Das Meer ist nicht hier. Und doch erhebt sich die Alb wie eine Welle im Gegenlicht. Das Ich in Katja Thomas' 'Gehen mit Lou' versetzt die Landschaften, die es durchquert, in einen flirrenden Zustand. Manchmal gibt es ein Wir: eine kleine Gruppe von Menschen, die Gemeinsamkeit mit einem Tier. Eine Ankunft. Dann lösen sich die Formationen wieder, Grenzen verschieben sich. Das Ich bleibt zurück und in ihm, ein Raum im Raum, allenfalls noch der Wille zur Weltanverwandlung. Doch auch ihn muss das Ich sich erst zurückerobern, vielleicht wie ein Radar, der nach langem Defekt wiederbeginnt, die Umgebung abzutasten. 'Die offene Stelle der Wohnung, der schmale, gelb gekachelte Streifen an meinem Augenrand, erinnert mich an das Ungeheuerliche: dass ich niemals je Schutz erlangen kann.' Es sind feine, kaum sichtbare Risse, denen Katja Thomas nachspürt, und aus denen jenes Licht und jene Leichtigkeit hervorleuchtet, die nur die literarische Wahrnehmung zu erschaffen vermag.
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