Blickpunkt gefesselten Ich: "Namen finden / für die flügelschläge die / winkel der schatten / von kopf / schnabel / zerklüftetem rand des gefieders / im scharfen licht / für das steigen und sinken / und streifen von rauem / in den schründen des winds / für die schrift im salz im / ratlosen sand für / die erinnerung." Kein Wort ist überflüssig oder falsch, der ruhige freie Rhythmus der Verse formt sich zu Strophen, die selbst von der Atmosphäre getragen, sich aufschwingen, steigen, gleiten, den Horizont abtasten.
In der Antike war die Vogelschau Teil der prophezeienden Künste; das Flugbild, für den, der darin lesen konnte, verkündete einen Schicksalsspruch. Esther Kinsky erschließt diese magische Praxis auf ihre Art dem zeitgenössischen Gedicht, etwa in der "sprichwörtlichen" Lektüre des Rabenflugs, die zugleich eine Aufforderung zum genauen Hinsehen enthält: "Wie der rabe im morgen steht so / wird der tag / ein altes / sprichwort hierzuland . . . liegt er still auf dem wind / erstes licht / entschimmert sein schwarz / an den spitzen der flügel / liegt er so / in der ruhe des flugs heißt es / manches / wird gut."
Zweifellos ein himmlisches Buch, selbst noch in der Art, wie da ganz zuletzt im Zyklus "Auf weißem Grund", wieder auf dem Boden der Dinge und in Betrachtung des Lichtes gelandet, das Transzendente gestreift wird. Das Erzählgedicht "Überlieferter Bericht nach Hokusai" lässt in der reinen Wahrnehmung von Farben und Schatten schließlich ein neues Land entstehen. Dabei möchte man lange verweilen. Zeitlos schöne Gedichte, die mit allen Sinnen gegenwärtig sind - Esther Kinsky ist genau dies gelungen. Ein wunderbares Buch, das sich mit der Rückkehr der Zugvögel in die Hand zu nehmen lohnt. Es wird uns ans Herz wachsen.
Esther Kinsky: "Aufbruch nach Patagonien". Gedichte.
Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2012. 88 S., br., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der zweite Gedichtband von Esther Kinsky überzeugt den Rezensenten durch seine ausgewogene Mischung aus Heiterkeit und Melancholie. Findet Björn Hayer im ersten Teil des Bandes vor allem die Herbstzeit des Lebens weltvergessen beschrieben und das Glück nurmehr in den Worten erahnbar, präsentiert ihm die Autorin im zweiten, weniger resignativen Teil eine handfeste Utopie. Nicht rückwärtsgewandt, sondern angetrieben von einer Sehnsucht nach Leben erscheint ihm das lyrische Ich hier. Dass Kinsky existentielle Fragen stellt, aber vor allem indem sie sprachlich Randbezirke entwirft, gefällt Hayer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.05.2012In der Herbstzeit des Lebens
„Aufbruch nach Patagonien“ – in ihrem zweiten Gedichtband pendelt Esther Kinsky zwischen Melancholie und Heiterkeit
„Etwas licht / liegt auf den dingen / etwas / licht aus einem unbekannten tag / der irgendwo noch hängt“. In den Fernen schimmert das Glück, es wird in Worten erahnbar, Worte, die sich an einem unbewohnten Ort niederschlagen. Aus dem Bewusstsein, nicht am rechten Platz zu sein, schafft sich die Sehnsucht nach dem Fremden Raum.
Näheres über Raum und Zeit dieses Unorts bleibt dem Leser versagt. Esther Kinskys neuer Lyrikband mit dem euphorischen Titel „Aufbruch nach Patagonien“ ist ein Buch über die Herbstzeit des Lebens. Dabei geben die hermetischen Gedichte lediglich Eindrücke zu erkennen: Weltvergessen beschreibt ein lyrisches Ich in dem Gedicht „Warmer Novembertag“ die eigenwilligen Bewegungen von Schatten und Wind. Allmählich wird der Leser jedoch einer Natur bewusst, deren Farbenvielfalt an Endzeitlandschaften erinnert: Der „sommer / endet als schwarze / narbe im feld“. Auch die Vögel in ihrem „heimlichen flug / sie trugen / alte schönheit im schnabel“, so bleiben nur die Spuren eines vergangenen Paradieses zurück, die es bedachtsam aufzulesen gilt.
Dass in Kinskys luziden Traumaufnahmen nicht nur der Blues des ewigen „Perdues“ gespielt wird, zeigt vor allem der zweite Teil ihres Bandes, in dem der Titel zum Programm wird. Die „kunst / der abgeschiedenheit“ windet sich aus ihrer Resignation und geht im Utopischen auf. Das lyrische Ich lässt die tristen Tage hinter sich, es überwindet sein Hier und Jetzt auf Neues aus. Es appelliert: „brechen / wir auf in das land von dem / es heißt es sei fern“. Denn ganz und gar
soll der „aufbruch nach patagonien / (. . . ) die losung sein“. Worum es der Autorin geht, ist jedoch kein bloßes Fernweh. Und auch keine Nostalgie.
Zwar wirft sie in dem Gedicht „Hinterland“ die Frage auf, wie einst die Welt beschaffen war, erinnert sich an das weiche Gras der Weiden. Dennoch erscheint die Sehnsucht hier nie rückwärtsgewandt. Vielmehr verstehen sich Kinskys Kurztexte als Versuch, den omnipräsenten Tod zu überwinden. Sie suchen nach dem Wahren in der Natur und dem Augenblick unverfälschten Erlebens, sie ergründen paradoxerweise das Leben, wo der Tod sich im trockenen Herbstlaub eingefunden hat. Statt dabei die äußere Welt bloß zu vermessen, beschreitet ihre Lyrik den Weg der Imagination.
Wo alles in der Tristesse vergeht, gilt es den „eigenen widerhall zu befragen“. Das lyrische Ich beschreibt die Natur wie ein weißes Blatt Papier, erst dadurch wird sie lebenswert.
Nach „Die ungerührte Schrift des Jahrs“ (2010) ist der vorliegende Band Kinskys zweites Lyrikbuch. Er umreißt die Jahreszeiten und rührt an existenzielle Fragen über Einsamkeit, Tod, Träume und den unerschütterlichen Glauben an eine bessere Zeit. Ihre Texte pendeln zwischen Melancholie und Heiterkeit, kennen Moll- und Dur-Töne gleichermaßen. Dass die Verse dabei stets Zwischenräume und Randbezirke entwerfen, mag für den Leser lohnenswert sein. Heimat in der Sprache – in diesem Buch, das den Aufbruch im Titel führt, kann er sie finden.
BJÖRN HAYER
ESTHER KINSKY: Aufbruch nach Patagonien. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2012. 88 Seiten, 17,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
„Aufbruch nach Patagonien“ – in ihrem zweiten Gedichtband pendelt Esther Kinsky zwischen Melancholie und Heiterkeit
„Etwas licht / liegt auf den dingen / etwas / licht aus einem unbekannten tag / der irgendwo noch hängt“. In den Fernen schimmert das Glück, es wird in Worten erahnbar, Worte, die sich an einem unbewohnten Ort niederschlagen. Aus dem Bewusstsein, nicht am rechten Platz zu sein, schafft sich die Sehnsucht nach dem Fremden Raum.
Näheres über Raum und Zeit dieses Unorts bleibt dem Leser versagt. Esther Kinskys neuer Lyrikband mit dem euphorischen Titel „Aufbruch nach Patagonien“ ist ein Buch über die Herbstzeit des Lebens. Dabei geben die hermetischen Gedichte lediglich Eindrücke zu erkennen: Weltvergessen beschreibt ein lyrisches Ich in dem Gedicht „Warmer Novembertag“ die eigenwilligen Bewegungen von Schatten und Wind. Allmählich wird der Leser jedoch einer Natur bewusst, deren Farbenvielfalt an Endzeitlandschaften erinnert: Der „sommer / endet als schwarze / narbe im feld“. Auch die Vögel in ihrem „heimlichen flug / sie trugen / alte schönheit im schnabel“, so bleiben nur die Spuren eines vergangenen Paradieses zurück, die es bedachtsam aufzulesen gilt.
Dass in Kinskys luziden Traumaufnahmen nicht nur der Blues des ewigen „Perdues“ gespielt wird, zeigt vor allem der zweite Teil ihres Bandes, in dem der Titel zum Programm wird. Die „kunst / der abgeschiedenheit“ windet sich aus ihrer Resignation und geht im Utopischen auf. Das lyrische Ich lässt die tristen Tage hinter sich, es überwindet sein Hier und Jetzt auf Neues aus. Es appelliert: „brechen / wir auf in das land von dem / es heißt es sei fern“. Denn ganz und gar
soll der „aufbruch nach patagonien / (. . . ) die losung sein“. Worum es der Autorin geht, ist jedoch kein bloßes Fernweh. Und auch keine Nostalgie.
Zwar wirft sie in dem Gedicht „Hinterland“ die Frage auf, wie einst die Welt beschaffen war, erinnert sich an das weiche Gras der Weiden. Dennoch erscheint die Sehnsucht hier nie rückwärtsgewandt. Vielmehr verstehen sich Kinskys Kurztexte als Versuch, den omnipräsenten Tod zu überwinden. Sie suchen nach dem Wahren in der Natur und dem Augenblick unverfälschten Erlebens, sie ergründen paradoxerweise das Leben, wo der Tod sich im trockenen Herbstlaub eingefunden hat. Statt dabei die äußere Welt bloß zu vermessen, beschreitet ihre Lyrik den Weg der Imagination.
Wo alles in der Tristesse vergeht, gilt es den „eigenen widerhall zu befragen“. Das lyrische Ich beschreibt die Natur wie ein weißes Blatt Papier, erst dadurch wird sie lebenswert.
Nach „Die ungerührte Schrift des Jahrs“ (2010) ist der vorliegende Band Kinskys zweites Lyrikbuch. Er umreißt die Jahreszeiten und rührt an existenzielle Fragen über Einsamkeit, Tod, Träume und den unerschütterlichen Glauben an eine bessere Zeit. Ihre Texte pendeln zwischen Melancholie und Heiterkeit, kennen Moll- und Dur-Töne gleichermaßen. Dass die Verse dabei stets Zwischenräume und Randbezirke entwerfen, mag für den Leser lohnenswert sein. Heimat in der Sprache – in diesem Buch, das den Aufbruch im Titel führt, kann er sie finden.
BJÖRN HAYER
ESTHER KINSKY: Aufbruch nach Patagonien. Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2012. 88 Seiten, 17,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
»Wer die Bücher von Esther Kinsky liest, erfährt von dem Glück, sich ins Unsichere zu begeben und sich von ihrer Sprache, in einem leichten Wogen, halten zu lassen.« - Wiebke Poromkba, Chamisso Magazin, März 2016 Wiebke Poromkba Chamisso Magazin 20160301